DELBO – Havarien


Beeindruckend.



Kleiner Rückblick: als ich irgendwann Anfang/Mitte der Neunziger beim damals noch völlig unbekannten und in schwarz-weiß erscheinenden „Uncle Sally’s Magazin“ die Rubrik „Berliner Szene“ betreute, führte mich einer meiner ersten Berlin-Konzertbesuche in den Jugendclub „Linse“ in Lichtenberg zu einer Band namens Leistenbruch, mit denen ich – soweit ich mich richtig erinnere – auch ein Interview führte. Das ist mehr als 10 Jahre her, über was ich mit den Musikern sprach, habe ich leider längst vergessen – in Erinnerung ist mir aber geblieben, dass ich die Musik und Texte der Band mit dem zugebener Maßen selten dämlichen Namen Leistenbruch damals richtig gut und ihrer Zeit weit voraus fand. Wenn ich nur das Demotape (Blumen im Blühen) noch fände… 1995 nannten sich dann Konrad Wilde (Gitarre, Gesang), Florian Lüning (Schlagzeug) und Daniel Spindler (Bass) in Evelyns Pørk um und veröffentlichten Lieder aus dem Schlaraffenschaffenland. 1999 trennte sich die Band und ich verlor sie aus den Augen und Ohren.

Während Konrad Wilde seine musikalische Heimat bei tut (und singt). Überhaupt, dieses Netzwerk: DANIEL SPINDLER ist Mitbegründer und -gesellschafter des Bandkollektivs und Labels , um nur zwei Beipiele zu nennen. TOBIAS SIEBERT betreibt seit 2001 als Produzent das Radio Buellebrueck Studio und zeigt sich dort verantwortlich für die Produktionen von u.a. Hund am Strand, Klez.e, Mobilé, Samba, Sofaplanet, Sternbuschweg, Virginia Jetzt! und eben für das neue Album von DELBO, um das es nun hier – nach diesem kleinen Exkurs in die unendlichen Weiten des Sinnbus & Co.- Universums – endlich gehen soll.

Havarien also, das dritte Album nach holt boerge! (2001) und innen/außen (2003).
„Hast du schon die Zeit gefunden ein, zwei oder dreimal reinzuhören? Ich weiß, das Album braucht Zeit, aber dann…. ;)“ schrieb mir Annette von Loobmusik. Und obgleich DELBO noch immer in Text wie Musik verwirren können, ist Havarien vom ersten Moment packend und schlichtweg ergreifend.

Havarien beginnt mit ‚Slalom‘, das schon zu Beginn musikalisch und inhaltlich so viele Emotionen transportiert, dass man zugleich bewegt, berührt und verstört ist. „In uns sitzt die Angst…“ hinterlässt einen nachhaltigen Eindruck. ‚Delgado‘ kommt fast Kante-artig daher und ist nur eines der Glanzstücke des Albums. Dazu gehört auch zweifellos ‚Peroma‘, ein ergreifender, intensiver und nahezu erhabener Popsong, der Leben retten kann.

Ein paar Durchläufe brauchen dann einige Songs wie das vertrackte ‚Saldo‘, das postrockende ‚Reprise‘ oder der verspielte Abschlusstrack ‚Départ‘ dann vielleicht doch. Doch schrauben sie sich jedes Mail ein bisschen tiefer ins Herz. Und wer ein Herz hat, hört diese Musik.

DELBO
Havarien
(Loob Musik / Universal)
VÖ: 05.05.06

DELBO + KLEZ.E spielen live am 21.05. im Roten Salon der Volksbühne.

www.delbomat.de
www.loobmusik.de

Autor: [EMAIL=jana.schuricht@b-i-b.de?Subject=Kontakt von der Website]Jana Schuricht[/EMAIL]

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