Der Dunkle Kristall: Ära des Widerstands OST

Mary Poppins Returns, Toy Story 4, Rambo 5 – Hollywood kopiert sich aktuell vor allem selbst. Nicht nur, dass sich der Walt Disney-Konzern offenbar geschworen hat, alle seine Trickfilme neu in CGI zu verfilmen. Auch die Stephen King-Filme sind zurück im Kino und weitere etablierte Markenprodukte. Da will Netflix nicht hintanstehen und veröffentlicht 37 Jahre nach Der dunkle Kristall seit dem 30. August Der Dunkle Kristall: Ära des Widerstands, eine 10-teilige Prequel-Serie.

Der Jim Henson-Klassiker von 1982 war ein Puppen-Fantasyfilm, der den Kampf verschiedener Alienvölker um den Planeten Thra zeigte. Sprach hier zumindest Billie Whitelaw die Halbgöttin Aughra ein, spielt jetzt in der Serie sogar Sigourney Weaver die Erzählerin.

Neben einer prominenteren Synchronisation fällt die komplexere Story mit mehr Inhalt und stärkeren Figuren auf, die in fast 10 Stunden freilich besser darzustellen ist, als in 90 Minuten. Seit der Neuverfilmung von Der Herr der Ringe (2001-3) gehört sich nun das epische Ausmaß. Man denke nur an dessen ungeliebte Erstfassung von 1978.

Da die Idee zu der Vorgeschichte von Jim Hensons Tochter Laura stammt, wundert es nicht, dass neben den bewährten Henson-Puppen auch zauberhafte Orchester-Musik für den Soundtrack genutzt wird. Komponierte für den Film noch Trevor Jones für das London Symphony Orchestra, produzierten Daniel Pemberton und Samuel Sim die Serien-Musik in zwei Alben.

Im Original wechselten sich düstere Passagen mit sphärischen Harven und Panflöten aber auch mit Tavernenfolk aus Gitarre und Pfeife ab. Die Orientierung an beunruhigenden Fantasy- und Scifi-Scores, wie sie etwa John Williams schrieb und schreibt, ist deutlich.

Die Ära des Widerstands klingt dagegen eher nach PC-Rollenspielen: Neben klassischer Musik sind auch elektronische Klänge zu hören und außerdem helle Harven oder düstere Cellos, die die mystische Thra-Welt ausmalen.

Hier wurde den geierartigen Skeksen der dunkle Kristall – Zentrum allen Lebens – anvertraut von der Hüterin des Planeten, Aughra persönlich. Die Skekse stellten sich im Film als böse Hälfte gottähnlicher Wesen heraus, deren andere Hälfte die mönchsgleichen Urus sind.

Die herrschsüchtigen Skekse übernehmen nach und nach die Macht über die Völker von Thra und maßen sich neben Reichtum am Ende sogar die Unsterblichkeit an. Allmählich zerstören sie Thra und leugnen sogar diese „Verfinsterung“. Waren aber die Gelflinge immer bereit, ihren Tribut zu zahlen, reicht es einer Handvoll schließlich. Während die elbenhaften Gelflinge für die Tugend stehen, ähneln die koboldartigen Podlings übrigens den gemütlichen Hobbits aus dem Herrn der Ringe.

Der dunkle Kristall selbst hat etwas von dem rätselhaften schwarzen Monolithen aus 2001: Odyssee im Weltraum (1968). Er verspricht absolute Macht über die Völker. Die alternden Skekse entwickeln eine Methode, sie zu nutzen: Sie zwingen Gelflinge und Podlings, ihn über einen Spiegel zu betrachten, um ihnen ihre „Lebensessenz“ abzuzapfen. Was ist dieser Vorgang anderes als das Kino, das den Menschen mit großen Bildschirmen ihre Träume zeigt, um ihnen das Geld aus der Tasche zu locken? Das Kino will sein Überleben retten, denn es will nicht wahrhaben, dass seine Zeit vergangen ist. Das zeigte Once Upon a Time in Hollywood und das zeigt der Netflix-Hype.

 

The Dark Crystal: Age of Resistance. Volume 1 & 2
(Music.Film Recordings/Varèse Sarabande Records/Concord)
VÖ: 30.08.19

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