Mit nahezu zwei verschiedenen Band-Lineups eingespielt, knüpft TOM BARMAN nach langer Pause dennoch äußerst grandios an den dEUS-Meilenstein ‚The Ideal Crash‘ von 1999 an.
Blickt man auf die drei in den 90ern veröffentlichten fantastischen Alben von Belgiens Rockband No.1 zurück und macht sich anlässlich des nach sechsjähriger Pause mit großer Spannung erwarteten neuen Albums mal wieder die (angenehme) Mühe, sich diese Platten am Stück zu Gemüte zu führen, wird einem augenblicklich wieder die große Klasse dieser stets eigene und innovative Wege beschreitenden Band bewusst.
Auch die 2001 veröffentlichte Werkschau No More Loud Music spiegelte ja auf eindrucksvolle Weise die ihre drei Studioalben konstituierende aufregende Stil-Vielfalt zwischen Alternative Rock, (Bar-) Jazz und Gitarrenpop inklusive stets eingebauter überraschender Richtungswechsel und formidabler Noise-Attacken wider, doch trotz aller Experimentierfreudigkeit blieben dEUS natürlich stets unverkennbar dEUS, und das nicht nur wegen der charismatischen Stimme von Mastermind TOM BARMAN.
Schon immer ein eher offenes Bandgefüge mit wechselnden Mitgliedern – außer BARMAN gehörte das Kommen und Gehen einzelner Musiker ja quasi verpflichtend zur Tagesordnung -, nimmt es nicht unbedingt Wunder, dass das neue Album trotz der an den Aufnahmen beteiligten nahezu komplett unterschiedlichen zwei Band-Lineups insgesamt durchaus homogen daherkommt und relativ nahtlos an das souverän-reife Meisterwerk The Ideal Crash von 1999 anschließt und – zumindest in einigen Songs – sicherlich nochmals etwas eingängiger und weniger verquer klingt, was aber gerade im schillernden dEUS-Kosmos natürlich weder Langeweile noch Songwriting-Stillstand bedeutet.
Gleich der beeindruckend hymnische Album-Opener ‚Bad Timing‘ knüpft mit einem absolut vertrauten, dEUS-typischen dramatischen Songaufbau sowie energisch unterlegten, breit geschichteten Gitarren defintiv an die besten Momente ihres bisherigen Oeuvres an. Andere Stücke wiederum zitieren einfach gekonnt die größten dEUS-Pop-Momente im Stil von ‚Little Arithmetics‘, allerdings weitgehend frei von den früher natürlich auch immer sehr geschätzten kruden Richtungswechseln und in Songs wie ‚Stop-Start Nature‘ oder ‚The Real Sugar‘ auch eine Spur elektronischer und tanzbarer, was vermutlich auch auf die diversen Soloaktivitäten von TOM BARMAN zurückzuführen sein dürfte, der in der dEUS-Pause u.a. als DJ in Danceclubs ein neues Betätigungsfeld fand und zusammen mit dem Techno-DJ CJ Bolland als MAGNUS gleich ein komplettes Dance-Album herausbrachte.
Doch auch charakteristische Ingredienzen wie (schräge) Streicher-Arrangements, weibliche (Background-) Vocals und letztlich dann doch wieder ansatzweise genüsslich eingeschlagene Song-Umkehrungen finden statt, und auch soulige und quirlige Rocker (‚If You Don’t Get What You Want‘, ‚Pocket Revolution‘) haben natürlich weiterhin ihren Platz.
Insgesamt setzen dEUS auf Pocket Revolution also auf altbekannte und –bewährte Song- und Soundstrukturen, so dass man trotz der langen Pause und der etwas problematischen Aufnahmeumstände guten Gewissens von einem absolut klassischen – und großartigen – neuen dEUS-Album sprechen darf.
dEUS
Pocket Revolution
(V2/ Rough Trade)
VÖ: 12.09.2005
Autor: [EMAIL=thomas.stern@b-i-b.de?Subject=Kontakt von der Website]Thomas Stern[/EMAIL]