Die Welt ist ungerecht. Anders kann man sich ein derartiges Zuschauer-Desaster nicht erklären.
Letzten Donnerstag eröffneten THE MOVEMENTS die Europa-Tournee der Schwedischen Boogie-Rocker DIAMOND DOGS, vor sage und schreibe 9 Männeken im Berliner Magnet Club! Sie kümmerten sich trotzdem reichlich wenig darum und rockten, was das Zeug hielt. Die Musik von THE MOVEMENTS lässt sich wohl am besten mit Skandinavien Rock’n’Roll beschreiben. Was die fünf Jungs da ablieferten, war eine schweißtreibende Mischung aus den Hives, Danko Jones und den Doors mit einem Schuss Iggy Pop. Vom ersten Takt an sprühte ihnen die Energie aus jeder Pore. Der Gitarrist sah aus wie AC/DCs Malcom Young, bewegte sich genauso und spielte fantastische Rock-Solos zwischen Garage Rock, Punk und Psychedelic Space Jam.
Der Drummer wiederum sah aus wie der junge Ozzy Osbourne, leicht verpeilt, aber tight. Der Keyboarder präsentierte sich in einem Karo-Ska-Outfit. Der Sänger war ein Frontman, wie er sein sollte: zum Ende der Show mit freiem Oberkörper und völlig unter Strom.
Die Schweden hatten es nicht leicht und trotzdem überzeugten sie auf ganzer Linie. Diese Band sollte man weiterempfehlen und beim nächsten Berlin-Besuch unbedingt ansehen. Kämen sie aus unserer Hauptstadt würden sie ganz oben mitmischen.
Dann kamen die Headliner DIAMOND DOGS auf die Bühne, und mittlerweile war die Besucherzahl dann doch schon im zweistelligen Bereich. Großartiger Boogie Rock! Entspannt und groovig bis zum „Geht-nicht-mehr“. Was die Herren auf der kleinen Magnet-Bühne darboten, war in den Tiefen der späten Sechziger verwurzelt und aus dem Bauch heraus gekonnt wiedergegeben.
Die DIAMOND DOGS haben schon bessere Abende erlebt. Das konnte man am Sänger erkennen, der das Publikum mehrfach zum mitklatschen aufforderte als würde er in der ausverkauften Waldbühne rocken. Professionelle Showeinlagen inklusive Arschwackeln a la Rod Steward, dem er sowieso irgendwie ähnlich war, konnte er auch aus dem FF.
Und er hatte den Soul in seiner Stimme. Er sang kitschige Schüttelreime und war dabei einem Ausverkauf trotzdem meilenweit entfernt. Auch der Organist hat den Honky Tonk Shuffle anscheinend mit dem silbernen Löffeln zu sich genommen. Er saß ganz relaxt auf einem Stuhl und hatte sein Tasteninstrument auf seinen Knien und wird sicherlich nicht zufällig der „Duke of Honk“ genannt.
Besonders herausheben muss ich den Gitarristen. Die erste Zugabe spielte er alleine und sang dazu auch noch wie ein junger Gott. Absolut großartig, echt! Was der Typ auf seiner weißen Stratocaster gespielt hat, war wirklich der pure Wahnsinn. Keith Richards war nie so gut und wird es voraussichtlich auch nicht mehr werden. Egal…
Dieses smarte Groovemonster swingte, shuffelte und glänzte durch extrem saubere Arbeit, die für ihn offensichtlich keine war. Mit einem brillanten Sound der seinesgleichen sucht, rockte er Boogie Riffs, die es lange nicht mehr gab und die man endlich mal wieder hören wollte.
Na gut, die DIAMOND DOGS erfinden hier keine neue Musik, denn -wie gesagt- die Stones und die Black Crowes lassen herzlich grüßen. Aber sie haben ihre Lektion verstanden und lieben das, was sie da tun. Sie klingen eingängig, verbreiten gute Laune und bringen dich zum tanzen. Man kann mitsingen und trotzdem sind sie zu keiner Zeit anbiedernd oder aufgesetzt. Hier handelt es sich um eine fabelhafte Live-Band, die mehr Ruhm verdient hat, mehr Platten verkaufen sollte und die ich euch wärmstens ans bluesige Rock’n’Roll-Herz legen muss.
Hört unbedingt in ihre aktuelle Scheibe [I]Black River Road[/I] rein, sie werden es euch mit ehrlichem, handgemachtem und tanzbarem Soul Rock danken.
www.diamonddogs.info
www.themovements.com
www.magnet-club.de
Fotos: © Inferno Beats 64/ Ingo; Micke Borg
Autor: [EMAIL=marceese@b-i-b.de?Subject=Kontakt von der Website]marceese[/EMAIL]©