Am Samstag wurde die Schöne Saloon-Party von Radio Eins gefeiert. Mit dabei waren auch die COWBOYMÄNNER, jedoch machen ein Cowboy-Outfit und männlich-mürrische Mienen noch lange keine wilde Raserei…
Strohballen wehen vom Westwind getrieben über die staubtrockenen Straßen der City. Sofern die zusammen gekniffenen Augen etwas erspähen können, ist weit und breit keine Menschenseele zu sehen. Verhalten horchend kann man nur noch das eindringliche Klappern Reparatur bedürftiger Pforten vernehmen…
So oder so ähnlich stellt man sich vielleicht ein Wildwest-Szenario vor, wenn man mit Clint Eastwood und Yul Brunner als Hollywoods Helden-Auffassung von uramerikanischer Geschichte aufgewachsen ist.
Das Flair des wilden Westens sollte vergangenen Samstag auch in die Kalkscheune Berlin einkehren, jedoch entpuppte sich die erwartete Saloon-Atmosphäre als bloße Zusammenwürflung countryähnlicher Accessoires, der Wandprojektion des großartigen Films ‚Spiel mir das Lied vom Tod‘ und ein wenig Countrymusik aus der Konserve.
Einen ziemlich verhaltenen Eindruck machten vor allem auch die COWBOYMÄNNER, die eigentlich mit ihrem hochgelobten Berlin Speed Country brillieren sollten. Aber ein Cowboy-Outfit allein und männlich-mürrische Mienen machen noch lange keine wilde Raserei. Vergeblich suchte man nach innovativen Neuvertonungen altbekannter Country-Songs, stattdessen fielen BRITNEY SPEARS’ ‚One more Time‘ und KRAFTWERKS ‚Das Model‘ den COWBOYMÄNNERN musikalisch zum Opfer. Ansonsten bestand das Repertoire der fünf jungen Mannen aus Songs von Johnny Cash bis Dolly Parton und viel solidem Country, welcher sich nahezu ausschließlich durch 2/4tel Takt auszeichnete und noch dazu relativ unspektakulär arrangiert war. Vergeblich suchte man nach Slide-Effekten, Pedal Steal Gitarren oder gar zitternden Banjos, die den typischen Westernsound ausmachen.
Das Publikum ließ sich dennoch begeistert mitreißen, solch eine Band wie die COWBOYMÄNNER sieht man ja nicht alle Tage in der hiesigen Gegend. Jedoch plädiere ich dafür, bei der nächsten Saloon-Party von allen Gästen ein kollektives Bekenntnis zur Country- und Western-Liebhaberei einzufordern, beispielsweise durch Whisky-Orgien, Kostümzwang und Line Dance. Dadurch wäre dann für die breite Partygemeinschaft garantiert die erhoffte Saloon-Stimmung in fühl- und greifbare Nähe gerückt, vielleicht sogar eine waschechte Schlägerei mit inbegriffen… Yee-haaah!!!