DIVERSE – Agenda 2010

‚Meine Stadt, mein Block, meine Szene, mein Underground, mein Becks, mein Synthie, meine Decks‘ dachten sich vielleicht die Jungs von Postfuck und kompilierten „nach Jahren harter Arbeit im Berliner Veranstaltungs-Dschungel“ die Agenda 2010. In erster Linie ‚mein Electroclashpunk‘.

Viele markante Aussprüche zieren Booklet und CD-Hülle. „The great german underground sellout“, „Passion is the new loud“, „Postfuck Berlin ist Leidenschaft fürs Neue“. Dazu Becks-Flaschen, sexy Stilettos und lässige Jeans – fertig ist der Soundtrack zum Berliner ‚Underground‘ anno 2003/2004.

Es ist schon so – wenn man derzeit ebenda unterwegs ist, bekommt man wenig anderes zu hören. Live mag das ja vielleicht noch ganz lustig sein (nach 20 Becks), aber so geballt auf einer CD versammelt, nervt abwechselnd der Gröhlgesang-über-Electro-Beats, oder der 80er-Elektro-Sound auf die Dauer. Also, mich zumindest.

So alleine für sich steht aber auch Gutes auf der Agenda. Zum Beispiel ist der ASCII.DISKO-Remix von ROBOCOP KRAUS‘ ‚Fake Boys‘ durchaus gelungen und es überrascht nicht, wenn die Postfucker, auch bekannt als DJ-Team More Beat Angels, den Song in ihr „Lieblings DJ-Set“ (wie sie von der Compilation sprechen) aufgenommen haben.

DIE TÜREN sind eh‘ geil, mit MEDIENGRUPPE TELEKOMMANDER gibt’s n Schuss HipHop, KESSETEENS und VON SPAR stechen heraus, weil mit rischdisch Gitarre. Bei MIGNONs Track ‚Little Miss Feelgood‘ ist hingegen leider nichts vom Live-Gitarristen Solomon zu hören und auch der Remix von THE AIM OF DESIGN IS TO DEFINE SPACE hat keine Gitarren. Da nutzt es auch nix, wenn TRANSFORMER DI ROBOTOR METALLICAs ‚Blackened‘ auserwählt haben, denn auch dort fehlt – genau, die Gitarre.

Sachen wie SAALSCHUTZ, SPILLSBURY, THE DANCE INC., CLUB LE BOMB waren in der Art schon tausendfach auf Samplern wie ‚Neue Heimat‘ vertreten (ganz zu schweigen von den 80ern) und riefen dort schon nur Gähnen vor. Also, bei mir zumindest.

Dennoch ist dieser Sampler zwischen Techno, Wave und Punk wichtig. Er hat etwas. Eine Botschaft vielleicht? „No future war gestern“ steht im Booklet. „Es regnet Kaviar, es schneit Dividende“ singen TOLERANTES BRANDENBURG, „Wenn Deutschlands Mauern fallen, möchte ich dabei sein – wenn Chaos die Welt regiert, möchte ich dabei sein – wenn die Macht zerschlagen wird, möchte ich dabei sein“ singt das BIERBEBEN und DIE TÜREN trösten den „traurigen Skinhead“.

Es lohnt sich auf jeden Fall genau hinzuhören, bei diesen Bands aus dem ‚Underground‘ heutzutage. Also, finde ich zumindest.

DIVERSE
Agenda 2010
(L’Age d’Or / Rough Trade)
veröffentlicht

http://www.postfuck.com

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