Down I Go – Tyrant

Down I Go - Tyrant

Freunde der härteren Spielarten des Punk haben oft die Welt zum Feind. Hardcore war ja einst der Aufschrei der Jugend gegen Faschismus und Rassismus. Und wenn man mal ehrlich ist, hat die bisherige Menschheitsgeschichte mehr davon gesehen, als von Freiheit und Gleichheit. Tyrant, der erste Longplayer der Londoner DOWN I GO setzt Kriegstreibern und Diktatoren aller Zeiten ein diesen gebührendes, schwer verdauliches „Denkmal“. Unheil verspricht das sprichwörtliche Cover-Schwein, das da genüsslich den Globus frisst.

Die Band besteht aus Shouter PETE FRASER, Drummer BEN STANDAGE, Gitarrist ALAN BOOTH sowie MAREK BEREZA am Live-Bass. Dazu haben noch etliche weitere Stimmen und Musiker ihren Beitrag zum Debüt geleistet. Nach den EPs This is Disastercore und This is Robotcore könnte nun der endgültige Durchbruch für DOWN I GO ins Haus stehen.

Niemand Geringeres als Inquisitor ‚Tomas de Torquemada‘ bekommt als erster der illustren Runde aus Despoten sein Fett weg. FRASER tritt gesanglich die Tür ein mit konsequentem Gebrüll, bevor Punkriffs und Chöre einsetzen. Nach kurzer Ruhepause aus Violinen und geflüsterten Parts werden wieder lauthals Ansagen gemacht, bis der Song nach weniger als drei Minuten in Computer-Rauschen untergeht. Nicht leicht zugänglich!

Nachdem sich das Rauschen verzogen hat, baut aus düsteren Gitarren und Streichern eine gewaltige Kulisse für den Namen ‚Joeph Stalin‘ auf. Dann folgen Rap-Parts (RUPERT MORRIS) und ihnen erneut die Screamo-Attacken FRASERS. Der Chor skandiert: „Glory to Stalin, the Christ!“ Nach Screamo und Rap wird es plötzlich mit leichten Gitarren fast still und leiser melancholischer Gesang erklingt, freilich nur, um eine neuere Crossover-Packung vorzubereiten. Diese Band mag es wirklich abwechslungsreich.

Das kann auch über den Song zu Ehren seiner Majestät ‚George W Bush Jnr‘ dem II. gesagt werden. Screamo, Chor und Punkrock fusionieren hier bestens. Neben den Gitarrenbrettern fällt das Schlagzeug ein wenig zurück. Eine Stimme, wahrscheinlich die von Bush, wird in dreifacher Geschwindigkeit vom Stapel gelassen. Nicht dass FRASER ihn nicht einholen könnte. Der Track für den Lieblingsgegner Nr. 1 aller Linken wird kurz aber gut.

Überhaupt kann diese Band mit ihrem vielseitigen Sound überzeugen. Spielt sie doch auch lieber Metalcore als Hardcore und liefert einige Ausflüge in andere Gefilde ab, etwa in Prog Rock wie im bravourösen ‚Saparmurat Niyazov‘. Hier darf nicht nur „richtig“ gesungen, sondern auch nach Lust und Laune mitgegrölt werden: „Father of the Turkey!“.

Um das Ganze noch lockerer zu gestalten, mischen sich auf ‚King Henry VIII‘ doch tatsächlich Jazztrompeten in die E-Gitarren. Eine ähnliche Überraschung wartet im 11. Track, der nicht einmal vor ‚Ariel Sharon‘ Halt macht. Plötzlich kommen beschwingte Geigen um die Ecke und JAMES ROBERTSON erzählt uns gut gelaunt von den „people without a land“. Ihm folgt FRASER mit seinem bitterbösen Gebrüll.

Trotz eingestreuter schöner Melodien ist das Konzeptalbum Tyrant alles andere als leichte Kost, deftig und verspielt ist hier zu Werke gegangen worden. Immer wieder wird zu Tyrannenmord und Revolution aufgerufen, und natürlich steckt auch Spaß hinter den wütenden Stücken. Wer sich wie die Band nicht an Genregrenzen aufhält, hat hier eine lohnende Geschichtsstunde vor sich.

DOWN I GO
Tyrant
(Undergroove Records)
VÖ: 25.07.2008

www.downigo.com
www.myspace.com/downigo

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