E For Explosion – Reinventing The Heartbeat

E For Explosion - Reinventing The Heartbeat

„I wander into your kiss and wait to explode into a million pieces, through sweet miracles.“ – große Worte in dem als Single ausgekoppelten ‚I Explode‘ aus dem ersten Soloalbum von E FOR EXPLOSION aka JAMISON COVINGTON. Der junge Mann schafft es, mit schlafwandlerischer Sicherheit auf der liquiden Grenzlinie zwischen Pop und Indie zu wandeln, ohne daneben zu treten. Das hat ihm in den USA einen guten Verkaufsstart beschert, an den es in Europa anzuknüpfen gilt.

Mit 18 Jahren unterschrieb COVINGTON aus Guthrie, Kentucky zusammen mit PARKER CASE einen Major-Deal für die Emo-Band JAMISONPARKER, die unter Jugendlichen nicht nur wegen ihrer sehr persönlichen Texte ein Geheimtipp war. 2005 löste sich die Band nach nur zwei Jahren auf, und 2007 veröffentlichte COVINGTON nun als E FOR EXPLOSION die EP Paper Flowers und stellte sich dazu einen Stab aus Co- und Livemusikern zusammen, u.a. DAI BRITAIN (Keys), JOSH ELMORE (Bass), DAVE CHARLES (Gitarre) und CHRISTIAN HAYDEN (Drums). Auch entdeckte er das New Yorker Indielabel Eyeball Records für sich, wo er jetzt Reinventing The Heartbeat releaste. Schützenhilfe bekam er dabei von Dave Trumfio, der schon für BILLY BRAGG und MY MORNING JACKET hinter den Reglern saß. Seit dem 14.7. ist COVINGTON auf großer US-Tour.

Zunächst einmal ein Bravo für das Cover-Art. Blüten in Galaxien, Blumen und Sterne – das sind gleich zwei Liebessymbole in einem. Wer jetzt Klangwelten vollgestopft mit Romantik erwartet, liegt völlig richtig. Der erste Track, ‚Sunday‘, wartet mit zarten, schwebenden Gitarren und mystischen Klängen auf. Dazu haucht uns COVINGTON Liebesschwüre zu. Er scheint hinter dem sphärischen Musik-Vorhang hervorzutreten und wie in Trance zu singen. So abgehoben und ausladend präsentieren sich heutzutage nur ANGELS AND AIRWAVES.

Auf dem darauf folgenden Titeltrack singt er zumindest im Refrain deutlich energischer, fast schon unbeherrscht. Lead- und Akustikgitarre sowie Synthies sind hier ausgeglichen, ein galoppierendes Schlagzeug lockert den Shoegaze auf.
Die Songs regen nicht auf, aber an. Und sie klingen typisch US-amerikanisch. ‚Echoes‘, ein ruhiges Singer-/Songwriter-Stück, würde sich bestens auf einem Soundtrack von Teen-Serien wie „Dawsons Creek“ oder „Gilmore Girls“ machen. Auch in „Buffy – The Vampire Slayer“ hätte es gut gepasst. Man hat es doch genau vor sich: schüchterne Blicke, ein Junge, der auf dem Bett liegt und seiner Freundin übers Haar streicht; ein Happy End – alles rosarot eben.

Stimmlich kann sich COVINGTON auch manchem Boybandboy anpassen. Muss er aber eben nicht. All die durchdachten Texte von Liebe und Todesangst ähneln eher Emo-typischen Inhalten. Die Gitarren bleiben in Mustern von Alternative-Rock und Indie-Pop verwurzelt. ‚Lies, Lies, Lies‘ ist purer Pop, ohne Frage: singletauglich, einprägsam, versonnen-glücklich. Und trotzdem gerade noch hörbar. Das ist nur typisch. In den USA wird alternative Musik meistens über Pop erschlossen und nicht wie in Europa gegen Pop – Art Pop statt Anti-Haltung sozusagen. Andererseits nennt sich auf Myspace vieles, was Pop ist, Indie. E FOR EXPLOSION gehört nicht dazu, zu verschieden sind die Möglichkeiten. Man kann Einsamkeit kaum liebevoller mit Piano verpacken (‚Unit 402‘) oder sich mittels fliehender New Wave-Wände wünschen, in Schnee und Eis unterzugehen (‚Antarctica‘).

Wer einen Teenager zum Indie verführen will, der drücke ihm dieses schöne Debüt in die Hand. Zwar amerikanisch, aber weit entfernt von drögem Mainstream-Rock und triefendem Jesus-Pop. Zwar poppig, aber interessanter als jemand wie AVRIL LAVIGNE (vergleiche ‚Saving Lives‘ mit dem AVRIL-Song ‚Tell Me‘). Andererseits kommt die ehemalige Pop-Göre stimmlich natürlich stärker aus sich heraus (‚Forgotten‘), was E FOR EXPLOSION meist nur andeutend von sich preisgibt (‚I Explode‘).

E FOR EXPLOSION
Reinventing The Heartbeat
(Eyeball/ Cargo)
VÖ: 22.08.2008

www.myspace.com/eforexplosion

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