Stehen deutsche Künstler gegenüber den Ami-Kollegen mit leeren Händen da, wenn es um die ganzen Retro-Trends geht? Hat denn Deutschland keine vergangenen Genres – am Besten aus den 80ern – zu bieten, die man wieder aufleben lassen kann? Nun, da gibt es die NDW. Was lange als uncool galt, darf heutzutage gerne wieder gespielt werden. Die heutige Jugend verbindet die Langeweile des Trap-Zeitalters mit dem Kitsch ihrer Eltern. Heraus kommt bei Sänger EDWIN ROSEN das, was er „Neue neue deutsche Welle“ nennt: Synthiepop auf deutsch.
Mit weit aushallenden Lofi-Synthies fängt er selbstmitleidig auf dem Titelstück an zu singen: „Und ja, ich weiß, du suchst nach ihm, aber außer mir ist niemand hier.“ Der Drum-Computer zieht ihn weiter. Bitterkeit statt Lebensfreude – wie treffend für die Generation Z.
Die dysfunktionale Beziehung wird mit einfacher Sprache und simplen Gesang ausbuchstabiert: „Doch du sagst, es ist viel leichter. Ja, ich sei doch so viel kälter.“ Derweil kicken Beat und Synthie zum Mitnicken auf „Leichter/Kälter“. Diese unterkühlte Inszenierung wirkt tatsächlich erfrischend in der nervigen Deutschrap- und -pop-Landschaft. Das überragt auch die Referenz SILBERMOND, deren Debüt (2004) hieß wie der Titel „Verschwende Deine Zeit“ und ja seinerseits den Film Verschwende Deine Jugend (2003) zitierte.
Die fünf Songs von Edwin klingen wie aus einem Guss und doch wie verstaubte Stücke früherer Zeiten. Das muss man erst mal auf einer Debüt-EP schaffen. Cool, aber wenig.
Edwin Rosen
Mitleerenhänden EP
(IRRSINN Tonträger)
VÖ: 24.09.2021
Live
02.11.23, Hamburg, Uebel & Gefährlich
03.11.23, Berlin, Astra
16.11.23, Leipzig, Felsenkeller
17.11.23, Dortmund, FZW
18.11.23, Erlangen, E-Werk
21.11.23, München, Backstage
24.11.23, Karlsruhe, Tomihaus
30.-31.05.25, Konstanz, Campus Festival
26.07.25, München, Oben Ohne Open Air
25.07.25, Jena, Kulturarena