Angels and Airwaves – Lifeforms

Das Cover sagt es: Auf der neuen LP von ANGELS & AIRWAVES geht es um Frauen. Freilich nicht nackt wie Leonardo da Vincis Vitruvianischer Mensch, dafür in einem futuristischen, hautengen Dress. Die Beschwörung der eigenen Genialität gehört seit 2006 zu dem zusammengewürfelten Haufen. AVA sind noch immer ein Grabbeltisch älter werdender Rocker: TOM DELONGE (BLINK-182, BOX CAR RACER), der gerade seine vielen Interessen in der Firma „To the Stars… Academy of Arts & Sciences“ bündelt, DAVID KENNEDY (HAZEN STREET, BOX CAR RACER), ILAN RUBIN (NINE INCH NAILS, PARAMORE, LOSTPROPHETS) und MATT RUBANO (TAKING BACK SUNDAY).

Ähnlich wie bei dem Doppelalbum Love vor 10 Jahren ist auch diesmal ein Parallelfilm entstanden. Bei Monsters of California hat Delonge sogar Regie geführt und natürlich seine Hobbys Skaten und Ufos untergebracht. Nachdem das Album The Dream Walker (2014) ein ziemlicher Flop war, müssen AVA nun beweisen, dass sie eine Daseinsberechtigung haben.

Entsprechend versuchen sie ihrem Space-Alternative Rock ein weniger hochtrabendes Image zu geben. Im letzten Jahr spendeten sie Einnahmen mit der Power-Ballade „All That’s Left Is Love“ für wohltätige Zwecke. In den Musikvideos nähern sie sich zum Einen der HipHop-Ästetik an: sexualisierte Frauen in Unterwäsche und schnelle Kisten. Zum Anderen wird in „Losing My Mind“ Blink-182-Humor aufgerufen: Delonge macht mit TikTok-Star Rampage einen drauf in Las Vegas.

„Losing My Mind“ ist Elektro-Poprock, wie man ihn von den KILLERS erwarten würde. Ähnlich geht „Timebomb“ vor, nur mit einem KRAFTWERK-artigen Intro. Wer noch mehr 80er-Synthies will, kriegt sie mit „Spellbound“, in dem vor gefährlichen Mädchen gewarnt wird. „Automatic“ hat tatsächlich THE CURE-Harmonien drin. Tom ist erklärter Fan und brachte 2004 sogar ROBERT SMITH dazu, an dem Blink-182-Song „All Of This“ mitzuwirken.

Mit „No More Guns“ macht sich Delonge in einem Poppunksong zu einem Kritiker des US-Waffenkonsums. So stellt er sich das wohl vor: Man könne Punkrock gewissermaßen in eine Elektro-Zukunft überführen. Das Ansinnen ist gut, doch die Umsetzung lässt zu wünschen übrig. Wer ständig von visionärem Punk spricht, muss diesen auch verwirklichen. Hier sind jedoch mal wieder zu viele Ideen auf einmal eingeflossen, von denen doch wieder nur 80er-Retromanie bleibt und kein Punk. Ein eigenständiger Sound ist greifbar, aber noch immer nicht erreicht. Hier geht’s aber endlich in die richtige Richtung.

 

ANGELS & AIRWAVES
Lifeforms
(Rise/Ada/Warner)
VÖ: 24.09.2021

www.angelsandairwaves.com

Live

22.03.22, München, Tonhalle
23.02.22, Berlin, Huxleys Neue Welt
25.03.22, Köln, E-Werk
27.03.22, Hannover, Capitol

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