Mit Tondokumenten beginnt das neue Album von Mr. EKREM BORA, Erinnerungen an bessere Zeiten, an Jahre, in denen man mit Deutschrap den Namen EKO FRESH verband. War doch EKO einer der extrem Wenigen, die es wirklich mit Rap zu etwas brachten. Nun hat vielleicht nicht die Welt auf dieses Comeback gewartet, bekommt aber eine Ladung stilechter Ego-Tracks vorgelegt.
Gleich vorweg: Die Beats (v.a. von PHAT CRISPY) sind Massenware, aber hier auch nicht das Wichtigste. Textlich befasst sich der Herr in Anzug und Zylinder ohnehin hauptsächlich mit schöneren Dingen: nämlich seiner Person. In Songs wie ‚Wieder Fresh‘ oder ‚1 Mann Orchester‘, bei dem er zu jeder Note von Mozarts ‚Rondo Alla Turca‘ flowt, stellt er erneut unter Beweis, wie leicht ihm sein Style von der Hand geht. Aber auch andere kommen zum Vorschein. So klingt er zusammen mit SENTINO auf ‚Der Ghostwriter‘ wie BUSHIDO und ERCANDICE. Gangsterrap überlässt er lieber Leuten wie FARID BANG oder BASS SULTAN HENGZT (‚Widerstand‘).
Leider bleibt der Schuster nicht bei seinem Rappen, sondern widmet sich zu Ende des Albums mit dem bösen Phänomen der letzten Jahre im HipHop-Geschäft: Party-Schlager. Es fing damit an, Schmachtpopper für Refrains zu engagieren, wie es EKO zum Beispiel hier mit C’J TAYLOR von RAPSOUL tut (‚Arschloch‘, ‚Heb Ab‘). Dann sang man selber Pop (KAAS) oder mit Schlagersängern (BUSHIDO, B-TIGHT). Und nun singt man auch selbst Schlager (FRAUENARZT und MANNY MARC). Auf das heftigste Vor-den-Kopf-Stoßen der Eltern folgt die stärkste Anbiederung. Schlageraffinität ist der Schimmel auf dem alternden Deutschrap, denn beides ist billig und ohne viel Können zu produzieren. EKOs Kostproben ‚Königin der Nacht‘, ‚Frei Wie Ein Vogel‘ und das Titelstück werden von ihm mit Sprechgesang begleitet und sind ernst gemeint.
Es ist schwer, diese „Lieder“ auszublenden, kann man doch mit dem restlichen Material durchaus Spaß haben – vorausgesetzt, man teilt EKOS Themeneinfalt und Humor, wie auf dem witzigen ‚Ich komm krass‘ mit Florian Simbeck von Erkan & Stefan.
EKO FRESH
Was kostet die Welt?
(German Dream/Sony)
VÖ: 25.06.2010
www.ekofresh.de
www.myspace.com/eko-fresh
