„KID ROCK and LIMP BIZKIT came along now and nobody wanna hear you old ass sing no more“, sang einst EMINEM über ERIK SCHRODY aka EVERLAST aka „Whitney Ford“ aka…, doch nicht nur hier hat sich der gute Rapper einst verschätzt (‚I Remember‘).
Seit 18 Jahren ist der bullige EVERLAST nicht nur solo unterwegs, sondern auch dabei, seinen ganz eigenen Bruch mit dem Rap zu inszenieren. Seine Folk- und Bluessongs füttert er mit Sampels, Raps und Beats an, ohne sie an diese aufzugeben. Auf diesem Album geht es exakt so weiter, nur noch ein Stück weiter weg von seinen Wurzeln als HOUSE OF PAIN-Frontmann.
Seine einstige Combo hatte Erfolg, als HipHop gerade groß wurde. Nachdem sie sich zerstritten hatte, machte sich EVERLAST mit seinem Überraschungshit ‚What It‘s Like‘ aus Whitey Ford Sings The Blues 1998 unabhängig. Es entwickelte sich bald ein Beef mit EMINEM, der in ihm nur einen „Quitter“ sah. Seine Rivalen EMINEM und FRED DURST (LIMP BIZKIT) waren wie er zum Aushängeschild des White Trash geworden und setzten auf ihren letzten Veröffentlichungen teilweise ironischerweise auf ebensolche Akustikballaden wie er.
Vier Jahre sind seit dem letzten Album White Trash Beautiful verstrichen, aber gleich die Vorabsingle ‚Letters Home From The Garden Of Stone‘ machte bereits deutlich, dass sich der Herr noch immer auf Kurs befindet.
Die Fanfare zu Beginn des Openers ‚Kill The Emperor‘ ist für ein Intro eine typische HipHop-Geste: „Der King ist back!“. Wer jedoch der gemeinte Kaiser ist, wird bärbeißig wie immer ins Mikro gerappt. EMINEM hat bereits vor Jahren Bush Junior mit Bin Laden verglichen und sich das Palästinensertuch umgebunden. Dass es dem Moslem EVERLAST aber ernst ist, wird darin deutlich, dass es nicht bei diesem einen Song auf dem Album bleibt. Außerdem ist gut, was Obama heiligt.
Das Quietsch-Sample aus seinem HOUSE OF PAIN-Hit ‚Jump Around‘ steckt in der anschließenden aktuellen Single – das JOHNNY CASH-Cover ‚Folsom Prison Blues‘. Nun, es ist hörenswert. Jedoch hat jeder spätestens seit „Walk The Line“ beim Namen JOHNNY CASH eben dessen ersten Erfolg im Kopf und ein guter Song wird nicht besser, wenn man ihn ständig wiederholt.
Wer bereits die bluesigen Balladen des Vorgängeralbums vermisst, wird nicht auch enttäuscht – spätestens mit ‚Anyone‘ oder ‚Friend‘. Das Thema „Ich liebe dich, auch wenn ich schlecht für dich bin“ ist ebenfalls wieder dabei. Dass der Mann mit der schroffen Stimme zwar schmutzige Hände, aber ein großes Herz hat, ist bekannt.
Auch das auffällige Hin und Her zwischen orientalischen Klängen und Cello, zwischen Elektrobeats und Gitarre ist erklärbar: die Stücke bilden keine musikalische Einheit, sondern eine thematische. Das Album bietet mit seinem Titel bereits die Schubladen an: „Love“ sind die Balladen und „War“ die Anti-Bush-Tracks: „The emperor‘s got brand-new clothes. And everyone around him knows, he‘s naked. But you don‘t say a word!“ (‚Naked‘). „The Ghost Of Whitey Ford“ steht dann wohl für den Crossover-Gedanken.
„Let‘s stop the war and feed the poor“ – was für Europäer etwas verstörend wirkt, ist die Einfachheit Dutzender Anti-Bush-Songs der letzten Jahre in Punk und Pop. Denn sie impliziert, dass die US-Bevölkerung einfach gestrickt sein muss. EVERLASTS neues Album mag etwas gekünstelt und poppig daherkommen, aber es ist dafür gemacht, die US-Bürger zu bewegen. Mr. SCHRODY möchte das sein, was sein Idol CASH war: ein Volkssänger. Und er hat das Zeug dazu.
EVERLAST
Love, War, And The Ghost Of Whitey Ford
(Martyr Inc./ PIAS)
VÖ: 19.09.2008