FIRST TAKE Vol. 8


Heute mit: POLAROID LIQUIDE und PHONETIC



POLAROID LIQUIDE

Noch weitgehend unbekannt sind die Berliner von POLAROID LIQUIDE, die in der Besetzung ANTJE BECKER (Drums), BRITTA BECKER (Bass & Vocals), NICO JURTZ (Gitarre & Vocals) und VINCENZ KOKOT (Gitarre & Vocals) seit 2002 ihre von ihnen selbst als „Free Pop“ bezeichnete musikalische Vision zu verwirklichen versuchen und mit ihrem im Frühjahr dieses Jahres veröffentlichten Debütalbum überwiegend positives Presse-Feedback hervorriefen.

Nun ist das mit Eigenbezeichnungen des musikalischen Stils ja immer so eine Sache, so sagt Free Pop zunächst einmal eigentlich alles und nichts über das auf dem Album zu Erwartende aus.
Schnell wird dann aber deutlich, dass sich POLAROID LIQUIDE mittels Versatzstücken aus (experimentellem) Indie-, Postrock und Noise durchaus ihre ganz eigene Variante eines mehr als intensiven so genannten Free Pop basteln, der mal mehr, mal weniger free und natürlich schon gar nicht Pop ist. Lässig eingeflochtener, melodiöser Eingängigkeit wird meist umgehend und konsequent mit gerne auch mal dissonant anmutenden Elementen zu Leibe gerückt, postrockig-jazzige Verspielt- und Verschlepptheit steht neben kurzzeitig aufflackernden straighten Indie-Rockismen, was insgesamt immer wieder Parallelen zu den Vorreitern dieses wie auch immer genau zu bezeichnenden Genres, Sonic Youth, hervorruft, in ‚The Mall‘ oder ‚A Substitute For Life‘ auch mit frappierender stimmlicher Ähnlichkeit zu Kim Gordon oder Thurston Moore bzw. Lee Ranaldo.



Dennoch finden sich unter dem überwiegend kunstvoll verwobenen Sounddickicht inmitten ausgedehnter Instrumentalpassagen immer wieder auch wunderbare Ansätze eines Songs im herkömmlichen Sinne, die mit etwas Geduld und bei mehrmaligem Hören definitiv auszumachen sind.
POLAROID LIQUIDE verquicken auf ihrem Debütalbum entrückt-eindringliche Schönheit, verspielte bis sperrige Experimentierfreudigkeit und einen moderaten Songwriting-Gestus zu einem jederzeit ungemein intensiven und – in den stärksten Momenten – hypnotischen, mit coolen Gitarrensounds versehenen Ganzen. Free Pop eben.

Live-Dates:

17/11/06 gallery antje oeklesund
polaroid liquide + rahburt price

22/11/06 schokoladen
polaroid liquide + dragging an ox through water

01/12/2006 resonar festival @ n.b.i.
polaroid liquide + flimmern + the sea + siva + the framo

08/12/2006 resonar festival @ astra-stube – hamburg
polaroid liquide + flimmern + the sea + siva + the framo

09/01/2007 hotelbar
acoustic set als „les gratins“

www.polaroid-liquide.de
www.myspace.com/polaroidliquide



PHONETIC

PHONETIC in unserer Rubrik „First Take“ zu besprechen, mag auf den ersten Blick verwundern, gibt es die Band doch bereits seit einigen Jahren, und mit Then More Blasts From The Kapelle erschien nach dem 2003er Album Clean Causes dieser Tage bereits ihre zweite Full-Length-CD. Doch zahlreiche über die Jahre vollzogene Umbesetzungen und musikalische Neuorientierungen rechtfertigen durchaus die Aufnahme in diese Rubrik.
Außerdem hat Bands in Berlin die Band um Sänger und Gitarrist LARS HILLESHEIM angesichts der relativ langen und wechselvollen Biographie (sowie der Klasse des Albums) zum

Hervorzuheben ist diesbezüglich zunächst der schwer hitverdächtige Opener ‚Loss And Risiko‘, der noch recht unspektakulär beginnt, sich dann aber im Refrain mit wunderschönen Backing Vocals zu einem sich nachhaltig festsetzenden, fast hymnischen und vor sehnsüchtiger Wehmut nur so triefenden Indiepop-Juwel mausert, in dem PHONETIC den auch von Bands wie Interpol oder Editors bekannten, so stilvoll zitierten 80er-Gitarrenwave aufleben lassen, während ‚You Can Take Me Out Of The City…‘ oder ‚South Korean Girl‘ eher mit Anleihen an große britische Gitarrenbands der 90er wie Teenage Fanclub oder The Boo Radleys aufwarten.

Im flotten Pop’n’Roller ‚She Got Go (Revisited)‘ mit gestochen scharfen Gitarren über wippendem Rhythmus oder dem abschließenden, holprig-balladesken ‚What Is A Steak Without A Knife‘ mit sich charmant überschlagenden Vocals im Stile eines Gordan Gano (Violent Femmes) werden zunächst zwar etwas gewöhnungsdedürftige, aber auch umso launigere Töne angeschlagen, die für eine durchaus interessante Variation des bekannten Bandsounds sorgen und das Album trotz (bzw. wegen) dieser Stil-Erweiterung perfekt abrunden.

PHONETIC am 09.11.06 live im Rosi’s (+ ASCONA)

www.phonetic.info

Autor: [EMAIL=thomas.stern@b-i-b.de?Subject=Kontakt von der Website]Thomas Stern[/EMAIL]

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