FOO FIGHTERS am 17.06.2008 in der Wuhlheide


Mit einem Best Of zum Sieg.



Unverhofft kommt oft, und in diesem Fall bedeutete dies, eine E-Mail aus der Popmonitor-Redaktion mit dem Hinweis, es sei kurzfristig noch eine Karte für das FOO FIGHTERS Konzert zu vergeben. „Ich würde mich anbieten!“ Nach einem ganz reizenden, wenn auch fehl geleiteten, Versuch einer sehr guten Freundin, mich als Konzi-Begleitung an den Mann zu bringen, sollte es dann auch so sein. Mir wurde ans Herz gelegt, beizeiten zu erscheinen, „da pünktlich angepfiffen wird“. Leider war bei diesem Auftakt der Support nicht inbegriffen. Und so musste ich mir von der ein wenig betagten Dame am Getränkestand etwas von „irischer Folklore“ berichten lassen. Sie meinte dann wohl die Vorband FLOGGING MOLLY, die nach Aussagen anderer einen recht guten Eindruck hinterlassen hat. Schade, dass ich nicht in der Lage bin, dies zu beurteilen. Das sollte mich an einem solchen Abend jedoch nicht weiter irritieren, war ich doch gekommen, um Frontsänger Dave Grohl und Band live, in Farbe und großartiger Akustik zu erleben. Keine Zeit also, sich über Verpasstes zu ärgern.

Minutiös zum Anpfiff um 20 Uhr standen wir, allen erhaben, an den obersten Rängen gegenüber der Bühne mit einem weiten Blick über geschätzte 15.000 FOO FIGHTERS´ und wurden sogleich mit den Titeln ‚Let It Die‘ und ‚The Pretender‘ zu einem Open-Air-Spektakel mit Gewinnerqualifikation begrüßt. Von der ersten Minute an war klar, wer heute Torchancen hat und das Spiel für sich entscheidet und nach den Worten „Hi, this is our biggest fucking headlining show ever in Germany!“ steht fest, dass auch wir raus aus dem Abseits und rein ins Getümmel müssen!

Die folgende Show mit Festivalcharakter bot wirklich alles, was das FOO FIGHTERS Herz begehrt. Die gespielten Songs bildeten einen perfekten Querschnitt vom ersten bis zum aktuellen Album und hatten somit laute rockige, aber auch sanft melancholische Töne im Angebot. Dazwischen das herzhaft rotzige Geschwätz eines gutgelaunten Dave Grohl, der mit seinem unerbittlichen Hin und Her auf der Bühne an einen nervösen Tiger erinnerte. Andererseits zeigte er uns jedoch auch die mehr als selbstbewusste Rampensau mit Headbanger-Anlagen und brachte das Publikum wieder einmal mehr mit seinen Entertainment-Einlagen zum „Grohlen“ (sorry, der musste jetzt sein.) Um mich herum ein begeistertes Publikum mit erstaunlich hoher Textsicherheit, spielten die Jungs doch wie gesagt auch Klassiker aus längst vergangenen Zeiten.

Doch ähnlich wie die Setlist gestaltete sich auch die Anhängerschaft. Die jungen Wilden unten direkt vor der Bühne, gänzlich befreit und rücksichtslos am Pogen, Mittzwanziger bis Ü-30er auf den Tribünen, aber dennoch ausgelassen und fernab vom ruhigen Zuhören und schlussendlich die Rockopas, die in ihren Biker-Outfits fast abgeklärt das rege Treiben der Band und Fans beobachteten. Auf eine extravagante Lichtshow oder riesige Leinwände wurde diesmal verzichtet, dafür punkteten die FOO FIGHTERS allerdings mit schmetternden Gittarrensoli, einer überzeugenden Solo-Einlage des Schlagzeugers und selbst die Gastmusiker kamen bei der Bandvorstellung durch Sänger Dave um ein Einzelspiel nicht herum. So ereignete es sich, dass wir wahrscheinlich am ersten Triangel-Solo in einem derartigen Rahmen teilnehmen durften. Großartig. Das hätte selbst der Frontmann niemals gedacht.

Mit zunehmender Dunkelheit und krächzender Stimme auf der Bühne, kein Wunder bei dieser mitunter höchst anspruchsvollen Stimmakrobatik von ganz unten, nach ganz oben und wieder zurück, wurde es dann vorerst still. Es war jedoch allen klar, dass die Band getreu ihrer Aussage zu Beginn des Konzertes: „We are just fucking playing as long as we can!“, die ohnehin lang andauernde Show mit den Tracks ‚Big Me‘, ‚DOA‘, ‚Generator‘ und ‚Best Of You‘ verlängern. Nach guten zwei Stunden musikalischem Optimum und unter Berücksichtigung aller schöpferischen Anforderungen dürfte bei diesem Konzert kein Wunsch offen geblieben sein, und so machten wir uns, inmitten der Massen, zufrieden und freudetrunken auf den Heimweg. Selbst der eine oder andere Radiosender machte die Heimfahrt, welche sich als sehr stockend erwies, mit FOO FIGHTERS Erinnerungen dann gar noch relativ angenehm, und ich war definitiv selig.

www.foofighters.com
www.myspace.com/foofighters

Autor: [EMAIL=anne.erichson@popmonitor.de?Subject=Kontakt von der Website]Anne Erichson[/EMAIL]

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