Früher gab es mal die Unterscheidung zwischen E- und U-Musik. Grad in Indie-Kreisen trifft man hin und wieder einen Kompromiss an: Ja, wir machen schiere Unterhaltung, wollen aber ein gewisses Niveau nicht missen. Dazu gibt es auch Gegenbewegungen, die hier schon Spießigkeit und Ordnung wittern. Nun kann man natürlich auf Ballermann-Touristen von oben herabschauen. Aber scheinbar gibt es auch unter Indies Bedürfnisse des Ausgelassen- und Berauschtseins. Denen trugen FRISKA VILJOR am 19. Februar ohne Pardon Rechnung.
Geduldig wartet man, bis sich die Halle des Potsdamer Waschhauses zumindest zur Hälfte gefüllt hat. Die Blues-Combo LENA MALMBORG tritt wie im letzten Jahr als Vorband nur in weiblicher Besetzung auf: drei Damen begleiten LENA (Gitarre) im Gesang, am Bass, Schlagzeug und an der Mundharmonika. Mal mit Country-, mal mit Singer-/Songwriter-Schwerpunkt werden ruhige, verhaltene Songs wie ‚The Killer‘ geboten. Sie werden etwa durch Pfeifen (‚It’s time for a decision‘) oder das Xylophon aufgelockert, das LENAs Schwester SOPHIE spielt.
Nach einer halben Stunde Pause kommen endlich DANIEL JOHANSSON und JOAKIM SVENINGSSON auf die Bühne und machen sich auf Mini-Ukulele und Harmonika mit ‚Daj Daj Die‘ warm. MATTHIAS ARESKOG, MARKUS BERGQVIST und LUDVIG RYLANDER nehmen ihre Positionen ein und LENA MALMBORG vertritt kurzzeitig MARIA LINDEN.
Nach dieser bierseeligen Einstimmung wird auf Riffs ‚Monday‘ gestartet und vor der Bühne greift alsbald das Pogen um sich. Im Anschluss an die Uptempo-Nummern müssen die Herren wohl selbst erst einmal wieder runterkommen, um zu zweit und akustisch ‚Goldfish‘ und ‚Tell me‘ hinzujammern. So wird ja auch der Eine melancholisch, wenn er trinkt, während der Andere fröhlich wird. Das Gelalle, das in jedem zweiten Song einsetzt, beruht auf der Grundregel aller Mallorca-Partyschlager-Produzenten: Der Refrain muss so einfach sein, dass man ihn betrunken noch singen kann.
Logischerweise geht es mit ‚On and on‘ wieder in die Vollen, worauf das fast nachdenkliche ‚Hibiskus Park‘ folgt. Das Publikum ist bestens unterhalten und in Partystimmung, wie es sich gehört. Natürlich lassen die Zugaben dann auch nicht lange auf sich warten. Die Songs werden immer schneller durchgeblasen und die Zuschauer zum Mitgröhlen („Lalala!“) animiert. Man merkt: Die Band, die beständig solche Konzerte spielt, erlangt Kondition und behält ihren Spass an der Freud. Einprägsam bleiben natürlich springende Menschenmengen, das Trommelfeuer des Drummers und das stete breite Grinsen von JOHANSSON und SVENINGSSON, die mit Potsdam sichtlich zufrieden sind.
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Foto: © FRISKA VILJOR