Gaming Soundtracks – von Atmosphäre und Nostalgie

Schon im 8- und 16-Bit-Zeitalter haben Komponisten versucht, so viel wie möglich aus den Soundchips herauszuholen. Teilweise mit herausragenden Soundtracks, die sich heute ebenso gut anhören wie vor über 20 Jahren. Heutzutage sind die Komponisten weniger eingeschränkt. Nicht wenige Videospiele nehmen ihre Soundtracks mit einem Orchester auf. Oder es werden – was in den 90er Jahren aufgrund der Technik undenkbar schien – tatsächliche Songs verwendet.

Die richtige Musik macht den Film unverkennbar. Quelle: Pixabay.de

Der Soundtrack ist elementar für die Inszenierung eines Videospiels. Nur wenn der Soundtrack mitspielt, ist das Spiel imstande, unvergessliche Momente zu schaffen, Atmosphäre zu kreieren, vielleicht sogar an den Gefühlen des Spielers zu rütteln. Spannend zu sehen ist, wie verschieden Entwickler an ihre Soundtracks herangehen.

Mit Soundtracks durch die Zeit reisen

Gaming Soundtracks verstehen es auf wundervolle Weise, vergangene Zeiten wiederaufleben zu lassen. Guardians of the Galaxy ist eigentlich ein Sci-Fi-Adventure, aber an Bord der Milano erklingen reihenweise Hits der 80er Jahre: Take on Me, Holding Out for a Hero, Wake Me Up Before You Go-Go – ein Hit folgt auf den anderen. Warum es ausgerechnet Songs aus den 80ern sind: Peter Quill – Anführer der Guardians of the Galaxy – ist im Jahr 1988 von der Erde entführt worden. Der einzige Besitz, der ihm geblieben ist: Ein Kassettenrekorder mit einem Tape aus eben dieser Zeit.

Auch andere Computerspiele versuchen sich an Zeitreisen. GTA Vice City basiert auf dem Miami der 80er Jahre. Vor allem die Radiosender wecken nostalgische Gefühle. Michael Jacksons Billie Jean, Cutting Crews (I Just) Died In Your Arms und sogar Nenas 99 Luftballons haben es in den Ableger der GTA-Reihe geschafft. Zwischen den Missionen ist so mancher Spieler versucht, ein paar Minuten länger an den Stränden entlangzubrettern, nur um dem nächsten Song zu lauschen.

Nicht immer ist die Vergangenheit das Ziel. Futuristische Spiele sind oft bereits am Soundtrack zu erkennen. Mass Effect gibt die unendlichen Weiten des Weltraums bereits im Main Theme preis. Spätestens Battle of Eden Prime – kurz nach dem Intro zu hören – holt den Spieler endgültig ins Sci-Fi-Zeitalter. Unglaublich episch ist auch das Main Theme der Halo-Spiele. Es genügt, das Theme nur zu erwähnen – schon ertönt bei Fans der Chor im Kopfkino.

Stimmungsvolle Soundtracks in Online Spielen

Auch in Online Casino Spielen kommt der Hintergrundmusik immer mehr Bedeutung zu. In den 2000er Jahren begnügte man sich mit simplen Sounds. Heute orientieren sich insbesondere Slots stärker an Videospielen. Bei Dead or Alive 2 dauert es gar nicht lange, bis ein Hund laut bellend von sich reden macht. Kurz darauf ist ein Schuss in der Ferne zu vernehmen. Als Nächstes ist die Kirchglocke zu hören. Im Wind schwingt und klappert eine Laterne. Alles ist darauf aus, an den Wilden Westen zu erinnern. Dies gelingt Dead or Alive 2 mit beeindruckend wenig Klängen.

Andere Spielautomaten experimentieren mit Playlists und Songs. Für Immortal Romance hat Entwickler Microgaming Songs einsingen lassen, die nur während der Freispiele zu hören sind. Mittlerweile sind die Songs auch online abrufbar, ohne jedes Mal die Freispiele zu aktivieren. Wieder anders ist NetEnt bei Guns N’ Roses vorgegangen. Dieser Slot heißt nicht nur wie die gleichnamige Hard-Rock-Band, sondern spielt auch ein paar ihrer bekanntesten Lieder ab. Die Walzen rasten zu Songs wie Welcome To The Jungle oder Paradise City ein. Insgesamt entpuppt sich der Slot als ein ewig andauerndes Konzert.

Bei Kartenspielen wie Blackjack oder Poker sind die Soundtracks weniger erfindungsreich. Hier stehen das Poker-Wissen und die Black Jack Regeln im Vordergrund. Wären im Hintergrund Spieler zu hören, die mit ihren Chips klappern oder Getränkebestellungen aufgeben, wäre dies sicherlich atmosphärisch, aber wohl auch störend. Gerade bei ruhigen Casino-Spielen ist es zu bevorzugen, dass sich die Musik eine Auszeit nimmt. Wer doch Lautstärke braucht, um beim Blackjack Entscheidungen zu fällen, startet einfach eine Playlist bei einem beliebigen Musikanbieter.

Musikuntermalung, die an den Nerven kitzelt

Mitunter unterfüttert der Soundtrack die Atmosphäre in einem Spiel nicht nur, sondern schafft sie, lenkt sie in die gewünschte Richtung. Steht der Spieler in Final Fantasy dem Endboss gegenüber, nimmt die Musik an Fahrt auf, dröhnt schneller und lauter. Gleiches ist bei den Yakuza-Spielen zu beobachten. Sieht sich der Protagonist mit einem Gegner konfrontiert, der über mehrere Lebensleisten verfügt, schreitet die musikalische Untermalung zum Galopp. Auch in den Zwischensequenzen verstärkt der Soundtrack immer wieder die Emotionen der Figuren.

In Horrorspielen wie Resident Evil oder Dead Space ist der Soundtrack entscheidend, um Furcht und Schrecken zu vermitteln. Oft tritt die instrumentale Musik jedoch in den Hintergrund, um den Sounds mehr Raum zu geben. Während der Spieler in Dead Space vorsichtig durch die verlassene Raumstation streift, sind immer wieder Laute zu hören, als würde sich etwas in den Luftschächten bewegen. Manchmal ist im Augenwinkel sogar etwas zu sehen. Das Zusammenspiel des Gehörten und Gezeigten ruft die herrliche Angst hervor, der sich Fans des Genres nur allzu gern hingeben.

Die besten Soundtracks untermalen das Gezeigte

Plattformer wie Donkey Kong Country und Banjo-Kazooie sind für einige der besten Soundtracks der Videospiel-Geschichte verantwortlich. Jump & Runs sind für kreative Genies wie David Wise und Grant Kirkhope wie gemacht, um sich musikalisch auszutoben. Denn: Oftmals springen und rennen die Spieler in diesen Spielern durch die verschiedensten Welten. Das erste Level gleicht einem Dschungeldickicht – in der nächsten Welt wartet ein Geisterschloss – am Ende folgt ein Weltraumspaziergang. Diesen grafisch abwechslungsreichen Abschnitten mit dem Soundtrack gerecht zu werden, erfordert ein hohes Maß an Kreativität.

Die Soundtracks der Donkey Kong Country-Spiele und von Banjo-Kazooie (und dem Nachfolger Banjo-Tooie) sind derart eindrücklich, dass der bloße Klang der Spiele nostalgische Erinnerungen wachrüttelt. Aquatic Ambiance – die Hintergrundmusik in einem Wasserlevel des ersten Donkey Kong Countrys – hat sich mit seiner beruhigenden Stimmung ins Gedächtnis vieler Spieler gebrannt. Obwohl Wasserlevel in Jump & Runs selten auf viel Gegenliebe stoßen, wird Aquatic Ambiance immer wieder gern abgespielt. Auf YouTube gibt es sogar ein 10-Stunden-Video mit allein diesem Song.

Manchmal mag der Soundtrack nicht so erinnerungswürdig sein, wie in anderen Spielen. Dennoch erfüllt er seine Aufgabe mit Bravour. Crash Bandicoot hat zum Beispiel einen fantastischen Soundtrack, ist aber aus irgendwelchen Gründen leicht zu vergessen. Viel schlimmer wäre es allerdings, wenn der Soundtrack nervig wäre. Denn: Crash Bandicoot gehört zu den schwierigsten Jump & Runs. Das bedeutet, Levelabschnitte müssen häufig wiederholt werden. Je gelungener die Musik, desto weniger schmälert die Frustration, die sich beim 20. Versuch des Levels im Gesicht des Spielers abzuzeichnen droht, das Spielvermögen. Insbesondere in den schwierigen Zeitrennen ist die Qualität des Soundtracks Gold wert.

Gaming Soundtracks, die an Film Soundtracks erinnern

Gaming Soundtracks sind chaotischer als Soundtracks in Filmen. Der Grund liegt auf der Hand: Durch die unterschiedlichen Videospiel-Genres ergeben sich ganz andere Anforderungen an den Soundtrack. Zudem ist das Medium Videospiel jünger als der Film. Mitunter sind sich Filme & Videospiele aber auch einig. The Last of Us ist eines der erfolgreichsten Action-Adventures und – anders als Super Mario oder GTA San Andreas – ein lineares und storylastiges Spiel. Wie der Zuschauer im Kino folgt der Spieler bei den The Last of Us-Spielen einem linearen Verlauf.

Zwischendurch darf der Spieler zwar abseits der Pfade wandeln, aber es gibt stets einen klaren Hauptpfad, auf dem das Abenteuer weiter voranschreitet.

Diese klare Linie erleichtert es Komponisten, die Musik ähnlich wie in Filmen zu schreiben. In Zusammenarbeit mit den Entwicklern lassen sich Momente finden, um Kontrapunkte zu setzen, Spannung anzufeuern, Gefühle walten zu lassen. Der Spieler taucht stärker ins Geschehen ein, ist emotional näher an den Figuren dran. Kurzum: Das Ziel der Immersion ist erreicht.

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