GIRL IN RED gehört zu den Profiteurinnen der Coronakrise. Sie hat Soundcloud hinter sich gelassen, wo sie ihre ersten Tracks hochlud, und ist auf die fetten Plattformen wie Youtube und TikTok gezogen. Hier hat sie sich vom Geheimtipp zur kleinen queeren Ikone entwickelt. Natürlich will sie mehr als Lesbenpop sein und öffnet ihre Möglichkeiten mit dem zweiten Album deutlich.
In „Serotonin“ begrüßen E-Gitarren. Dann tauchen zarte Beats auf und MARIE RINGHEIM singt professionell und rappt sogar. Whoa, that escalated quickly! Hier setzt sich die Norwegerin erneut, geradezu medizinisch mit der Depression auseinander. Und wem stammt diese Produktion? Von FINNEAS O’CONNELL, Bruder und Mastermind hinter BILLIE EILISH.
Der Popsong „Did You Come!“ spricht offen über Sex und hat nur noch wenig mit den Lofi-Tracks ihrer Frühzeit zu tun, die sie noch im Schlafzimmer aufnahm. Das gequälte „Body And Mind“ schielt zudem deutlich auf den BILLIE EILISH-Hype. Hier schreit sie sich sogar durch seltsame Elektrobeats.
Diese überschnelle Weiterentwicklung ist fast schade. Klar, ein Indierocker wie „You Stupid Bitch“ macht Spaß und animiert ordentlich zum Tanzen. Doch frühe Fans könnten schon wieder flüchten. Wer will schon zwischen den ganzen TikTok-Kids rumstehen? Andererseits schafft es Girl In Red mit solchen Tracks sicher auf die Indie-Festivals. Songs wie „Rue“ und „.“ dagegen können als wirkliche Weiterentwicklung ihres ersten Stils verstanden werden.
Girl In Red
If I Could Make It Go Quiet
(World in Red/AWAL)
VÖ: 30.04.21