[B]The Minister of Sinister …[/B]
Mit dem ursprünglich als Soloprojekt konzipierten GOTHMINISTER hauchte der norwegische Horrorcomicautor BJøRN ALEXANDER BREM einem seiner Charaktere mit Hilfe der eigenen Person und musikalischer Liveshow Leben in der realen Welt ein.
Neben dem musikalisch-künstlerischen Aspekt dient ihm das Projekt nicht zuletzt auch dazu, seine eigenen Ängste und Negativerfahrungen zu verarbeiten.
Nachdem das Debütalbum [I]Gothic Electronic Anthems[/i] anno 2003 frischen Wind in die Gothicrock-Szene geblasen hatte und der skandinavische Flattermann auch live auf einschlägigen Festivals wie dem Wave Gotik Treffen und dem M’era Luna mit stimmiger Bühnenshow zu überzeugen wusste, meldet er sich nun, zwei Jahre später, gemeinsam mit seinen Mannen (und einer Frau) zurück an die düstere Front.
Noch finsterer, noch schwergitarrenlastiger, dafür weniger elektrogespickt soll der neue Silberling sein, wie die Presseinfo anpreist.
Zunächst fallen beim Betrachten des Covers und der Pressefotos japanische Schriftzeichen und in lateinischer Umschrift niedergepinselte Vokabeln wie „Yume“ oder „BiJutsu“ auf, die sich mir dank Hobby-Japanisch als „Traum“ und „Todeskunst“ erschließen. Auch erinnern die Scherenschnittfiguren auf der Rückseite stark an die Silhouetten der „Mortal Kombat“ – Prügelspiel-Protagonisten.
Ein wenig Nachforschen zur augenscheinlichen Nippon-Connection erbringt jedoch, dass es sich hierbei lediglich um den neuesten Image-Trend handelt, den sich Kostümdesignerin und Bühnenperformerin DEMENTIA alias SANDRA JENSEN erdacht hat. Tiefere Verwebungen in der Bandphilosophie oder –geschichte existieren leider nicht. Halt, Moment: Der GOTHMINISTER mag japanische Horrorfilme.
Das war’s aber auch schon.
Nun aber zur Musik: Es stimmt wohl, man ist härter und gitarrenbetonter geworden. Das liegt aber weniger daran, dass elektronische Elemente gekürzt wurden, die sind nicht weniger vorhanden als auf dem Vorgänger. Lediglich die Abmischung hat sich eindeutig geändert: Die Gitarren dominieren jetzt klar das instrumentale Klangbild.
Zumindest Teilschuld daran trägt Mixer STEFAN GLAUMANN, der unter anderem Bands wie Rammstein, Clawfinger und Paradise Lost zu seinem Kundenkreis zählen darf.
Auch das Fehlen der ruhigen, eher balladenhaften Stücke, die den Vorgänger stilistisch erweiterten, trägt sein übriges zum schwereren Klangbild bei (mir allerdings nur recht, ich mochte die Klimperstücke eh nicht besonders).
Hymnenfans versuchen’s zuerst mit ‚Happiness in Darkness‘, die Headbanger spielen ‚Monsters‘ an und Freunde langsamer Schwere halten sich an ‚Nachtzehrer‘.
Nett ist auch der Bonus-Videotrack, der Live-Ausschnitte des M’era Luna – Gigs zeigt, bei dem auch Catastrophe Ballet – Frontmann ERIC BURTON, seines Zeichens außerdem Kopf der Indie-Promofirma Hardbeat Propaganda, die unter anderem auch GOTHMINISTER vertritt, guest vocals zum Besten gibt.
Bleibt halt alles in der Familie sozusagen. :D
Insgesamt bietet [i]Empire of Dark Salvation[/i] – genau wie auch weite Teile des Vorgängers – geradlinigen, extrem tanzbaren, jetzt etwas gitarrenlastigeren Gothicrock mit Electro-Einflüssen, der sich nicht hinter Branchengrößen wie beispielsweise dem in meinen Augen schon etwas szenemüden und verbrauchten Marilyn Manson (geh lieber malen! >;) ) zu verstecken braucht.
Mögen auch Texte und optische Präsentation der Band zum Teil etwas klischeeüberladen wirken, so ist die aktuelle Scheibe eine konsequente Weiterführung ihres musikalischen Konzepts und damit sowohl Liebhabern des Erstlingswerk als auch noch Ahnungslosen (mindestens zum Antesten) bedenkenlos ans Herz zu legen.
GOTHMINISTER
[I]Empire of Dark Salvation[/I]
(Drakkar/ Sony)
VÖ: 04.04.05
Autor: [EMAIL=alex.lorenz@b-i-b.de?Subject=Kontakt von der Website]Alex Lorenz[/EMAIL]