Grey Daze – Amends

Als CHESTER BENNINGTON, Shouter und Frontmann von LINKIN PARK, am 20. Juli 2017 sich das Leben nahm, war noch nicht einmal ihre One More Light-Tour beendet. Für den damaligen Herbst war eine Reunion seiner ersten Band GREY DAZE geplant, alte Aufnahmen sollten neu eingespielt werden. Denn Chester war und blieb ein Grunge-Sänger. Die Neuaufnahmen sind erst im vergangenen Jahr geschehen – ohne ihn.

1993 – mitten in der brodelnden Grunge-Zeit – gründeten Drummer SEAN DOWDELL und Bassist JONATHAN KRAUSE Grey Daze. Bennington und Gitarrist STEVE MITCHELL kamen später dazu. Ihr erstes Album Wake Me erschien 1994 und ihr zweites …No Sun Today 1997 bereits nach dem Grunge-Hype. Es war also, könnte man sagen, Post-Grunge. Nach Krause verließ auch Chester die Band 1998, um dann zum Glück für XERO entdeckt zu werden, aus denen Linkin Park entstand. Von Grey Daze ist noch Gründungsmitglied Dowdell geblieben für Drums und Backing Vocals. Der neue Bassist ist MACE BEYERS und die Gitarre spielt CHRISTIN DAVIS.

Die weiße Rose für Chester auf dem Cover erinnert an die rote Rose von DEPECHE MODES Violator. Als Trauergäste kommt eine illustre Schar aus Grungern und NuMetallern zusammen: Chesters Sohn JAIME hat sich nicht nur für die Neuaufnahmen der alten Tracks eingesetzt, sondern singt auch im „Soul Song“ mit. Hier ist ebenfalls an der Gitarre CHRIS TRAYNOR (HELMET, BUSH) zu hören, der auch für „Sometimes“, „Just Like Heroin“ und „What’s In The Eye“ aktiv wurde. Für „What’s In The Eye“ spielt zudem MARCOS CURIEL (P.O.D.) und Helmet-Chef PAGE HAMILTON ist in „Sickness“ dabei. BRIAN WELCH (LOVE AND DEATH) und JAMES SCHAFFER von KORN spielen Gitarren in „B12“. Welch und JASEN RAUCH (LOVE AND DEATH, BREAKING BENJAMIN) üben sich an „She Shines“. RYAN SHUCK, der schon bei Linkin Park und Chesters Nebenband DEAD BY SUNRISE mitwirkte, spielt für „In Time“ Gitarre. Weitere Musiker kommen dazu.

Nachdem Grey Daze Interviews und eine kleine Doku veröffentlicht haben, eröffnen sie hier 11 Tracks aus ihren beiden Alben. Das ist eine Art Best-of, nur „Wake Me“ fehlt vielleicht. „Sickness“ beginnt mit Linkin Park-artiger Elektronik und Chesters Worten „I’m a whore and I’m feeling sorry for myself.“ Nein, ein Kind guter Laune war er nicht. Mit seinen Bands verarbeitete er Gewalterfahrungen.

„Sometimes“ startet akustisch und zeigt Bennington als den talentierten Sänger, der er war. „The Syndrome“ ist ein spaciger Remix des Originals „The Down Syndrome“, etwa so wie 2002 das Remix-Linkin Park-Album Reanimation entstand. Damals sang JONATHAN DAVIS von Korn „One Step Closer“ neu ein („1stp Klosr“). Seine Bandkollegen arbeiten jetzt in „B12“ mit, einem der wohl ersten Songs, in dem Chester versuchte zu rappen – vielleicht sein erster NuMetal-Track. Solch eine Elektro-Neubearbeitung kann die Aussage eines Liedes verstärken, sie aber auch verwirren wie bei der misslungenen Reinterpretation von „She Shines“.

Benningtons einsame Gedanken wie in „Soul Song“, seine Selbstzerrissenheit wie in „Just Like Heroin“ werden wieder spürbar. Der Titel des Projekts Amends stammt übrigens aus dem Stück „Morei Sky“, in dem Chester sang: „If I had a second chance, I’d make amends, only to find myself losing.“ Doch Dowdell ist sich in einem Interview sicher: “Basically, we approached every single song with the intention of making sure that Chester would be proud of it.”

 

Grey Daze
Amends
(Loma VIsta Recordings)
VÖ: 26.06.20

www.grey-daze.de

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