Das Remix-Projekt Amends, das alte GREY DAZE Songs überarbeitet und teilweise neu produziert veröffentlichte, war erfolgreich – in einer Zeit, in der Künstliche Intelligenzen anfangen, verblichene Bands einfach zu kopieren, sogar ein künstlerisch wertvolles Vorhaben. Jetzt dürfte jeder LINKIN PARK-Fan wissen, wer CHESTER BENNINGTONs erste Band war. Schon im letzten Jahr war dann mit Amends…Stripped eine Akustik-EP drin. Doch was ist mit den anderen Grey Daze-Songs und -B-Seiten? The Phoenix erfüllt hier alle Träume.
Schon Chester hatte kurz vor seinem Tod das Remix-Projekt beider LPs mitangestoßen. SEAN DOWDELL, der Grey Daze-Drummer führte es weiter. Als Produzenten bewirken Esjay Jones und Lucas D’Angelo, dass die Band besser und aktueller klingt, als je zuvor. Die alten Grunge-Titel können jetzt getrost wieder gespielt werden.
„Saturation (Strange Love)“ bietet Chesters explodierende Vocals und groovende Gitarren an, bevor Bennington melancholisch zu Elektrofetzen und Drums singt. Auch „Here, Nearby“ wurde umbenannt (in „Be Your Man“) und klingt ebenfalls härter und zeitgemäßer als die alten Aufnahmen. Hier hat sich die Überarbeitung wirklich gelohnt. Wie hart und wunderbar dieser Sänger klingen konnte, wenn man ihm die geeignete musikalische Kulisse gab!
„Hole“ ist dagegen eine misslungene Uminterpretation, die der ursprünglichen Version nachsteht. Dass hier Chesters Lieblinge, die Zwillingstöchter Lily and Lila Bennington, zu hören sind, macht die Sache nicht besser, aber legitimer. „Wake Me“ klingt dem Original zu ähnlich und ist damit unnötig.
Interessanter ist „Holding You“ als Neo-Rocksong geraten, an dem übrigens DAVE NAVARRO (JANE’S ADDICTION) mitwirkte. Dem Post-Grunge bleibt „Believe Me“ überzeugend treu, auch dank RICHARD PATRICK (FILTER, NINE INCH NAILS), der in den Jahren 2005-07 mit den DELEO-Brüdern von STONE TEMPLE PILOTS die Band ARMY OF ANYONE bildete. Dieses Projekt war sinnvoller als die Zusammenarbeit von Chester mit den Stone Temple Pilots (2013-15).
Zwischendrin singt Chester freundliche Jugend-Lyrics. Was da los? Richtig! Da gab es ja tatsächlich das DRAMARAMA-Cover „Anything Anything“. Im Vergleich zum Pianopop im SOMETHING CORPORATE-Cover hat TYLER BATES (MARILYN MANSON) hier einen härteren Poppunk geschaffen. Hätte dies vielleicht ein Weg für Chester sein können?
Grey Daze
The Phoenix
(Loma Vista Recordings/Concord Records)
VÖ: 17.06.22
