Andere Rapper paffen dicke Zigarren. Ganz ehrlich, Pfeife? Wie das wilde Mädchen aus HELGE SCHNEIDERS „Es Gibt Reis Baby“? HAIYTI darf wohl alles und wird nicht lustig. Nein, Sui Sui ist inhaltlich am Ernstesten zu nehmen, was ihren bisherigen Output betrifft.
Trappig und mysteriös ruhig klingen die Vibes. Haiyti vertraut Produzent Projekt X das gesamte Album an und ihre Refrains sowie einige Parts dem Autotune. Sie erlaubt sich mehr denn je, ihre Stimme hoch auch für den Gesang einzusetzen. Sie hat es dabei nicht mehr nötig, rumzuschreien. Statt Drogen- und Battle-Tracks hält sie es bei ihren Business-Storys: krumme Dinger international. Dabei hängt sie wie immer mit den harten Jungs rum, in „Toulouse“ etwa mit ALBI X und im „Barrio“ mit VEYSEL. Andererseits klingt „Ich Hab Mit Dem Money getalked“ eher nach „Wieso?“ von YUNG HURN.
Einsam ist es an der Spitze. Hier ist irgendwie eine Popsängerin an eine eigene Deutschrap-Sprache gekommen und macht damit ihr Ding – ganz allein („Blizzard“, „SR&Q“). Ihre einzigartige Nische ließe sich auch kaum von einer anderen ausfüllen. Die gestresste und leicht dunkle Stimmung wird allein von den Pflicht-Tracks „La La Land“ und „Photoshoot“ unterbrochen. Selbst wenn die Dancehall gefüllt wird („Asbach“), wirkt das irgendwie ausgebrannt („Audrey“): „Keine Diamonds, doch is okay. Ich war glücklich für ein‘ Moment.“ Ein „Drogenfilm“ oder ein One-Night-Stand bringen halt nur kurze Kicks.
Haiyti
Sui Sui
(Haiyti Records/Warner)
VÖ: 03.07.2020
Live
25.07.20, Stade, Lichtspielgarten Open Air