HOT CHIP – One Life Stand


Happiness is what we all want.



Clubbesucher: „Boah, wer is’n das?“
DJ: „Hot Chip“
Clubbesucher: „Wie, Heißes Schiff?“

Es gibt tatsächlich noch Leute, die den Indietronics-Act überhaupt nicht kennen. Dabei haben sie uns vor drei Jahren einen Dancefloor-Evergreen geschenkt, der heute und wohl immer alle Arme in die Luft gehen lässt. „Over and over, like a monkey with a miniature cymbal…“ Dazu kann man tanzen. Auch das zweite Album war gespickt mit schnellen Nummern, die sich in jedem DJ-Plattenkoffer gut machen. Und dann kam vor ein paar Monaten die Pressemitteilung, HOT CHIP würden auf ihrem nächsten Album ruhiger werden wollen. Hilfe! Keine Tanzmusik mehr?

Mit der ersten Single ‚Take It In‘ bestätigten sich die Befürchtungen, dass HOT CHIP auf ihrem kommenden Album wohl in etwas ruhigeren Fahrwassern kreuzen würden. Aber: Tanzbar ist es trotzdem… dann ist ja alles gut. Auch die zweite Single ‚One Life Stand‘ ist zum Tanzen geeignet. Sogar noch mehr als die erste. Warum haben wir uns da Sorgen gemacht?

Das hört man schnell, wenn man sich One Life Stand, das dritte HOT CHIP-Album, komplett anhört. Es ist langsam. Und ruhig. Und die genannten Singles sind schon irgendwie das flotteste, was dieser Longplayer zu bieten hat. Nach dem ersten Hören bleibt ein bisschen Enttäuschung zurück. Aber wer Alben nur einmal hört, der hat eh verloren.

Nach und nach offenbart sich One Life Stand. Der Opener ‚Thieves In The Night‘ allein hat Potenzial sowohl zum Bewegen als auch zum Beruhigen. So muss ein Album anfangen! Weiter geht’s mit 90er-Jahre Trance-Flächen im Song ‚I Feel Better‘. Wäre das nicht im HOT CHIP-Mantel präsentiert, der Song wäre hart an der Grenze zur Technopartybeschallung. So aber wird das sicher eines der Lieblingslieder vieler HOT CHIP-Fans. ‚We Have Love‘ ist dann diesbezüglich noch mal einen Zacken schärfer und zeigt, wer hier die Fernbedienung für die Diskokugel hat.

Doch um noch mal die Vorabinformation der Band aufzugreifen, One Life Stand würde ein ruhiges Album werden: Im großen und ganzen kann man das schon so unterschreiben. ‚Brothers‘, ‚Slush‘ (das schon wegen seiner Backgroundvocals auf jeden Fall um Kopf bleibt: „Hummana, hummana, hummana…“) oder ‚Alley Cats‘ sind eher langsame Kollegen. Aber vor allem in Letzterem zeigt sich die Stärke von HOT CHIP, die den Sound der Band einmalig macht. Denn abgesehen vom musikalischen Faktor, ist es doch vor allem das Zusammenspiel und die Gegensätzlichkeit von Joe Goddard und Alexis Taylor – oder besser gesagt ihren Stimmen – die HOT CHIP ausmachen.

Stilistisch haben HOT CHIP allerdings keinen großen Sprung gewagt. Die Titel auf One Life Stand hätten sich auch fast alle schon auf dem Vorgänger-Album befinden können. Aber das war ja gut. One Life Stand ist es ebenfalls. Es wurde eben einen Gang zurückgeschaltet. Doch wenn man langsamer fährt, sieht man ja auch viel mehr von der Welt.

HOT CHIP live am 12.03.10 in Berlin im Astra.

HOT CHIP
One Life Stand
(EMI Record/ EMI)
VÖ: 29.01.10

Autor: [EMAIL=melanie.gollin@popmonitor.de?Subject=Kontakt von der Website]Melanie Gollin[/EMAIL]

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