1999 war für die Musikindustrie ein großartiges Jahr, satte 25 Mrd. US Dollar konnte man als Einnahmen verbuchen. Die Digitalisierung der Branche war im vollen Gange und jeder hatte seine alten Schallplatten gegen neue CDs eingetauscht. Doch mit der Digitalisierung schaufelte man auch sein eigenes Grab. Ende der 1990er Jahre wurden die ersten Tauschbörsen gegründet, Plattformen wie Napster starteten durch und versorgten jeden online mit Musik – illegal aber halt kostenlos.
In den folgenden Jahren ging es dann rasant bergab, bis die Musikindustrie 2014 mit einem Umsatz von 14 Mrd. US Dollar, einem Minus von fast 50 Prozent, ihren Tiefpunkt erreichte. Seitdem ist die Talfahrt der Branche aber beendet und Grund sind in erster Linie die legalisierten Onlineangebote von Streaminganbietern wie Spotify, Amazon Music oder auch Apple Music, denn sie bringen kontinuierliche Umsätze.
Spotify & Co. beflügeln das Wachstum
Verdienen die Musikverlage heute pro verkauftem Song Download rund 60 US Cent. Einmalig. Wird das Lied dagegen gestreamt, bleiben auf der einen Seite zwar nur etwa 6 US Cent hängen, jedoch wird es ja nicht unbedingt nur einmalig angehört. Kein Wunder, dass Spotify & Co. mittlerweile als Heilsbringer gesehen werden. Das schwedische Unternehmen gilt dabei mit knapp 90 Mio. Kunden und einem Marktanteil von 36 Prozent als Branchenführer, doch Apple Music holt stetig auf und hat im letzten Jahr bereits die Marke von 50 Millionen Abonnenten geknackt und liegt derzeit mit 18 Prozent auf dem zweiten Platz vor Amazon Music mit 13 Prozent. Doch jetzt kommt erneut Bewegung in den Markt, denn mit Huawei steigt ein weiteres Schwergewicht ein und startet einen eigenen Streaming Dienst.
Nachdem der chinesische Hardware Gigant Mitte letzten Jahres von der US Regierung auf eine schwarze Liste gesetzt wurde, versucht Huawei Schritt für Schritt in die Unabhängigkeit zu gehen. Smartphones müssen ohne Google Apps auskommen, weshalb man sich derzeit an einem eigenen mobilen Betriebssystem versucht und mit der App Gallery eine Alternative zum Playstore aufbaut.
Huawei Music ist Schritt in die Unabhängigkeit
Der neue Musik Streamingdienst hört auf den einfachen Namen Huawei Music und soll ein Beleg dafür sein, dass man künftig auch ohne dritte Anbieter ein rundes Angebot abliefern kann. Der offizielle Launch steht in den Startlöchern, zumindest lässt sich die dazugehörige App auch in Deutschland bereits aus der App Gallery herunterladen.
Das Musikangebot orientiert sich anscheinend stark an Spotify und den anderen Mitbewerbern. „Millionen von Songs“, so der offizielle Werbetext, stünden zum Abspielen bereit, und auch eine Offline Nutzung inkl. eigener Playlists ist möglich. Für 9,99 Euro im Monat kann man darauf zugreifen, wobei die App auch für den Empfang von Internetradio genutzt werden kann.
Der Haken scheint aber in der verfügbaren Musik zu liegen, denn auf der Homepage liegt die Betonung auf „arabische und internationale Tracks“, womit der Schwerpunkt klar sein dürfte. Auf den ersten Blick sind zwar ebenfalls hier populäre Künstler auf der Plattform zu finden, jedoch sollte die US Blockade auch bei Huawei Music Auswirkungen auf das Angebot von amerikanischen Plattenlabels haben.