I AM KLOOT – Play Moolah Rouge


Straßenmusiker Bramwell und das bierselige Vergnügen, traurig zu sein.



Immer wenn ich die Musik von I AM KLOOT höre, möchte ich ein Bier trinken. Vielleicht liegt das an der nikotin- und alkoholgeschwängerten Stimme von Sänger John Bramwell, die immer etwas Interessantes zu erzählen hat. Oder an den Harmonien, die den kleinen und großen Geschichten des Alltags das passende Gewand verleihen. Vielleicht ist es auch Bramwells aufrichtige Art, die ihn immer wie einen alten Freund erscheinen lässt. Er ist es jedenfalls, der auch Album Nummer fünf seinen Stempel aufdrückt.

I AM KLOOT galten schon immer als Live-Band. Folgerichtig verzichtet das Trio auf Play Moolah Rouge auf aufgeblasenes Tamtam und beschränkt sich auf das Wesentliche: Ein paar Gitarrenakkorde erschaffen Harmonien, die vom tristen Moll unvermittelt in ein hoffnungsvolles Dur wechseln und wieder zurück. Getragen werden sie von Bass-Grundtönen und wieder zerstreut durch rhythmische Verschieber. Über allem schwebt Bramwells einmalige Stimme mit Texten voller Gram, Witz und Poesie.

Der Opener ‚One Man Brawl‘ ist ein KLOOT-typischer Mid-Tempo-Shuffle, ‚Someone Like You‘ klingt wie die Light-Version von Oasis‘ ‚Live Forever‘. Und ‚Only Role‘ erzeugt mit E-Piano und Slide-Gitarre eine Art hypnotische Schwermut. Der Rest bewegt sich in gewohnter Manier irgendwo dazwischen.

In ihrem bald zehnjährigen Bestehen haben I AM KLOOT so manche Band kommen und gehen sehen. Und obwohl sie sich gerade durch ihre Live-Auftritte eine treue Fanbasis erspielen konnten, gelten sie immer noch als Geheimtipp. Aber gerade diese Bodenständigkeit ist es auch auf Play Moolah Rouge, die die Band über ihresgleichen erhebt: Bramwell, der alte Straßenmusiker, der weiß, dass ein gescheiter Akkordwechsel mehr bewirkt als hundert Effekte. Der über Liebe, Hoffnung und Sehnsucht singen kann, ohne dass es kitschig klingt. Der sich mit seinen flüchtigen Gesten nicht über den Hörer erhebt, sondern ihm tröstend auf die Schulter klopft. Und der zeigt, dass vermeintliche Aussichtslosigkeit mitunter ganz heilsam sein kann. „Melancholie ist das Vergnügen, traurig zu sein“, hat das Victor Hugo einmal formuliert. Für mich bitte auch noch eins.

I AM KLOOT am 19.12.08 live in Berlin/ Postbahnhof

I AM KLOOT
Play Moolah Rouge
(Pias/ Rough Trade)
VÖ: 20.06.2008

www.iamkloot.com
www.myspace.com/iamklootmusic
www.pias.com

Autor: [EMAIL=arne.wellding@popmonitor.de?Subject=Kontakt von der Website]Arne Wellding[/EMAIL]

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