Wunderschöne Indiepop-Perlen auf dem Debütalbum der 22-jährigen Schwedin.
Wenn man sich im zarten Alter von 21 Jahren darüber beschwert, dass in seinem Leben alles falsch liefe, weil man immerhin noch kein Album aufgenommen habe, muss man einen unglaublichen Drang zur Selbstverwirklichung, zum musikalischen Ausdruck in sich verspüren. Mittlerweile ist LYKKE LI schon 22 Jahre alt und ihr erstes Album steht endlich kurz vor seiner Veröffentlichung.
Youth Novels ist auch an seinen tanzbarsten Stellen ein durchgehend zartes Album, was vor allem daran liegt, dass die Interpretin, von der die Plattenfirma überzeugt ist, sie wäre ein Mensch, „den man einfach lieben muss“, mit so einer bezaubernden, weichen Stimme durch ihre Stücke schwingt, die teilweise an die einst bei Múm singenden Valtýsdóttir-Schwestern erinnert. Der schwedische Akzent tut sein Übriges zum Charme der gesamten Platte, der nicht zuletzt mit „Lalalas“ an den richtigen Stellen oder Chören wie in ‚Breaking it Up‘ auch durch eine gewisse Naivität entsteht.
Im Gegensatz dazu steht der bisherige Lebenswandel der Interpretin. Mit 19 ging sie nach New York, um dort etwas zu erschaffen – und wurde bei ihrem ersten Open Mic-Abend direkt von der Bühne gebuht. Als sie kurz davor stand, ihre ersten Erfolge einheimsen zu können, lief das Visum aus. Wieder zu Hause in Schweden, beschloss sie dann, das MySpace-Märchen auch für sich wirken zu lassen, und plötzlich kam die Aufmerksamkeit schneller als ihr lieb war. Auch ein gewisser Björn Yttling, ein Drittel der Band Peter, Bjorn and John, spitzte seine Ohren und wurde letztlich nicht nur Freund, sondern auch Produzent von Youth Novels.
Mit seiner Hilfe entstanden 14 Songs, die LYKKE LIs Geschichten und Gefühle erzählen. Wenn sie in der unbestrittenen Trackperle ‚Dance, Dance, Dance‘ singt, dass sie niemals ihr Innerstes auf den Tisch legen, dafür aber immerzu tanzen könnte oder in ‚Let It Fall‘ von ihrem Hang zum Drama berichtet, dann ist das so, man kann ihr glauben. Untermalt werden die Songs von Cembalo, Theremin oder Flöten, ungewöhnlichen Klängen eben, wie es bei einem Lebenslauf wie dem ihren auch kaum anders sein könnte. Youth Novels ist nie laut und aufbrausend, immer angenehm und schmeichelnd, trotzdem aber eben keine Lounge-Musik, sondern wunderschöner Indiepop. Hätte goldener Schimmer einen Klang, er würde hier zu finden sein. Vielleicht ist er es sogar.
„If you wanna complain: I’m not the complaint department“, singt sie in ‚Complaint Department‘ – Beschwerde ist jedoch nicht herauszuholen aus diesem Debütalbum. Wahrscheinlich wird LYKKE LIs Fanschaft eher aus weiblichen Hörern bestehen, aber was macht das schon. Nein, LYKKE LI hat sicher nichts Neues erfunden, aber momentan gibt es nichts, das man mit dieser jungen Schwedin vergleichen könnte. Man muss sie einfach mögen.
LYKKE LI am 26.09.08 live in Berlin/ Roter Salon (Volksbühne)
LYKKE LI
Youth Novels
(LL Recordings/ Eastwest/ Warner)
VÖ: 29.08.2008
www.myspace.com/lykkeli
www.lykkeli.com
Autor: [EMAIL=melanie.gollin@popmonitor.de?Subject=Kontakt von der Website]Melanie Gollin[/EMAIL]