INTERPOL + BLOC PARTY am 07.12.2004 im SO 36

Hat ja fast schon was von (lieb gewonnener) Routine: Die New Yorker Postpunk-Waver live in Berlin.

Nach ihrem Showcase in der ausverkauften Maria Ende September machten die New Yorker der Hauptstadt im ebenfalls seit Wochen ausverkauften SO 36 also erneut ihre Aufwartung, was einerseits zur Folge hatte, dass man schon zum Support von BLOC PARTY aus London ziemliche Mühe hatte, einigermaßen in Sichtweite der Bühne im überkochenden SO 36 vorzudringen, andererseits aber auch den schönen Effekt, dass die erfolgreichen Postpunk-Heroen im April kommenden Jahres zum nächsten Gastspiel die wesentlich größere Columbiahalle stürmen werden.

Die momentan ziemlich heiß gehandelten BLOC PARTY überzeugten auch live mit intelligenten und explosiven Gitarrensounds zwischen MUSE, COOPER TEMPLE CLAUSE und FRANZ FERDINAND, einem ungemein wuchtigen Drive und sympathisch-spielfreudiger Ausstrahlung, dass man sich gerne noch einiges mehr von ihrem im Februar erscheinenden Album Silent Alarm zu Gemüte geführt hätte, doch das Schicksal einer Support-Band beinhaltet nun einmal nur ein kurzes Aufwärm-Programm für den Hauptact des Abends. Von ihnen wird man noch hören, keine Frage.

Lebte der Gig von INTERPOL in der Maria vor wenigen Monaten natürlich auch von einer gespannten, nach ihrem epochalen Debüt-Meisterwerk Turn On The Bright Lights natürlich immens hohen Erwartungshaltung hinsichtlich des damals kurz vor der Veröffentlichung stehenden neuen Albums, war es nun eher umgekehrt, war man gekommen, um die inzwischen ebenso verinnerlichten Songs des famosen Nachfolgers Antics nun auch live gebührend abzufeiern.

So standen diesmal ungleich mehr Songs des aktuellen Albums auf dem Programm, und mit ‚Not Even Jail‘ und ‚Length Of Love‘ wurde auch vor den etwas schwächeren Stücken des Albums nicht Halt gemacht, was ein-, zweimal in der unmittelbaren Abfolge mit weiteren atmosphärischen Gitarrenwave-Oden auch schon mal für etwas Langatmigkeit sorgte, aber zumeist sofort wieder durch ihre süchtig machenden, melodiös-treibenden catchy Uptempo-Nummern (‚Slow Hands‘, ‚Evil‘, ‚PDA‘) mit der durchdringenden Gänsehaut-Stimme von DANIEL KESSLER, den markant-treibenden Basslines und grandios aufeinander abgestimmten, sich mit in die tobenden Fan-Massen förmlich hineinfräsenden Gitarren wettgemacht wurde.

Einige (wenige) Überraschungsmomente der wie üblich überwiegend in Hemden und Krawatten auftretenden coolen Herren aus New York in Form des wegen Sound- und Abstimmungsproblemen abgebrochenen ‚Obstacle 1‘ gleich nach dem Opener ‚Next Exit‘, von gelegentlich um Nuancen ausgedehnten Gitarren-Parts oder eines schönen, nahtlosen Übergangs vom neuen ‚Evil‘ zum älteren Klassiker ‚PDA‘ durchbrachen hier und da eine ansonsten vorherrschende perfektionistisch angehauchte 1:1 Live-Umsetzung der Albumversionen.

Nach gut einer Stunde plus drei Zugaben war dann mal wieder Schluss, und böse Zungen würden insgesamt vielleicht von Einzug gehaltener Routine bei den einstmals als irre aufregend empfundenen INTERPOL sprechen, doch genau das sind sie sowohl auf Platte als auch insbesondere live immer noch – nur dass es sich halt inzwischen nicht mehr um den allerneuesten heißen Scheiß handelt. Wir sehen uns im April!

http://www.interpolnyc.com
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