Interview mit FUCK ART, LET’S DANCE!


„Fuck Art, Let’s Dance! ist zwar ein hedonistischer Ausruf, aber das heißt nicht, dass wir uns keine Gedanken über Musik machen…“



Am kommenden Freitag (24.08.) sind die jungen Hamburger „Mathpop“-Durchstarter von FUCK ART, LET’S DANCE! nach ungemein ereignisreichen zurückliegenden Monaten im Rahmen von Popmonitor live (w/ LEASH + Party auf 2 Floors Indie/Electro) wieder einmal zu Gast in Berlin.

Kurz vor ihrem mit Spannung erwarteten Clubgig im Rosi’s sprachen wir mit der Band über die in den vergangenen Monaten durchlaufene Band-Entwicklung, den Spagat zwischen jugendlichem Hedonismus und künstlerischer Ernsthaftigkeit sowie die eigene Positionierung innerhalb der großen Audiolith-Familie.

Popmonitor: Nach diversen EPs erschien im Mai Euer erster Longplayer Lovers Arcade beim renommierten Hamburger Indie-Label Audiolith. Wertet Ihr dies als eine Art (positiven) Einschnitt in Eurer Bandgeschichte?

Fuck Art, Let’s Dance: Es gab bis jetzt viele positive Einschnitte in unserem Leben und das der Bandgeschichte. Allem voran unsere Aufnahme in die Audiolith-Familie. Noch vor zwei Jahren hätte keiner von uns gedacht, dass wir unter die Fittiche von Lars, Artur und Hendrik kommen werden.
Der Release unserer Single „The Conqueror“ hat uns ein unglaubliches Tourjahr durch fast alle Städte Deutschlands und einige Europas geführt und uns viele neue Freunde beschert. “Lovers’ Arcade” selber ist eine Compilation. Sie setzt sich aus unseren bisherigen Veröffentlichungen und neuen Tracks zusammen, die es zum ersten Mal physisch zu erwerben gibt. Sie ist für uns ein weiterer Schritt in Richtung Album, das wir im Frühjahr nächsten Jahres rausbringen werden!

Seid Ihr in Zeiten ständiger digitaler Verfügbarkeit von Musik noch von der Bedeutung des Konzepts eines klassischen Albums bzw. dessen physischer Veröffentlichung überzeugt oder liegt der Schwerpunkt getreu des Mottos „Fuck Art, Let’s Dance!“ auch für Euch doch eher auf einem (hedonistischen) Abfeiern in Form von Rausgehen, Konzerte geben und Party machen?

Wir finden, dass man beides gut miteinander verbinden kann. FUCK ART, LET’S DANCE! ist zwar ein hedonistischer Ausruf, aber das heißt nicht, dass wir uns keine Gedanken über Musik machen. Auf der einen Seite wollen wir ein klassisches Album aufnehmen und auf der anderen Seite den musikalischen Hedonismus ausleben. Wir haben schon seit unserer Jugend viel Musik gehört und gemacht und schon früh war für uns ein gutes Album der beste Grund, auf die Konzerte dieser Bands zu gehen. Wir arbeiten gerade an neuen Songs und es sind einige Sachen dabei, die wohl die meisten überraschen werden.

Wie habt Ihr generell die sicherlich spannende Zeit seit der VÖ des Albums und Euch selbst bzw. die eigene Entwicklung wahrgenommen?

Wenn wir auf unseren Anfang zurückblicken, haben wir uns als Band in den drei Jahren schon deutlich weiterentwickelt. Wir sind viel ruhiger auf der Bühne gewesen und unsere Musik war anfangs bestimmt von subtiler Melancholie. Heute lassen wir unsere Energie fließen, wir springen, laufen, schreien auf der Bühne.
Am meisten kann man die Entwicklung aber an den Zuschauern erkennen. Mussten wir uns auf unserer ersten Tour furchtbar ins Zeug legen, um Leute zum Tanzen zu bewegen, kennt man uns nun in den meisten Städten und das Publikum weiß, was zu tun ist! Dementsprechend hat sich auch musikalisch einiges bei uns verändert, unsere Songs sind impulsiver, aggressiver und tanzbarer geworden. Das Album wird wohl die nächste Stufe sein.

Audiolith steht ja eher für expressiv ausformulierten Electro/Rave, während Euer Sound doch eine Spur subtiler ist und ihm auch eine indiepoppigere und gitarrenlastigere Note anhaftet. Wie kam es zum Signing bei Audiolith und wie fühlt Ihr euch inmitten inzwischen doch deutschlandweit etablierter (Charts-) Acts wie Frittenbude oder Egotronic, also inmitten der großen Audiolith-Familie?

Extrem wohl! Nachdem wir den Hamburger Wettbewerb “Krach&Getöse” von RockCity e.V. gewonnen haben, hat unsere wunderbare Mentorin Andrea wohl Lars Lewerenz dazu gebracht, sich uns mal anzuhören. Wir haben Lewe daraufhin zu unserer Support-Show für Ratatat eingeladen und uns viel Mühe auf der Bühne gegeben, weil wir ihn natürlich beeindrucken wollten. Sein Urteil: “Scheiß Show, Jungs!”. Aber genau das hat uns am meisten geholfen.
Seit unserem Einstieg haben wir unglaublich viel über das Musikerdasein gelernt. Damals haben wir als Zuschauer Bands wie Frittenbude, Egotronic, Bratze auf Festivals oder Clubkonzerten gesehen und uns gefragt, wie man so etwas schaffen kann. Heute hängen wir mit ihnen ab, haben sie in unsere Herzen geschlossen und tauschen uns auf vielen Ebenen untereinander aus.
Genrebestimmend hat Audiolith viele Electro/Rave-Bands hervorgebracht und wir fallen da schon ein wenig heraus. Was wir an Audiolith aber auch sehr schätzen ist, dass wir uns frei entfalten können. Jeder von uns Dreien hat seine eigenen musikalischen Präferenzen in die Band eingebracht und hat FUCK ART, LET’S DANCE! zu dem gemacht, was es ist.

Mit zunehmendem Bekanntheitsgrad steigt auch Eure Festival-Präsenz. Welche Bedeutung haben für Euch generell Festival-Slots (teils ja auch zu „undankbaren“ Zeiten)?

Wir lieben Festivals! Wenn es im Winter kalt ist, spielen wir die Venues warm und wenn es warm ist und die Sonne scheint, lieben wir es, offene Konzerte zu spielen. Natürlich sind wir nicht immer in den besten Slots eingeplant, aber daran arbeiten wir. Wir denken aber auch, dass unsere Slots spät nachts als Festivalabschluss oder nach Bands wie The Notwist nicht unbedingt undankbar sind!

FUCK ART, LET’S DANCE! – The Conqueror (Official Video HD) from Audiolith Records on Vimeo.

Wie habt Ihr das Ende Juli erstmalig veranstaltete Greenville-Festival in Paaren in Glien bei Berlin (wo ja auch schon das Berlin-Festival vor Jahren zwei eher glücklose Versuche unternahm und Schiffbruch erlitt) erlebt, wie war der allgemeine Eindruck?

Uns hat das Greenville sehr gefallen! Schöne Lage, klasse Bands und das ganze Team war unglaublich freundlich und hilfsbereit. Das Festival war zwar dieses Jahr noch nicht ausverkauft, aber die Leute sind zahlreich erschienen und haben es sich auch nicht nehmen lassen, das Tanzbein zu schwingen. Selbst eine seltene akrobatische Einlage von verrückten Matrosen war dabei! Wir fanden es alles in allem super und die Konzerte danach haben wir auch sehr genossen, da auch viele Acts wie “Dizzie Rascal” und “Iggy & The Stooges” dabei waren, die nicht zu einem normalen “Indie Line-Up” zählen und die wir noch nicht live gesehen haben. Wir kommen gerne wieder! Leider haben wir den Auftritt der “The Kabeedies” verpasst, mit denen wir als Warm-Up zum Greenville auf einem wunderschönen Dach in Berlin gespielt haben.

Habt Ihr beim Greenvillle bspw. auch die Gelegenheit gehabt, internationalen Stars/Ikonen wie Iggy Pop näherzukommen oder legt Ihr darauf ohnehin nicht so viel Wert?

Wir haben großen Respekt vor solchen – wie du schreibst – Ikonen. Besonders Iggy Pop ist bekanntlich jemand mit einer belebten Geschichte. Eigentlich ist jeder von uns Dreien mit solchen Vorbildern aufgewachsen und wollte ihnen anfangs nacheifern. Bei unserem Gitarristen Romeo und Schlagzeuger Tim waren es die Jungs um Anthony Kiedis, der unserer Meinung nach nicht nur äußerlich Ähnlichkeit mit Iggy Pop hat. Auf dem Weg aber von der Bühne zur Backstage ließ Iggy Pop unseren Gitarristen, der auch schon bei dessen Ankunft am richtigen Ort war, wissen: “I’ll never quit!”. Auf jeden Fall ein Motto, was man sich merken kann.

Seid Ihr selbst begeisterte Festivalgänger und welche sind Eure favorisierten Festivals bzw. wo möchtet Ihr als Band unbedingt einmal auftreten?

Unser erstes Festival als Zuschauer war das Hurricane. Davor, dazwischen und danach kamen immer wieder kleinere, bis wir anschließend auf dem Melt! landeten, von dem wir so begeistert waren, dass wir uns vor Ort schworen eines Tages selbst auf einer der großen Ferropolis Bühnen zu stehen. Seitdem es mit dem Touren so richtig angefangen hat, ist es für uns aber schwerer geworden, als Gast auf Festivals zu gehen. So versuchen wir die Zeit, die wir momentan auf den Festivals selber haben, so gut es geht auch als Zuschauer zu genießen, damit auch wir in Festivalstimmung kommen! Als Band hatten wir bisher auch fast nur gute Festivalerfahrungen, wunderschön waren unter anderem das Dockville, PLUS oder auch M4M in der Schweiz, was nicht heißt, dass andere Festivals weniger schön waren. Unser Traum ist es aber auf jeden Fall, auch europäische Festivals zu spielen.

Eurem Sound haftet das Etikett „Mathpop“ an und Ihr werdet gerne mit Bands wie We Have Band, FM Belfast oder Bloc Party verglichen, seid Ihr damit einverstanden oder welche Vergleiche würdet Ihr ziehen bzw. welche Einflüsse hervorheben wollen? Welche deutschen (und Berliner) Bands mögt Ihr besonders?

Es ist natürlich sehr schmeichelnd, mit Größen wie Bloc Party verglichen zu werden. Zur gleichen Zeit auch noch recht informativ, verraten diese Vergleiche einem doch in etwa, wie man auf das Publikum wirkt. Im Großen und Ganzen sind sie eine gute Sache, denn sie helfen den Leuten, die z.B. Artikel über uns in Magazinen, im Internet oder sonst wo sehen bzw. lesen, sich ein Bild von uns zu machen. Am Ende versuchen wir aber einfach nur, unser Ding zu machen, einen eigenen Sound zu schaffen und wollen uns gar nicht an anderen orientieren. Aber wir lieben Boy, Madsen, Fotos, Tomte, ClickClickDecker und viele andere – egal, woher sie kommen.

Ihr habt bekannte Indie-Bands wie We Have Band oder Who Made Who supportet, was waren diesbezüglich die bisherigen Highlights und wie sind generell Eure Erfahrungen als Support-Act, durchweg positiv?

Jede Band, die wir als Support begleiten durften, war für uns ein Highlight. Es wird einem nicht alle Tage angeboten, mit solch wunderbaren Acts auf einer Bühne stehen zu dürfen. Zum Beispiel haben wir mit FM Belfast gemeinsam “Underwear” auf der Bühne anstimmen dürfen. Who Made Who und We Have Band haben unsere Gitarren verschönert. Mit den Fotos wird gekickert und mit Frittenbude wird als Tiere verkleidet auf den Bühnen vieler Festivals gekuschelt.



Am kommenden Freitag werdet Ihr im Rosi’s in Berlin spielen, wie sind Eure bisherigen Berlin-Erfahrungen, ggf. auch im Vergleich zu eurer Heimatstadt Hamburg? Wie sind Eure Erfahrungen deutschlandweit, gibt es für Euch besondere Städte, in denen Ihr besonders gerne zu Gast seid und live spielt, gibt es erzählenswerte Anekdoten?

In Hamburg haben wir unsere Basis und auch den Ruhepunkt der Band. Dort hat alles angefangen. Als wir die ersten Konzerte außerhalb gespielt haben, haben wir gemerkt, dass es tatsächlich Unterschiede im Publikum gibt. Von dem Hamburger Publikum sagt man ja gerne, dass es nicht so leicht begeisterungsfähig ist. Wir selber haben jedoch genau das Gegenteil erfahren. Überrascht wurden wir dann besonders von Kassel und Regensburg, denn so laut wurden wir, abgesehen von Hamburg, noch nie empfangen. Für uns war es dann eher eine Herausforderung, das von guten Bands gesättigte Berlin zu überzeugen. Als Support von FM Belfast wurde es uns aber auch relativ leicht gemacht und mittlerweile fühlen wir uns auch in Berlin heimisch und freuen uns sehr auf’s Rosis. Dort haben wir noch nicht gespielt und wir lieben Clubkonzerte!

Vielen Dank für das Interview und alles Gute für die Zukunft!

FUCK ART, LET’S DANCE! am Freitag, 24.08.12 live im Rosi’s w/ LEASH + Party auf 2 Floors (Indie/Electro)

www.faldmusic.com
www.facebook.com/faldmusic

Fotos © Fuck Art, Let’s Dance! (Lena Wagner)
Autor: [EMAIL=thomas.stern@popmonitor.de?Subject=Kontakt von der Website]Thomas Stern[/EMAIL]

FacebooktwitterpinterestlinkedintumblrmailFacebooktwitterpinterestlinkedintumblrmail