Intro Intim mit THE TEENAGERS am 25.09.2008 in der Maria am Ostbahnhof


Die Backfische von heute sind auch nicht mehr das, was sie mal waren.



‚Why Do Fools Fall In Love‘ und ‚I Want You To Be My Girl‘, das waren die Hits, zu denen in den Fünfziger Jahren die Mädchenherzen reihenweise höher schlugen und der ein- oder andere Petticoat auch mal über die ansonsten streng bewachte Kniegrenze rutschte. Urheber dieser romantischen Zeilen: die von Frankie Lymon angeführte Rhythm & Blues Band THE TEENAGERS aus New York.

Gut fünfzig Jahre später gibt es neue TEENAGERS, diesmal kommen sie aus Frankreich, und statt Liebesschmalz und Süßholzgeraspel gibt dieses Pariser Trio Nettigkeiten wie „This fucking bitch deserves to die“ oder „I fucked my American cunt“ zum Besten.
Mit dem Patentrezept: einfache, provozierende Texte + Myspace + La Boum-Optik ist der Erfolg, wenig überraschend, schon kurz nach der Bandgründung eingetreten und übertraf sogar noch alle angestellten Erwartungen.

Nun also waren THE TEENAGERS zum ersten Mal in Berlin, um auch hierzulande ihr Debütalbum Reality Check zu präsentieren. Obwohl, so ganz sicher war sich die nun auf fünf Mitglieder erweiterte Band nicht so ganz. „It’s great to be in Berlin for the second time“, hieß es zunächst, bis man schließlich zu dem Ergebnis kam, dass es wohl doch der erste Hauptstadtbesuch war. Sei’s drum: Mit viel Energie und einer gehörigen Portion jugendlichen Übermuts wurde die Show durchgezogen. Die ironischen Texte (sind sie das wirklich? Beim Anblick der Spätpubertierenden nimmt man ihnen eine mögliche Ernsthaftigkeit der Texte ohne weiteres ab) mischen sich gut unter die bunte, nette Popmusik, die zum ungelenken Mithüpfen animiert. Im etwa nur halbvoll gefüllten Maria (was unter anderem am Konzertüberangebot, das an jenem Abend in Berlin vorhanden war, gelegen haben mag) gingen die in etwa 200 Konzertbesucher von Anfang an ganz gut mit. Das Publikum entsprach größtenteils dem Alter der Band (im Übrigen mittlerweile ins Twenalter übergegangen) und konnte sich somit auch ganz gut mit der Seifenblasenwelt der TEENAGERS identifizieren.

Sänger Quentin Delafon ist trotz seiner etwas quäkenden Stimme mit einem gesunden Selbstbewusstsein gesegnet und steigt auch gerne Mal auf die Lautsprecher, um seiner Nonsense-Message Nachdruck zu verleihen. Sex, Love, Party, Wodka, Pubertät, Red Bull und Schwedinnen sind laut Myspace die vorherrschenden Einflüsse der Adoleszenten, was man ihnen gerne glauben mag – doch am Ende ist das wahrscheinlich genauso lediglich cleveres Marketing wie die T-Shirts mit dem bunten Aufdruck „Beeing a teenager is not a crime“. In diesem Satz steckt allerdings viel mehr an Wahrheit, als es auf den ersten Blick erscheint. Er spiegelt das gesamte Konzept der TEENAGERS wider: nimm etwas, das jeder kennt, das irgendwie cool ist, reiße es aus seinem ursprünglichen Kontext heraus und gib ihm deine persönliche Note und vor allem einen Anstrich von Pubertätsrebellion. Fertig ist die niedliche Revolution.

„Die Pubertät / Die kam so spät: / Die Regression / Wartete schon“, so einst Wiglaf Droste. Das könnte auch für THE TEENAGERS gelten. Was jetzt noch ganz gut funktioniert, durchaus nett anzuhören ist und eine gute Party verspricht, dem könnte bereits morgen ein bisschen Rückbesinnung auf Substanzielleres ganz gut tun. Bis dahin gilt: „Who’s there for you when you’re cold and alone? The Teenagers, The Teenagers“.

www.theteenagers.net
www.myspace.com/theteenagers
www.introintim.de

Autor: [EMAIL=sandra.wickert@popmonitor.de?Subject=Kontakt von der Website]Sandra Wickert[/EMAIL]

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