Wer seit 1999 auf deutschen Märkten unterwegs ist, hat vielleicht schon einmal ihre fröhlichen Melodeien vernommen: IRREGANG aus Jena machen Mittelalterfolk in bunten Kostümen und auf altertümlichen Instrumenten. Ihr drittes Album hat sieben Jahre gebraucht und wird hier auf dem Cover witzig und etwas vermessen mit Abbey Road von den BEATLES verglichen.
„Fortuna Rota“ beginnt als klarer Harfen-Folk, zu der die Band klassisch in Latein einen Chorgesang anstimmt. Die alte Vorstellung vom Rad des Schicksals hat schon der Dark Folk-Band ROTA FORTUNAE ihren Namen gegeben. Die Thematik wird im deutschsprachigen „Schicksalslied“ zu Pfeife, Dudelsack und Bouzouki wieder aufgenommen: „Was nützen Ruhm und Macht zu Hauf? Was du gewinnst, kannst du schnell verlieren. Ungewiss ist des Schicksals Lauf.“
Trotz solch‘ weiser Worte sind die vier Spielleute eher für ihre Sauflieder wie „Feiert Die Zeit“ bekannt. Auch die lüsterne Verwirrung heißer Sommernächte wird vertont („Mittsommernacht“), wie das schon Mittelalterrocker wie ASP („Ich Will Brennen“) oder SUBWAY TO SALLY („Veitstanz“) vorgemacht haben. Selbst die freiheitliche Macht des Sängers gar im Angesicht des Todes („Spielmann“), ist letzteren nicht fremd („Unterm Galgen“). Freilich fehlt Irregang deren textliche Schärfe und musikalische Härte.
Mag auch FELIX DER PFEYFFER die Schalmei gar fein einsetzen und DOKTOR MET. FALCINELLUS seine Liedchen freudig-keck vortragen, zum echten Hit fehlt wohl noch das Schreiberkönnen.
Irregang
Faulenzia
(Selbstvertrieb)
VÖ: 27.07.2017