Iry – You Don’t Know Me

Schon verrückt, je toxischer und überkomplex die Außenwelt wird, desto simpler sind die musikalischen Interessen der Masse. Kaum jemand will sich mit neuer intellektueller Pop- oder Rockmusik auseinandersetzen, wenn man stattdessen einfach ein paar schicke Retro-Beats genießen kann. Diese Hintergrundmusik kann aber auch Stil haben und durchaus künstlerisches Mittel sein. Beweis dafür sind Vaporwave-Projekte wie IRY.

You Don’t Know Me liest sich als Album zum weiten Thema Einsamkeit und Sehnsucht im urbanen Umfeld. “Hello, you’re talking to my ghost. Leave a message.“ ist eine enervierende Aneinanderreihung von Klingelton-Tuten. Ein Kontakt ist hörbar abgebrochen. Dass die Liebe verloren gegangen ist, verraten die 80s-Gitarren im elegischen „I Remember You“.

Am nächsten Morgen geht es dann erst mit dem Vaporwave „An Ethereal Lust“ richtig los. Beats, Flöte und Saxophon besorgen einen Start in den Tag. Doch die/der Liebste will einfach nicht aus dem Kopf verschwinden („Babe, You Are Fake“).

Abends wird es dann wieder kuschelig und sehnsuchtsvoll: „Memories Deceive“ remixed Soulpop-Sänger zu extra langsamer Instrumentierung. In „Lonetown“ kehren sie zurück, wenn man dann noch in den Club aufgebrochen ist. Doch da drin ist es zu laut und es geht darum wieder einsam durch die Nacht („I’ll Keep Wandering Around“).

Nach weiteren einsamen Tagen samt Drogenrausch („Death Is A Friend„) ist dann die Trennung vollzogen („Alone Is How I Want To Stay“) und jemand neues kann gesucht werden („You Don’t Know Me“). Dieses Konzeptalbum spiegelt somit den Kreislauf vieler Großstadtsingles wieder – so postmodern, so angenehm.

 

Iry
You Don’t Know Me
(Sunset Grid)
VÖ: 08.10.23

Album bei Sunset Grid

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