JA, PANIK – The Taste And The Money


Eine Band (-WG) im Prinzip des Exzesses.



JA, PANIK ist schonmal ein guter Bandname, ein sehr guter sogar. Ende 2005 im Burgenland gegründet, veröffentlichten Andreas A. Spechtl (voc, guit), Christian Treppo (piano, voc), Stefan A. Pabst (bass, voc), Thomas W. Schleicher (guit, voc) und Sebastian Janata (drums, voc) im März 2006 ihren ersten selbstbetitelten Longplayer, dem im April 2008 nun The Taste And The Money folgte, mit dem das aktuell in Wien als WG lebende Quintett ein spektakuläres Indierockalbum abliefert. Punkt.

Gründe gibt es dafür viele; einige seien hier genannt:

JA, PANIK haben einen erquickenden Humor. Manche haben damit ein Problem. So entledigte sich die Band im Anschluss an ein Berlin-Konzert während der Popkomm 2007 in der Bar des Clubs komplett ihrer Klamotten. Die verantwortlichen Mitarbeiter der Security verstanden keinen Spaß und verprügelten die Band. Ihr nacktes Hinterteil zeigen JA, PANIK auch allen Mitgliedern der schreibenden Zunft: „Und jetzt ein Wort zu dir, over-sophisticated Pop-Diskursler: auch deine Ideen sind bankrott, ihnen fehlt der Humor. Humor würde dir und deinem Geschreibe Tore öffnen. Zerstöre, brüskiere, verhöhne, onaniere auf deine Sprachgebilde, bitte, mach nur. Wir verstehen ja zum Teil die Notwendigkeit. Aber: LACHE! Lache über uns, wenn du schon nicht über dich selbst lachen kannst. Es ist die Humorlosigkeit die deiner Kritik jeglichen Wind aus den Segeln nimmt.“, so heißt es in dem zum Album gehörigen Traktat in sechs Punkten unter römisch fünf entsprechend heilsam für jeden Redakteur. So wohltuend inspiriert bleiben alle Worte im Halse stecken; zum Glück heißt es unter III. aber auch: „Wir müssen uns glühend, glanzvoll und freigiebig verschwenden! Der Exzess, der Rausch, die Raserei muss uns treiben.“ Womit wir beim nächsten Punkt sind:

JA, PANIK sind im wahrsten Sinne des Wortes ergreifend, packen dich ordentlich am Schlafittchen und lassen dich auch nach dem Verklingen der allerletzten Note so schnell nicht mehr los. Die fünf Herren liefern keine typischen, mittelmäßigen Indierocksongs mit ewig pubertierenden Befindlichkeitstexten ab. Nein, diese Band brennt mindestens an allen Enden lichterloh. Fast alle Songs sind kompakte Dreiminüter, die vor Eindringlichkeit und Durchschlagskraft explodieren.

JA, PANIK haben einen großartigen Sänger. Den Kenner der ostdeutschen Musikszene wird Andreas A. Spechtls Gesang dann und wann an die brillante PANKOW-Stimme André Herbergs erinnern. Überhaupt Pankow: Während medial allerortens Referenznamen wie Fehlfarben oder Ton Steine Scherben fallen, sind einige der deutschsprachigen Titel, insbesondere ‚Marathon‘, ‚Quizshow‘ und ‚Chanson A Boire‘, verdammt nah an der 1981 in der ehemaligen DDR gegründete Rockband. Ein wenig exzentrisch und leicht rotzig und gleichsam sentimental entwerfen auch JA, PANIK Rocksongs, die über das bloße Geschichtenerzählen hinausgehen.

JA, PANIK covern Lou Reed. Mit ‚Satellite Of Love‘ enthält The Taste And The Money eine Version des vortrefflichen Solosongs von Lou Reed (Transformer, 1972). Der 1942 geborene amerikanische Musiker und gemeinsam mit John Cale eines der Gründungsmitglieder der von Andy Warhol inspirierten Band The Velvet Underground ist neben seinem Hang zur Schwermut auch für seine Exzesse und Unberechenbarkeit bekannt. Passt wie die Faust aufs Auge zu JA, PANIK, die eine großartige, nonchalante Coverversion einspielten. In ‚Thomas sagt‘ schreitsingt Andreas Spechtl übrigens: „Wir werden Feuer fangen, wir werden brennen, Baby, lichterloh!“. Schon längst, Baby, schon längst!


JA, PANIK
The Taste And The Money
(Schoenwetter/Broken Silence)
VÖ: 11.04.2008

[red]JA, PANIK (+ HERRENMAGAZIN) spielen bei popmonitor.berlin.live am 22.08.2008 im Rosi’s. Tickets im VVK (8 EUR statt 10 EUR an der Abendkasse) gibt es www.ja-panik.com
www.myspace.com/japanik

Autor: [EMAIL=jana.schuricht@popmonitor.de?Subject=Kontakt von der Website]Jana Schuricht[/EMAIL]

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