Mit Hits wie „Cry Baby“ oder „Mercedes Benz“ inspirierte sie eine ganze Generation: JANIS JOPLIN– Rockikone und Vorbild einer neuen Kultur aus Drogen, Alkohol und Sex. 1970 wird die Texanerin dann mit 27 Jahren tot in ihrem Hotel in Hollywood gefunden. Diagnose: Überdosis. Zahlreiche Veröffentlichungen beschäftigen sich seither mit Joplins Leben vor dem Hintergrund ihres frühen Versterbens. Weniger Beachtung findet dabei ihre private Seite – ihr Schmerz, der in der Musik seinen Ausdruck fand. Bis jetzt.
Mit Janis – Little Girl Blue zeichnet Regisseurin AMY BERG (Oscar-nominiert für Deliver Us From Evil) das Porträt einer ambitionierten, aber unglücklichen Frau, die trotz Erfolg nach Anerkennung strebt. Anhand persönlicher Briefe, Dokumente, Filmaufnahmen und Interviews mit Familienmitgliedern, BOB WEIR (GRATEFUL DEAD), DAVID NIEHAUS oder Freunden wie DICK CAVETT zeigt Berg die unkonventionelle Musikerin aus einer neuen Perspektive und macht Größe wie Zweifel nachvollziehbar.
Ganze acht Jahre lang hat sie dafür mit Hilfe des Joplin Estate im engsten Umfeld der Sängerin recherchiert. Im Interview spricht die Regisseurin über ihre Motivation und Joplins Einfluss auf die Frauenbewegung, der bis heute ungebrochen scheint…
Warum war Ihnen eine Dokumentation über Janis Joplin so wichtig?
Weil es noch keine richtige gibt – abgesehen von Janis von 1974 und vielen kleinen Sachen im Internet. Aber nichts davon wurde von ihrer Familie autorisiert und enthält so viele private Eindrücke. Ich hatte erstmals Zugang dazu. Janis hat einen Film über sich verdient, der über ihr öffentliches Bild als Party-Girl und ihren Drogentod hinausgeht.
Was hat Sie bei ihrer Recherche am meisten überrascht?
Ich habe alle ihre Briefe gelesen und mit ihren Freunden gesprochen. Dabei habe ich gemerkt, wie fragil Janis doch war. Sie hat sich um jeden gekümmert, wollte, dass alle glücklich sind, und war dabei ständig besorgt zu versagen. Das war mir neu. Plötzlich habe ich diese verletzliche Frau gesehen, die auf der Suche nach sich selbst war.
Wie war es für Sie, all diese persönlichen Briefe zu lesen?
Sehr emotional! Am traurigsten fand ich, dass Janis es eigentlich nie geschafft hat, die Wunden ihrer Kindheit zum Heilen zu bringen. Besonders berührt hat mich der Brief, der den Film eröffnet: wie sie darin Bilanz über ihr Leben zieht und offen über ihr gebrochenes Herz spricht. Sie hat sehr darunter gelitten, dass sich andere über ihr Aussehen und Anderssein lustig gemacht haben. Janis konnte sich selbst nie viel Mut machen, aber vielleicht wäre sie noch an diesen Punkt gekommen. Das ist das wirklich Traurige.
Fühlen Sie sich Janis verbunden?
Ich habe erst als Jugendliche angefangen, mich für sie zu interessieren. Meine Eltern haben ihre Musik nicht gehört, aber als ich dann mit ihr in Berührung kam, wollte ich alles über Janis herausfinden. Ich habe die Joplin-Biographie Buried Alive gelesen und spürte plötzlich eine emotionale Verbindung. Aus ihrer Art zu Singen und ihren Texten hört man so viel Leidenschaft und Schmerz heraus. Sie öffnet sich, und das hat mich berührt.
Als erste Frau des Rock’n’Roll hat Joplin mit ihren unkonventionellen Auftritten ein neues Selbstverständnis der Frau vorangetrieben, fernab konservativer Rollenbilder. Wie stufen Sie ihren Einfluss auf die Frauenbewegung ein?
Für mich ist sie dahingehend eine der wichtigsten Frauen der Musikgeschichte. Sie hat so viele Türen für alle nachfolgenden Frauen geöffnet, ihr Nachwirkung auf die Bewegung ist enorm. Die Leute reden immer nur darüber, wie scheinbar wild sie doch war, weil sie keinen BH auf der Bühne trug und ihre Achselhöhlen unrasiert waren. Wichtiger finde ich herauszustellen, dass sie einfach sie selbst war. Von der Frau der Sechziger erwartete man, dass sie ihre Rolle als Mutter oder Sekretärin erfüllte, aber Janis wollte mehr als das sein. Das klingt bis heute nach.
Inwiefern?
Janis gibt Frauen die Hoffnung, dass man tun kann, was man möchte, gleichzeitig eine Familie haben kann und sich trotzdem nicht verurteilen lassen muss. In einer von Männern dominierten Welt war sie ihrer Zeit voraus und konnte es mit allen aufnehmen. Diese Haltung sollte Frauen bis heute Kraft verleihen.
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