JENS LEKMAN am 16.02.2008 im Lido


Oh Jens…



Wer an jenem Abend nicht den Weg nach Berlin-Kreuzberg ins Lido gefunden hat, ist definitiv zu bedauern. Der schwedische Singer/Songwriter bescherte den glücklichen Anwesenden einen Abend voller Magie, Harmonie, Humor und Begeisterung. Das Setting mit einem Harem aus musizierenden Elfen glich einem verzauberten Märchenwald, aus dem sich aber alsbald der Nebel lichtete, da Herrn LEKMANs klare Stimme keinen Rauch verträgt. Das bis in die allerletzte Ecke vollgepackte Lido war die perfekte Location für den „Schwiegereltern-Poesie-Pop“, mit einem Holzboden, auf dem sich wunderbar stampfen lässt, um seine Begeisterung kundzutun.

JENS LEKMANs Musik hat orchestralen Charakter und wäre bestens geeignet, um einen Filmsoundtrack auszustatten. Im Konzert hoppelte er einem Waldhasen gleich durch die unterschiedlichsten Genres, machte Anleihen beim Motown-Sound, ging hier in die Sechziger Jahre, traf dort auf andere Leidensgenossen wie Bright Eyes oder Sufjan Stevens und klang nicht selten wie Morrissey. Ohne Scheu und fast schon schamlos integriert er Fremdmelodien in seine Lieder, wie den 1970er-Jahre Hit ‚Give Me Just a Little More Time‘ der Chairmen Of The Board in ‚Opposite of Hallelujah‘. Man würde ihm übrigens auch ohne weiteres abnehmen, dass er sich hier auf die spätere Coverversion von Kylie Minogue bezog, die damals in etwa den gleichen Niedlichkeitsfaktor hatte wie LEKMAN heute. Die einzige Konstante war LEKMANs Stimme, ein lupenreiner Bariton, der perfekt mit den Blas- und Streichinstrumenten seiner schwedisch-amerikanischen Feenmusikerinnen harmonierte.

Was aber, noch mehr als die eigentliche Musik, zum absoluten Gelingen dieses Konzerts beitrug, waren die Anekdoten, die der Schwede mit dem Berlin-Faible mit erzählerischem Talent unter die Songs mischte. Wir leiden mit, wenn Jens heimlich in seine lesbische Freundin verliebt ist und vor deren Vater beim vegetarischen Abendmahl den potenziellen Schwiegersohn mimen muss. Wir freuen uns, dass er Easyjet den Rücken kehrt und gerne die zwanzigstündige Busfahrt nach Berlin auf sich nimmt und würden gerne die fünf Euro, die er dadurch gespart hat, nach der Show mit ihm auf den Kopf hauen. Was JENS LEKMAN zudem sehr sympathisch macht, ist die Freude, mit der er auf der Bühne steht und die er ungefiltert an sein Publikum zurückgibt. Das bereits erwähnte Stampfen führte zu mehreren Zugaben, denn: „I just cannot resist stomping“.

Von einem Mann, der sogar von den Google-Wegbeschreibungen seiner schwedischen Ortschaft Kortedala zum Flughafen zu einem Song inspiriert wird, kann man einfach nicht genug bekommen. Thank you for the music, Jens.

www.jenslekman.com

Autor: [EMAIL=sandra.wickert@popmonitor.de?Subject=Kontakt von der Website]Sandra Wickert[/EMAIL]

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