Wird’s jetzt bluegrassig? Drei Jahre nach Lessons For Mutants hat JOHANNA WARREN ein magisch-trippiges Folkalbum vorbereitet, in dem sie selbst eher eine experimentelle EP sieht. Zwischendurch nahm sie Live-Aufnahmen ihres bisherigen Schaffens auf, die sie 2023 und 2024 als The Rockfield Sessions veröffentlichte.
Die Familien-Entstehungsgeschichte der neuen 9-Track-Platte ist herzerwärmend: Die dreijährige Johanna sang am 12. April 1992 ein süßes Lied aus ihren eigenen Ideen ihrer Mutter vor und tanzte für sie. Man hört es in „Rainbow Snakes“. Sie zeichnete ihrer Mutter Janis zusätzlich ein Buch (siehe Musikvideo). Diese war es auch, die das Foto von ihr auf dem Cover schoss. Jenes Buch und jenes Foto bilden die Grundlage für die inhaltliche Geschichte um eine Feenkönigin. Exakt 30 Jahre später ist die Musik ähnlich ätherisch wie die von ARROWWOOD, nur etwas weniger düster.
Los geht’s mit geheimnisvollen Synthies von ELLIS GREEN („Two Serpents / Cloud House“). Warren singt den Kinderbuch-Text über den Alltag der Fee mit Ernsthaftigkeit. Dazu klimpert das Glockenspiel. Die Flöten im „Caterpillar’s Song“ haben den Neofolk-Vibe, der es braucht, um eine mystische Atmosphäre dazu zu bauen. „Gather“ setzt die Erzählung fort, allerdings als Synthietrip. „Honeysuckle“ wiederum arbeitet mit Akustikgitarre, Triolen und Chor.
„Hummingbird“ verrät, dass die Fee wie ein Insekt klein ist und inmitten der Natur existiert. Die vom Blumengarten erweckte kindliche Fantasie funkelt durch Text und Melodie. Am Interessantesten ist jedoch „And The Girl Was Named Fire“, in dem Johanna mit sich selbst um die Wette singt und gewissermaßen ihre eigene künstlerische Erweckung als Kind feiert. Statt wie viele Mütter (Sängerinnen, Influencerinnen) die Niedlichkeit der eigenen Kinder im Netz zu kommerzialisieren, hat sich Warren ihr inneres Kind erhalten und hält es wie einen Pokal in die Höhe.
Johanna Warren
The Night Of The Wind
(Selbstvertrieb)
VÖ: 11.04.2025