„He’s a walking contradiction / partly truth and partly fiction“.
Der am 26. Februar 1932 in Kingsland, Arkansas, USA geborenen J. R. CASH war unbestritten einer der einflussreichsten US-amerikanischen Country-Sänger und Songwriter. Nach seinem Tod am 12. September 2003 ist das Interesse an JOHNNY CASH stärker denn je. Dazu trugen nicht zuletzt das noch zu Lebzeiten veröffentlichten Album American IV – The Man Comes Around vom November 2002 oder die posthum erschienenen CD-Boxen wie beispielsweise Unearthed und Personal File – Homerecordings (beide 2006) bei.
2005 inszenierte der US-amerikanischer Regisseur James Mangold eine überaus erfolgreiche Fimbiographie über den „Man in Black“ mit dem Titel Walk The Line. Gleichzeitig erschien die CASH-Compilation Ring Of Fire – The Legend Of Johnny Cash, die sich auf Platz 5 der Billboard-Albumcharts hielt. Die kommerzielle Erfolgsgeschichte des JOHNNY CASH nach 2003 macht seinem Familiennamen alle Ehre und ist bespielhaft für ein monumental-medial konstruiertes Interesse, dass sich in einer Welle aus Anteilnahme, Sympathie und ernsthaftem Interesse am Lebenswerk und Lebenslauf dieses so gleichsam widersprüchlichen, unkonventionellen, manischen und egoistischen Künstlers manifestiert. Oder um es mit den Worten des US-amerikanischen Countrysängers Kris Kristofferson, der übrigens durch einen Auftritt in der ABC-Fernsehsendung The Johnny Cash Show populär wurde, zu sagen: „He’s a prophet and a preacher and a problem when he’s stoned // He’s a walking contradiction // partly truth and partly fiction // taking every wrong direction on his lonely way back home“.
Einmal mehr griff man diese Tage in die schier unerschöpflichen Tiefen des JOHNNY CASH-Katalogs und veröffentlicht 20 Songs aus seinem Repertoire, die er zwischen 1956 und 2003 bei seinen vier Plattenfirmen (Sun, Columbia, Mercury und American) einspielte.
Ring Of Fire: The Legend Of Johnny Cash Vol. II zeichnet beispielhaft die zahlreichen (Irr-)wege und Metamorphosen dieses Ausnahmekünstlers auf: CASH, der Country- und Popstar, der Outlaw, der Depressive, der Gebrochene, der Liebende, der sozial Engagierte, The Man in Black, die Legende; JOHNNY CASH, der gezeigt hat, dass Countrymusik eben nicht konservativ oder gar reaktionär und grenzdebil sein muss.
Die Compilation enthält neben den Country- und Popstandards aus den 50er und 60er Jahren wie z.B. ‚Dont‘ Take Your Guns To Town‘ (1959) oder ‚It Ain’t Me Babe‘ (Duett mit June Carter) auch ‚The Ballad of Ira Hayes‘, eine Hymne an den gleichnamigen indianischen Zweiten Weltkriegsveteranen, der als bettelarmer Alkoholiker starb. Der Song stammt vom 1964er Album Bitter Tears: Ballads of the American Indian, ein in kommerzieller Hinsicht damals riskantes Projekt, welches jedoch CASHs Ruf als glaubwürdiger Künstler bei der aufkommenden Protestbewegung und der damit verbundenen Subkultur begründete.
Zu den Highlights zählt außerdem das Duett ‚Girl From The North Country‘ mit dem damals noch so jungen und scheuen Bob Dylan. Die CD beschließen Songs wie ‚Unchained‘, das auf seinem gleichnamigen zweiten American Recordings erschien oder ‚Bird On A Wire‘, der Leonard Cohen-Song, die stellvertretend für die finale Schaffensphase der letzten 10 Lebensjahre CASHs stehen.
Wie in jedem Jahr also reißt auch 2007 die schier endlose und mittlerweile gänzlich unübersichtliche Reihe von CASH-Compilations nicht ab. Vermutlich wird das auch einige Jahre noch so weiter gehen. Der Qualität seiner Musik tut das keinen Abbruch – im Gegenteil: Jede weitere CASH-Compilation fesselt mehr, als man in „BestOf-Verweigerer-Kreisen“ zugeben würde.
JOHNNY CASH
Ring Of Fire: The Legend Of Johnny Cash Vol. II
VÖ: 23.02.2007
(Mercury/Universal)
Abseits von Kinoverfilmung und posthumer Veröffentlichungsflut kommt nun auch noch die Unauthorized Biography von Regisseur John Ross in die Läden.
Auf einer Länge von ca. 72 Minuten gibt es originales Film-, Foto- und Tonmaterial, das vor allem die Jahre bis 1970 eingehend beschreibt. Als Interviewpartner konnte Ross CASHs jüngsten Bruder Tommy sowie musikalische Weggefährten wie Basser Marshall Grant und Drummer WS Holland (Tennessee Three) gewinnen. Wahre Juwelen für den CASH-Fan sind auch Originalszenen aus der US-amerikanischen TV-Serie This Is Your Life (1972), in der CASH unter anderem auf die Mitglieder seiner ersten Band, die „Landsberg Barbarians“ aus der Zeit seiner Stationierung in Deutschland (Würzburg), trifft.
Die DVD führt den Zuschauer an Originalschauplätze wie Dyess, wo Cash aufwuchs, in nächtliche Hotelzimmer, auf die Bühne der Grand Ole Opry, zur Nickajack Cave, dem Ort seiner spirituellen Erfahrung, die sein Leben veränderte und natürlich in CASHs Anwesen – dem „House of Cash“ – am Old Hickory Lake in Hendersonville in der Nähe von Nashville, das übrigens im Januar 2006 von Barry Gibb von den Bee Gees gekauft wurde.
Abgerundet wird diese hervorragende Dokumentation durch einen bisher noch nie zuvor gezeigten Auftritt CASHs für den US-Präsidenten Richard Nixon im Weißen Haus und Ausschnitten aus seinen frühen Auftritten in diversen US-amerikanischen TV-Shows.
„Er war der netteste, zuvorkommendste, gemeinste und bescheidenste Mensch auf der Welt.“ sagte Tommy Cash über seinen Bruder. Der Kreis schließt sich: „He’s a walking contradiction / partly truth and partly fiction“. John Ross‘ The Unauthorized Biography ist eine Liebeserklärung an eine Ikone und kommt dem Phänomen CASH – mit einem sympathischen Hauch „Homestory“ – ein großes Stück näher.
JOHNNY CASH
The Unauthorized Biography
VÖ: 26.01.2007
(Warner Music Group Germany)
www.johnny-cash.de
www.johnnycash.com
Autor: [EMAIL=jana.schuricht@bands-in-berlin.com?Subject=Kontakt von der Website]Jana Schuricht[/EMAIL]