JOYCE HOTEL – s/t

Gelungener Balanceakt zwischen RADIOHEAD-Kopie und Eigenständigkeit.



Als „die dänischen RADIOHEAD“ werden JOYCE HOTEL von ihrer Plattenfirma vollmundig angepriesen. Eine große Bürde, und ein Vergleich der eigentlich nur in die Hose gehen kann.

Tatsächlich findet man alle nötigen Versatzstücke, die auch die großen Briten auszeichnen: Verzweifelter Gesang (gern mehrstimmig), der meist nur um die richtigen Töne herumpendelt, ohne sie ganz erreichen zu wollen. Eine Stimme, die Thom Yorke zwar stark ähnelt, aber zum Glöck nie ganz so enervierend wird. Rhythmen, die nur selten gerade sind. Ein Bass, der oft ebenso elektronisch klingt, wie die an Kid A und seine Nachfolger erinnernden Analogsynthies. Und selbstverständlich scheint auch der Gitarrensound 1:1 übernommen zu sein.

Dass JOYCE HOTEL bei alledem nie zur traurigen Kopie werden, muss ihnen hoch angerechnet werden. Erstaunlich, wie sie es schaffen, trotz ganz offensichtlicher Referenzen ihre Eigenständigkeit zu wahren. Und das, ohne auch nur einen einzigen Ohrwurm zu produzieren.

Zugegeben, ganz unmelodiös sind Songs wie ‚WPAPA‘ oder ‚Blood Monsters‘ nicht. ‚Ships‘ und ‚Come Back to Bed‘ hätten vielleicht gar als Singles ihre Berechtigung. Dennoch bleiben die Stücke immer sperrig genug und gehen nie den einfachsten Weg. Da kann es schon ruhig mal zwei Minuten dauern, bis so etwas wie ein Refrain auftaucht. Wenn überhaupt. Eben das macht diese Musik so haltbar.

Ganz sicher ist dies keine Partyplatte, und manch einer wird lieber doch Hail to the Thief auflegen und die vier Dänen billige Kopisten schimpfen. Genauso sicher dürften aber auch JOYCE HOTEL ihre Freunde finden, denn dieses Album fasziniert vom ersten bis zum letzten Song.

JOYCE HOTEL
s/t
(Make My Day Records/ Alive)
VÖ: 08.08.2005

www.joycehotel.com
www.makemydayrecords.de

Autor: [EMAIL=sebastian.frindte@b-i-b.de?Subject=Kontakt von der Website]Sebastian Frindte [/EMAIL]

FacebooktwitterpinterestlinkedintumblrmailFacebooktwitterpinterestlinkedintumblrmail