Überraschend lautstarke Reminiszenz an die eigene (Rock-) Vergangenheit der in Seattle gegründeten Band um CARLA TORGERSON und CHRIS ECKMAN.
Nach ihrem 2001er Album Ended Up A Stranger, diversen Soloaktivitäten und zwischenzeitlichen Auflösungsgerüchten melden sich die Folkrock-Ikonen aus Seattle nun also endlich mit neuem Album und überraschend geradliniger Vehemenz zurück.
Inzwischen ja auch schon mit über 20 Jahren Bandgeschichte auf dem Buckel, verlassen die WALKABOUTS den auf den letzten Alben eingeschlagenen zwar überwiegend durchaus schönen, aber etwas zu gemütlich gewordenen Pfad molllastigen Wohlklangs und behaglichen Songwriterpops, kehren auf beeindruckende Weise zu ihren eigenen (Rock-) Wurzeln zurück und knüpfen mit dem neuen Album in etwa an ihre ersten Alben der 80er und besonders an das grandiose 93er New West Motel an, auf dem sie eigentlich zum letzten Mal so richtig Gitarren sprechen ließen.
Natürlich schimmern auch auf Acetylene immer wieder dezent Country- und vor allem Folk-Anteile durch, doch insgesamt ist das in einer Stimmung von „Wut, apokalyptischen Gedanken und Frustration“ – auch als enttäuschte Reaktion auf die erneute Wahl von George W. Bush – live im Studio aufgenommene Album ein absolut raues Rockalbum geworden, das auf fast allen Songs krachende, übersteuerte Gitarren auffährt und somit sicherlich als adäquat umgesetzter musikalischer Ausdruck der spezifischen Stimmung der Band während der Aufnahmen betrachtet werden kann.
Meist im Wechsel, gelegentlich auch zusammen und sich wunderbar ergänzend, müssen sich die von CHRIS ECKMAN kratzig-gehauchten sowie die gewohnt voluminös-ausdrucksstarken Vocals von CARLA TORGERSON gegen allerlei von der Band erzeugten Lärm behaupten, auch wenn es mit dem – am Ende Bläser-verstärkten – ‚Whisper‘ oder dem wunderschönen ‚Northsea Train‘ natürlich auch etwas ruhigere Stücke gibt, in denen dann auch mal ansonsten äußerst vernachlässigte Instrumente wie Violine oder Cello zu ihrem Recht kommen.
Größtenteils wird aber forsch gerockt, gleich in den ersten drei Songs mit dem noch aus leichter Lauerstellung heraus mächtig rumpelnden Opener ‚Fuck Your Fear‘ über das schwer Neil Young-lastige ‚Coming Up For Air‘ bis zur aus dem Jack Wolfskin-TV-Spot bekannten, mit unwiderstehlichem Drive und toller Melodie aufwartenden Singleauskopplung ‚Devil In The Details‘. Und auch im wunderbaren, poppig-schwungvollen ‚Have You Ever Seen The Morning‘ oder dem abschließenden 9-minütigen, düster-epischen ‚The Last Ones‘ werden die Regler aufgedreht und immer wieder gerne sperrig-gniedelige Gitarrenparts integriert.
Insgesamt setzen die WALKABOUTS auf Acetylene zu einer fast nicht mehr für möglich gehaltenen (fast schon Indie-) Rockoffensive an, die sicherlich auch bei den Konzerten ihrer im September anstehenden Tour keine Langeweile aufkommen lassen wird.
THE WALKABOUTS
Acetylene
(Glitterhouse/ Indigo)
VÖ: 08.08.2005
THE WALKABOUTS (+ THE TRANSMISSIONARY SIX) am Samstag, den 03.09.2005 live in Berlin/ Columbia Club.
www.thewalkabouts.com
www.glitterhouse.com
Autor: [EMAIL=thomas.stern@b-i-b.de?Subject=Kontakt von der Website]Thomas Stern[/EMAIL]