JULIAN CASABLANCAS – Phrazes For The Young


Die ______ Generation.



Vor bereits 57 Jahren veröffentlichte ein Herr namens John Clellon Holmes einen Artikel in der New York Times, dem er den Titel „This is the Beat Generation“ gab. Vor bereits 57 Jahren sprach besagter Autor darin ein damals neu auftretendes, jugendliches Phänomen an. Kriminalität als Ausdruck für die Absenz von sinnstiftender Wegweisung, grinsende Gesichter vor ausgeraubten Kleinwarenläden artikulieren: man nimmt uns nicht ernst, diese Gesellschaft ist inkompatibel mit unseren Wünschen, wir passen nicht hinein und wir wollen es nicht. Vor bereits 57 Jahren findet sich diese Jugend inmitten der Nachkriegszeit, Gewalt und gesellschaftlichen Zwängen verloren. Sie interessiert sich für Jean-Paul Sartre und den Existenzialismus. Es gibt keine moralische Ordnung auf der Welt, diese ist dem Menschen selbst überlassen. Wir sehnen uns nach einer Bedeutung, die von einer Welt vermittelt wird, die uns gegenüber nicht gleichgültig ist, aber wir entdecken nur einen leeren Himmel. Was sollen wir also tun?

57 Jahre später nun haben nicht nur zahlreiche jugendliche Subkulturen, sondern auch ein Herr mit einigermaßen beträchtlicher populärmusikalischer Vergangenheit diese Problematik erneut aufgegriffen. JULIAN CASABLANCAS formuliert uns die Phrazes For The Young und konstatiert: nur, weil es keine letzte Hoffnung gibt, bedeutet dies nicht, dass wir aller Hoffnung beraubt sind. „Where cities come together, to hate each other in the name of sport“, „and they take, what they want to take“. Sinnloses, weltliches Treiben führt zur Erfahrung einer allumfassenden Bedeutungslosigkeit: „No one cares anymore, I got a mind full of blank“.

Doch was entsteht aus eben dieser Leere? Die schöpferische Freiheit. „Oh I got music, coming outta my hands and feet and kisses“, und so bedient sich der Strokes-Sänger besagter schöpferischer Freiheit während der acht Lieder seines Solodebüts.
Von vergangenem Strokes-Schaffen so nicht gekannte Synthesizer finden ihren Weg zur Drum-Maschine, zu Schwirren, Zwitschern, zur spielverliebten Eingängigkeit eines Popsongs. Über all dieser munteren Zerstreuung schwebt nichtsdestotrotz das unverkennbare Timbre Casablancas stimmlichen Desinteresses – Parallelen zu bisherigem musikalischem Treiben bleiben also nicht gänzlich aus, sublimieren dadurch aber auch das nun Offerierte.

Was also lernen wir von JULIAN CASABLANCAS und seinen musikalischen Lehren aus Zeiten der Leere? Wir sind freie Geister, wir können der Herde entkommen, und darauf fruchten die erfrischenden Erzeugnisse unserer kreativen Autonomie.

JULIAN CASABLANCAS am 03.12.09 live in Berlin/ Maria am Ostbahnhof

JULIAN CASABLANCAS
Phrazes For The Young
(Sony Music)
VÖ: 30.10.2009

http://www.juliancasablancas.com
http://www.myspace.com/juliancasablancas

Autor: [EMAIL=lisa.forster@popmonitor.de?Subject=Kontakt von der Website]Lisa Forster[/EMAIL]

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