Fun that we have.
Es scheint immer noch eine Menge Leute zu geben, die nicht wissen dass sich hinter dem Künstlernamen JULIAN PLENTI kein Geringerer als Interpol-Sänger Paul Banks versteckt. Jedenfalls ließ darauf ein Festsaal Kreuzberg schließen, der NICHT aus allen Nähten platzte.
Mit seinem Solodebüt Julian Plenti…Is A Skyscraper bewies der gute Paul, dass er auch ohne seine Jungs von Interpol durchaus fähig ist, eindrucksvolle und außergewöhnliche Musik zu erschaffen, der man nicht müde wird zu lauschen. Schon seit College-Zeiten lagerten Songs in seiner Schublade, die nur darauf warteten ausgearbeitet und veröffentlicht zu werden. Und genau diese gab es an diesem Dezemberabend auf die Ohren.
Als Support wärmte eine befreundete Band aus Brooklyn die Bühne an. I´M IN YOU präsentierten einen verspielten Psychedelic-Rock, der hier und da seine Funken sprühen ließ. Nur wurde man das Gefühl nicht los, dass viele der Songs mehr Klangteppiche waren, die aus verschiedenen Ideen-Flicken geknüpft wurde, als durchkomponierte Stücke. Das Ganze war nicht unspannend, haute aber eben auch nicht wirklich vom Hocker, und für den einen oder anderen Musiker im Publikum gab es sicherlich ein paar Momente des Kopfschüttelns. Besondere Sympathiepunkte erlangte die junge Frau an der Violine, musikalisch talentiert und gut aussehend. Eine wunderbare Kombination.
Lang ließ JULIAN PLENTI nicht auf sich warten, schon nach einer kurzen Umbaupause standen er und seine Band auf der Bühne. Der Protagonist trug eine rote Mainzelmännchen-Mütze, die entweder darauf hinweisen sollte, dass bald Weihnachten ist oder einfach ein Beweis dafür war, dass der Herr eine große Portion Selbstironie besitzt. Und auch wenn das Pseudonym Julian Plenti sich klar von seiner Identität als Interpol-Sänger abhebt, hat man diese doch immer im Hinterkopf. Umso mehr verwunderte es, dass der sonst so verschlossene Guitargazer Paul Banks plötzlich so offen und locker wirkte.
Eine düstere Aura haftete den Songs dennoch an, und seine klaustrophobische Stimme schafft es sogar, Textzeilen wie „Girl on the sporting news /I just wanna tell you one thing /you’ve got the kind of sex appeal / that doesn’t get a guy like me down“ bedrückend und atmosphärisch klingen zu lassen. Die Setliste bestand aus der kompletten Trackliste des Skyscraper-Albums und ließ den Zuschauer andächtig und aufmerksam genießen, anstatt das Ganze tanzend abzufeiern. Manchmal wirkte das alles sehr trocken und komplex, doch gleichzeitig auch hypnotisierend und den Hörer in sich aufsaugend.
Gelegenheit zum Durchatmen gab es dann bei ‚Games For Days‘ und ‚Only If You Run‘, die stark an das etwas poppige Interpol-Album Antics erinnern. Einen Coversong seiner Hauptband gab es jedoch nicht zu hören, was verdeutlichte, wie wichtig ihm die Trennung der beiden Projekte ist. Stattdessen gab es von den Pixies ‚Into The White‘ und den 70er-Jahre-Klassiker ‚Horse With No Name‘ von der Band America, der – auch wenn man sich ein Schmunzeln nicht verkneifen konnte – wirklich gut interpretiert wurde.
Und als dann noch der Song ‚Goodbye Toronto‘ mit einem kleinen Acapella von ‚Let It Snow‘ eingeleitet wurde, konnte man sich sicher sein, dass hinter dem ganzen dunklen und depressiven Image des Herrn Banks ein Typ befindet, der eine Menge Humor besitzt und ein wirklich außerordentliches Händchen für großartige Songs hat.
www.julianplenti.com
www.myspace.com/iminyou
Autor: [EMAIL=eric.ahrens@popmonitor.de?Subject=Kontakt von der Website]Eric Ahrens[/EMAIL]