KAFVKA – Paroli

KAFVKA haben sich 2013 gegründet und in den letzten Jahren zu einem der spannendsten deutschen Crossover-Projekte entwickelt. Aus dem klassischen Bandquartett bildete sich rund um Rapper JONAS KAKOSCHKE inzwischen ein ganzes Kollektiv. Die ehemaligen Banddrummer SASCHA HORNUNG und STEPHAN IFKOVITS beteiligten sich an der Produktion des dritten Albums.

Musikalisch wird hier HipHop („AHN FAQ“) gespielt, aktueller Trap („Wir Gehen Zu Weit“) oder auch Crossover („Geld Geld Geld“, „Skip 2020“). Mit parolenhaften Raprock-Songs wie „Tanz Deinen Schmerz Weg“ setzen Kafvka klar auf die anstehenden Open Air-Auftritte.

Inhaltlich ist Paroli nicht minder politisch als die Vorgänger geraten. Seebrücke-Mitinitiator Kakoschka scheint sich ausreichend am Thema Asyl abgearbeitet zu haben. Jetzt greift er die AfD und deren Helfershelfer an. „Paroli“ setzt ironischerweise beim konservativen KOOL SAVAS und dessen Classics an, um zur Vereinigung aller Linken aufzurufen. Der Remix zu ihrem Hit „Alle Hassen Nazis“ ist erneut ein Feature mit SOOKEE sowie ein Gastauftritt von ROGER RECKLESS. Könnte das Original ein ähnlicher Demo-Alltime-Favorite wie „Schrei Nach Liebe“ von den ÄRZTEN werden, versuchen sich Kafvka zusätzlich mit „SNL“ an einer Neuinterpretation dessen. KRAFTKLUB („Fenster“) und BEN GALO („Mein Nachbar“) hatten bereits die Verschwörungsideologen zum Thema gemacht, worin ihnen Kafvka in nichts nachstehen („Geschichte“). Nachdem Ben Galo mit „Arbeiten Darfste“ das Jahr 2020 verfluchte, sind jetzt auch seine Mitberliner dran („Skip 2020“).

Soweit so gut. Doch leider sind Kafvka nicht ihrem Anspruch nach Vertreter der Gesamtlinken, sondern eher der Woke-Fraktion, die etwa Ben Galo von links („Wortwahl“) und LINKEN-Politikerin Sarah Wagenknecht von rechts kritisiert. Kakoschke gibt selbst zu, jetzt den identitären Bullshit der „kulturellen Aneignung“ zu propagieren. Diese will die permanente Kulturvermischung mit Verweis auf Hautfarben stoppen, so als ob Rassen oder Ethnien existierten und nicht jeder alles dürfte. Doch nur weil die Übernahme kultureller Muster rassistisch sein kann, ist sie es ja nicht grundsätzlich. Die gesamte Kulturgeschichte ist ein einziger Remix. Das scheint Kakoschke in „Paroli“ zumindest zu ahnen. Er beklagt: „Weiße Linke halten sich für reflektiert und tragen Dreads.“ Doch ist ihm klar, dass man ihm so als „Weißen“ auch seinen Rap als „Black music“ aberkennen könnte. Das Anliegen der PC-Linken „Bitte nimm dich zurück!“ („Ally“) führt letztlich zu Kulturentrennung. Hier werden Männer zu Gender-Seminaren und Weiße zu Antirassismus-Workshops verdonnert. Witzigerweise verlangt man jedoch nicht von der Oberschicht, sich Kapital-Lesekreisen anzuschließen, in denen sie lernen würden, ihren Reichtum doch bitte etwas weniger zu zeigen, um damit nicht die Gefühle der Armen zu verletzen. Mit Kapitalismuskritik ist es entsprechend bei Kafvka nicht weit her: „Jeder Banker ist ein Hundesohn.“ („Geld Geld Geld“) Und was ist mit Milliardären, CEOs oder Kleinunternehmern? Mit diesem PC-Denken kann man den Kapitalismus nur aufhübschen, nicht bekämpfen. Entsprechend geht es der Band offenbar um den Abbau von Privilegien der Mehrheit, nicht um soziale Rechte für alle.

Sei’s drum: Paroli ist eine Platte, die die aktuellen Diskurse sehr gut wiederspiegelt. Diese Band ist nicht nur motiviert, sondern auch produktiv. Wenn sie in Jugendzimmern heftige Diskussionen verursacht, nur zu!

 

KAFVKA
Paroli
(Zukunfvt/Edel/Recordjet/Uncle M Music)
VÖ: 11.06.2021

www.kafvka.de

Live

01.07.2021, Frankfurt, Bastschkapp Open Air
02.07.2021, Heidelberg, Karlstorbahnhof Open Air
03.07.2021, Düsseldorf, ZAKK Open Air
23.07.2021, Kaiserslautern, Kamgarn Open Air
24.07.2021, Schorndorf, Manufaktur Open Air
28.07.2021, Dortmund, Junkyard Open Air
29.07.2021, Essen, Zeche Carl Open Air
30.07.2021, Hamburg, Knust Latteplatz Open Air
15.09.2021, Berlin, Plötzensee Open Air

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