Kail – True Hollywood Squares

Kail - True Hollywood Squares

Das Indie-HipHop-Label Big Dada hat einen kleinen Star gefangen: KAIL, einen Nachwuchs-MC aus Los Angeles, der sich auf seinem Debüt-Album True Hollywood Squares als abgebrühter Entertainer erweist. Hat man hier tatsächlich den „ICE CUBE dieser Generation“ entdeckt?
Sein Handwerk als Rapper „KAIL“ und Produzent „DJ HANNJAHB“ lernte er bei Project Blowed als Teil der erfolgreichen Acht-Mann-Rapcrew Customer Service. Bei deren Auftritten auf Jams und Battles und beim Internet-Vertrieb seiner 2005er EP „The William Red Thedford Invitational“ muss er das Label Alpha Pup Records auf sich aufmerksam gemacht haben, von wo aus es für ihn zu Big Dada ging.

Das Album wird als Gameshow aufgebaut, das er selbst in den Rollen des Moderators, DJ HANNJAHB und BALCOLN dokumentiert. Hier beweist er durchaus Comedy-Qualitäten und dass er für einen Rapper mit seiner Stimme virtuos umzugehen vermag.
Nach dem Introtrack folgt ‚The Realest Motherfuckin‘ Tour Guide Ever‘, in dem er den Part eines Reiseführers durch das wahre Hollywood spielt. Dass neben der Glitzerwelt auch Ghetto und Armut existiert, ist hiernach klar. Wird das Ganze hier noch vor einem simplen Sample und hauptsächlich Prosa vorgetragen, ist ‚John Booboo‘ ein echter Oldschool-Rapsong und besticht mit feinem Humor und Köpfchen („I get high and see colours like Basquiat.“).

Nach diesen beiden und jedem nächsten Song folgt eine Selbstbeweihräucherung mittels des Gameshowmasters („Well, that is that sexy shit!“) und seiner Gäste. Dieser Running-Gag ist spätestens ab dem 4. Song nicht mehr lustig und ab dem 5. nervig. Sie sollen sicherlich das Album strecken.
Zudem haben es KAIL die Frauen angetan. Getreu nach dem Rap-Motto „Alles Sluts und Bitches, außer Mama“, die sich übrigens mehr Aufmerksamkeit von ihm wünscht, handeln fast alle Songs von seiner Beziehung zu ihnen. Und nun mag KAIL zwar kein „Gangster“ sein, aber dem Sexismus kann auch er sich nicht entziehen. Dieser wird wahrscheinlich als Ausdruck der Streetcredibility gesehen, genau wie die unumgänglichen F-, S- und C-Wörter.

Nach all diesen traditionellen Elementen soll natürlich auch die Musik angesprochen werden, die sich hin und wieder ungewohnt und abwechslungsreich gestaltet. Neben Beat-Geblubber und Playstation-Sounds (‚Wendy‘) gibt es Jazz- und Film-Noir-Musik (‚Sweet Dick Willy‘) auf die Ohren. Herausragend stellt sich der glanzvolle Old- School-Track ‚Peter Pennyworth‘ dar.
Die vielen Damen in KAILS Leben dürfen mit ihm im Duett oder in Skits auftreten. KAIL wechselt spielend zwischen puren Rap, Comedy und Grime. Ihn gleich mit dem frühen JAY-Z oder GRAVEDIGGAZ zu vergleichen, mag übertrieben sein, aber es zeigt seine Verbundenheit mit dem goldenen Zeitalter des HipHop. Zudem ist er ein professioneller MC.

Dem Label muss leider widersprochen werden: Dieser Longplayer kann sicher niemanden zum HipHop bekehren, denn es befindet sich kein „Clubbanger“ darauf. Aber für Freunde des Rap bietet True Hollywood Squares eine reichhaltige Fundgrube, außerdem hat man eine lustige und gehaltvolle Show vor sich.

KAIL
True Hollywood Squares
(Big Dada/ Rough Trade)
VÖ: 18.04.2008

www.myspace.com/thatsthatsexyshit

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