KAISER CHIEFS – Yours Truly, Angry Mob


„Everything is brilliant in Leeds.“



„Ruby, Ruby, Ruby, Ruby // Ahaa-ahaa-aaaa // Do you, do you, do you, do you? // Know what ya doing, doing to me?“ – Wer beim Opener des zweiten Albums der KAISER CHIEFS nicht wenigstens Arme und Beine im Takt von sich wirft, bestenfalls springt und – na klar – mitsingt, der ist vermutlich festgewachsen. ‚Ruby‘ ist die erste Single aus dem aktuellen Album und wir alle wissen weshalb.

Für Ricky Wilson (voc), Andrew „Whitey“ White (guit), Simon Rix (bass), Nick „Peanut“ Baines (keys) und Nick Hodgson (drums) aus Leeds ist Yours Truly, Angry Mob nach Employment (2005) das so oft beschriebene zweite, schwer(st)e Album, die Bewährungsprobe, die es nach dem Gewinn der Brit Awards als „beste britische Band“, „beste britische Rockgruppe“ und „bester britischer Liveact“ zu bestehen gilt: Eine Binsenweisheit, die übrigens wenig originell und vor allem sinnlos ist.

Während sich vor zwei Jahren sämtliche Musikredakteure dieser Welt einig wie selten waren und die Band, die durch den Leeds United-Spieler Lucas Radebe und dessen ehemaligen Fußballverein (die „Kaizer Chiefs“ aus Johannesburg) zu ihrem Namen inspiriert wurden, mit Lob überschütteten, ist das Lager diesmal eher gespalten. Doch genug der Vorrede, kommen wir zum Kern der Sache.

Yours Truly, Angry Mob startet mit dem bereits erwähnten lupenreinen Tanzflächenfüller ‚Ruby‘ furios. Das anschließende, nicht minder mitreißenden ‚The Angry Mob‘ kommt textlich jedoch weitaus profunder daher. „We are the angry mob // We read the papers every day // We like who we like // We hate who we hate // But we’re also easily swayed“. Laut Sänger Ricky Wilson geht es in diesem Song um die Dummheit jener Leute, die die britische Yellow Press lesen und dann protestierend vor Kinderarztpraxen auftauchen. Diese Tatsache bezieht sich auf ein Vorkommnis in Portsmouth, als die von einer Boulevard-Kampagne gegen frei herumlaufende Pädophile aufgeputschte Masse auf der Suche nach Kinderschändern im Telefonbuch auf das ähnlich klingende Wort „paediatrician“ gestoßen und prompt zur Belagerung von Kinderkliniken aufgebrochen war. Die Parallele zu ‚I Predict A Riot‘ ist offensichtlich: Genau jene Leute, die hier auf die Schippe genommen wurden, erkoren diesen Song zu ihrem Schlachtruf. Ähnliches kann wohl mit ‚The Angry Mob‘ auch passieren.

Weiter geht es mit ‚Heat Dies Down‘ und ‚Highroyds‘, zwei wahrlich schmissige, rasante, fast übermütige Uptempo-Stücke. Bei ‚Love’s Not A Competition (But I’m Winning)‘ stimmen die KAISER CHIEFS auf Yours Truly, Angry Mob erstmals leisere Töne an. ‚Thank You Very Much‘ nimmt wieder ordentlich Fahrt auf und marschiert mit drängelnden Gitarrenriffs nach vorn.

Dann endlich: ‚I Can Do It Without You‘ und der endgültige Nachweis, dass jede britische Popband diesen Job doch nur deshalb macht, um irgendwann größer als die Beatles zu werden… na gut, zumindestens größer als Oasis und Blur. Wie das geht, zeigt ganz besonders ‚Learnt My Lesson Well‘ mit dem fantastischen Piano-Intro ‚Boxing Champ‘, das Keyboarder Nick Baines singt. Klassischer, melodiöser, zackiger als ‚Learnt My Lesson Well‘ geht kein Rocksong. Überhaupt, Yours Truly, Angry Mob wird gegen Ende noch besser. Kaum vorstellbar, aber mit ‚Try Your Best‘ entschweben die KAISER CHIEFS in düstere Depeche-Mode-Sphären.

‚Retirement‘ beschließt das Album, in dem es programmatisch an das mit Employment betitelte Debutalbum anknüpft. Lebensabend, Pension, Rente, Ruhestand? Nichts schließt sich bei den KAISER CHIEFS und ihrem vorzüglichen zweiten Album mehr aus!

KAISER CHIEFS
Yours Truly, Angry Mob
(Polydor / Universal)
VÖ: 23.02.2007

www.kaiserchiefs.co.uk
www.myspace.com/kaiserchiefs
www.vertigo.fm

Autor: [EMAIL=jana.schuricht@bands-in-berlin.com?Subject=Kontakt von der Website]Jana Schuricht[/EMAIL]

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