Der Lofi-Hiphop-Producer und Soundtrack-Komponist PHOENIX GLENDINNING aus Portland ist als KALAIDO zurück. Auf das schöne, spiritistisch angehauchte Album Ghosts Of The Floating World vor vier Jahren folgt seine dritte Platte In Praise of Shadows. Zwischendurch hatte ihn das Lofi-Hiphop-Genre zu langweilen begonnen, was man seiner View Through the Mist EP (2023) auch anhörte. Tatsächlich hat sich das in den 2010ern expandierende Genre festgefahren und ist von Labels zum Teil auf einen bestimmten Sound festgelegt worden. Auch der wachsende Einfluss von KI macht es echten Producern schwer.
Neue (alte) Inspiration suchte sich Kalaido in dem konservativen Essay In Praise of Shadows (1933) des Schriftstellers Jun’ichirō Tanizaki. Dieser betrauerte das romantisierte Japan, das sich damals in der Modernisierung befand. Nun war Lofi-Hiphop schon immer nostalgisch und Kalaido durchwühlte alte Jazz-Platten, Asian Originals und seine Genre-Vorbilder, um seinerseits einen Trip in das alte Japan vorzulegen.
Das atmosphärische Geklimper im Intro „Offering“ und auch in „Water Candels“ schließt zunächst an den Vorgänger an.
„Blessings“ startet dann mit rhythmischen Drums und Jazz-Saxophon. Auch „Swaying Bamboo“ zaubert eine freundliche Atmosphäre, an der mehrere Gastmusiker mitwirken wie zum Beispiel IAN SMITH an der Flöte. Da wären viele Anime-Produzenten neidisch. Die Frauenstimme in Titeln wie „Shapeshifter“ und „Forlorn“ gehört Komponistenkollegin BROOKE DEROSA. Mit „Midnight Diner Curry“ verschlägt es den Hörer zudem in ein Jazz-Restaurant, dessen tolles Saxophon von SAM MILES gespielt wird.
Auch Kalaidos Vorliebe für Field Recordings bzw. Urban Recordings wird in „Shin-Osaka“ oder auch „In The Pampas“ und „Resting Place“ hörbar. Das immersive Erlebnis wird nur zum Ende des Albums etwas vorhersehbar. Es bietet aber Entspannungsurlaub für den Kopf.
Kalaido
In Praise of Shadows
(Kalaido Music)
VÖ: 09.05.2025