KAPAIKOS – Teerwalzer


Mandolinen auf Speed.



„Kaputte Mandolinenfolklore“ betitelt das Notfallmandolinenorchester KAPAIKOS ihre wild zusammengeschraubte Musik mit zwei Wörtern. Doch dafür bedarf es doch ein paar mehr klärender Zeilen, bevor dem Langspieler Teerwalzer genussvoll gelauscht werden darf.

Die Mandolinengruppe KAPAIKOS wurde nach einer tragischen Todesfallkette im „Bremer Mandolinenorchester“ spontan von Ole Wulfers gegründet, welche als Notanker einsprang, um dieses schwere kulturelle Loch zu schließen. Fortan traktierte ein hart gesottener Kern um Ben Rodenberg, Boris Jöns, Benni Staude und Herman Herrmann die kurzen Saiteninstrumente und versetzte ihren Bandsitz nach Berlin, um der örtlichen Mandolinenorchesterszene das Fürchten zu lehren. Schnell wurde klar, dass der geringe Ton- und Klangumfang der Fiedeln nicht ausreichte, um ausnahmslos nervtötende Klänge in die Welt zu streuen. Deswegen gesellte sich noch Thorsten Schwarz mit einer Orgel, Roland Gonko mit Bass und Oliver Kless samt Cajon hinzu, um den Gipfel der Grausamkeit zu erklimmen.

Was aus diesem Teufelsmix entstand, ist nun auf dem schon zweiten Album Teerwalzer zu hören. Im ersten Augenblick klingt es noch ganz abwechslungsreich, und die Orgel schunkelt ein wenig durch die Gegend. Doch dann bekommt der Wahnsinn einen Namen. Tonnen von wild scheppernden Mandolinen fallen in die Szenerie ein, lassen sich nicht mehr verjagen. Ein Gewühl aus Tönen, stakkatoartigen Bassläufen und pfeifenden Orgel erzeugt ein Griechenrestaurant-Feeling auf Speed. Wer nach dem zweiten Titel ‚Flubbel‘ noch nicht kapituliert hat, bekommt nun zur Belohnung feinsten Sirtaki geliefert.

Spontan verspürt man einen unerklärlichen Ouzodurst, lässt aber ganz schnell ab von diesem Gedanken, weil vergangene Erfahrungen zurückschrecken lassen. Es folgen Titel wie ‚Gauck‘ oder ‚Bavaria Blue‘, die außer massenhaft Mandolinen und einem besoffenen Männerchor nichts Neues mehr zu bieten haben. Wer spätestens jetzt die CD noch nicht zerschlagen hat und aus Frust den Ouzo im Maßkrug stürzt, dem pfeffert noch ein eher rockiges ‚PolePig‘ durch die Gehörgänge, bevor KAPAIKOS den ersten Titel mit Wahrheit bringen: ‚HILFE‘!

Mit Teerwalzer haben KAPAIKOS glamourös bewiesen, dass ihre Mandolinenfolklore nicht auf die Silberscheibe gehört, jedoch live enormen Spaß bereitet. Deswegen sei hier auch ernsthaft auf die Konzerte des Killermandolinenorchesters hingewiesen, denn niemand möchte in einer Reihe mit seinen Freunden auf dem heimischen Wohnzimmerteppich griechische Volkstänze vollführen. Nur wenn der Ouzopegel stimmt.

KAPAIKOS
Teerwalzer
(Kapaik OS/ Rough Trade)
VÖ: 14.09.2007

http://www.kapaikos.de
http://www.myspace.com/kapaikos

Autor: [EMAIL=julius.barg@bands-in-berlin.com?Subject=Kontakt von der Website]Julius Barg[/EMAIL]

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