Keine neue Gaga – Was ist von Ava Max zu erwarten?

Nach dem Spätsommerhit 2018, „Sweet But Psycho“, hat sich um die US-amerikanische Popsängerin AVA MAX (bürgerlich: AMANDA AVA KOCI) im vergangenen Jahr ein kleiner Hype gebildet. 2020 soll nach mehreren Singles endlich ihr erstes Album erscheinen. Doch braucht die Welt die fast 26-Jährige?

Die Newcomerin ist bereits seit den 2010ern aktiv. Im Netz konnte man die Künstlerin schon lange erleben: Myspace, SoundCloud, TikTok und Spotify waren die Stationen, bis sie 2018 endlich bei Atlantic Records unter Vertrag kam. Inzwischen featuren sie der R&B-Sänger JASON DERULO oder auch der Latin-Popper PABLO ALBORÁN gerne.

Trotz Ausflügen in den R&B-Bereich hat sich Ava Max aber bereits auf den gefälligsten Elektropop eingeschossen, wie er in jedem Modegeschäft zu hören ist, und verlässt sich dabei hauptsächlich auf ihre Stimme. Kein Wunder, wenn Producer wie der unvermeidliche DAVID GUETTA, VICE oder ALAN WALKER sie für sich entdeckt haben. Sollte Ava für ihr Debüt nicht eine etwas eigenständigere Produktion gefunden haben, dürfte es floppen. Denn die Extravaganz einer LADY GAGA ist weder musikalisch noch modisch von ihr zu erwarten, obwohl manche Leute angesichts von Videooutfits wie in „Tabú“ derlei Hoffnungen hegen.

Wenn Ava Max sich in Songs wie „My Way“ oder „So Am I“ als unangepasst inszeniert, erinnert sie eher an die junge PINK. Diese verkörperte ja seit „Don’t Let Me Get Me“ (2002) noch bis vor kurzem die Rebellin unter den Popstars. Ist diese zwar mit dem letztjährigen Album Hurts 2B Human wieder beim drögen R&B-Pop ihrer Anfangszeit angekommen, hatte sie dennoch spätestens mit dem rockigen Try This (2003) echte Performance-Maßstäbe gesetzt und galt als Schutzengel der Nerds und LGBT-Community („Raise Your Glass“).

Das eigenwillige AQUA-Cover „Not Your Barbie Girl“ von Ava Max könnte eine Neuauflage von Pinks „Stupid Girls“ sein. Und selbst „Sweet But Psycho“ dürfte „Don’t Leave Me“ (2009) als direktes Vorbild haben, zu dessen Video Pink in der Manier vom Stephen King-Film Misery einen Geliebten drangsalierte. Doch an der 40-Jährigen will sich Ava Max ausdrücklich nicht orientieren, sondern an deren einstiger Konkurrentin, „damn Britney Spears“.

Schließlich hat sich der Wind wieder gedreht: Galten zur Jahrtausendwende Plastik-Popsternchen wie JESSICA SIMPSON als ausgelutscht, musste sich ARIANA GRANDE 2019 dem Vorwurf des „Blackfishing“ ausgesetzt sehen: Sie verleugne ihre Identität als Italo-Amerikanerin und style sich absichtlich als schwarze Frau, um mehr Klickzahlen zu generieren. Stattdessen setzt Ava Max auf stroh- bis wasserstoffblond, obwohl sie doch kein Barbie Girl sein will. Allerdings muss sie als Sängerin erstmal an TAYLOR SWIFT und MILEY CYRUS vorbei, und die Konkurrenz junger Talente wie SABRINA CARPENTER schläft nicht. Etwas wirklich Besonderes hat Ava Max bisher nicht zu bieten und fällt daher im Hype-Check durch.

 

www.avamax.com

 

Foto: © Ava Max

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