KING KHAN + BLACK LIPS am 27.06.05 im Mudd Club


Einmal indisch Curry – extra scharf und extra laut bitte!



Irgendwie war es schon klar, dass der heutige Abend ein Leckerbissen werden sollte, denn das was man bis dato von Herrn KHAN so gehört hatte -und ich spreche nicht von irgendwelchen Eroberungszügen auf Elefanten- ist legendär. So begab es sich dann also, dass Dschingis‘ Enkel zwölften Grades, heute mit seinen sensationellen Gebetsnieschen sich im schlammigen Treffpunkt (um mal allen Anglizismen aus dem Weg zu gehen) zusammenkamen, um uns mit Hilfe der dunkel geschminkten Lippen zu entzücken – und mit „entzücken“ meine ich die unkoordinierten Bewegungen des tanzenden Publikums.

Das auf 22:00 Uhr veranschlagte Konzert offenbarte beim Einlass gleich die Insiderinfo, dass erst KING KHAN und danach die BLACK LIPS spielen sollten. Gesagt, getan und während die meisten noch auf die BLACK LIPS warteten, postierte sich schon der gesammelte Bläserchor, die Rhytmussektion und ein „Tom-Tom-Grrrrrrrl“, um die Ankunft des Königs einzuleiten.

Diesem großfürstliche Act folgte auch sogleich gekrönt mit einem überdimensionalem Eselskopf und dem obligatorischen Totenkopf-Zepter: Ladys and Gentlemen KING KHAN! Leider handelte es sich bei den SHRINES nicht um einen Haufen wildgewordener Computer-Inder. Diese wirkten im Vergleich zu Ihrem Vorzeige-Monarchen, hervorgerufen durch ihre kaukasische Herkunft, eher wie ein paar Hartz IV- Empfänger, die sich einen der besseren 1-Euro Jobs hatten sichern können.

Leider bietet die Bühne des Mudd-Club einer Big Band nicht gerade den erforderlichen Platz zur freien Entfaltung und somit gaben die Protagonisten auf dem beschränkten Einod ihr Bestes. Außerdem: im Schatten von KING KHAN unterzugehen, spricht nicht gegen die Band, sondern für den Mr. Supernatural und dessen sehr agile Vortänzerin.



Was nach dem ersten Song und dem Ablegen des Eselkopfes folgte, war eine Performance die selbst James Brown zu seinen besten Zeiten hätte alt aussehen lassen. Das Ganze war gepaart mit einer Stimme, die Shiva ausschließlich für Rockmusik erschaffen haben muss. Soviel zur Schicksalstheorie – nicht auszudenken, wenn dieser Mann irgendwo in einem IT-Unternehmen verkümmern würde.

Das Set war geprägt von Soul, Rock’n’Roll, einer Menge Sex für Männlein wie für Weiblein, mehreren Zeitreisen in die 60er Jahre und einer Agilität, die KING KHAN zu Ende des Auftritts ein wenig zu schaffen machen sollte.
Bleibt die Frage, ob es gut oder schlecht für die Musik ist, dass diese durch das doch sehr körperliche Konzept des Frontmanns ein wenig in den Hintergrund gerät, obwohl diese auch ohne visuelle Unterstützung ihre Daseinsberechtigung hätte. KING KHAN ließ jedenfalls zu keiner Zeit die Frage offen, wer hier heute Abend regiert. Wir hingen so sehr an seinen Lippen, dass einem bei der Zugabe nur durch sein plötzlich geschminktes Gesicht klar wurde, dass dieses Spektakel nun bald ein Ende haben würde. Am Ende fragt man sich, was das mit der französichen Revolution sollte: Monarchie ist doch klasse.

Man hatte es sich schon gedacht, dass es die BLACK LIPS nach der grandiosen Amtszeit ihres Vorgängers nicht einfach haben würden zu begeistern. Diese konnten dann aber doch von der guten Stimmung profitieren und so schwammen die vier doch sehr jugendlich wirkenden Jungs im Fahrwasser von KING KHAN mit ihrem Emo-Sixties-Garagenrock, um dann den Rest des trotz der fortgeschrittenen Stunde verbliebenen Hofstaates mitzureißen. Vielleicht lag es auch daran, dass sie sich am Schminkkästchen von Herrn KHAN vergangen hatten. Solide Leistung.

Ein grandioser Abend, der uns lehrte, dass Vorbands auch Nachbands sein können und Monarchien nicht in jedem Fall schlecht sein müssen.

www.kingkhan.com
www.bomp.com/blacklips.html

Fotos: © KING KHAN

Autor: [EMAIL=mirco.erbe@b-i-b.de?Subject=Kontakt von der Website]Mirco Erbe[/EMAIL]

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