Kingsize – Love, Lust And Other Disasters

Kingsize - Love, Lust And Other Disasters

Ach was, eine Indieband mit langen Haaren aus London? Ja, genau so eine hippe neue Band sind KINGSIZE. Von der Insel aus machen sie sich auf den Weg, ihr erstes Studioalbum unter die Leute zu bringen. Ob sie damit landen, hängt in Europa von den Konzerten ab. Warum, erschließt sich nach kurzem Reinhören.

Die vier jungen Knaben aus Good Old Britannia sind Sänger MIKE MCCARTNEY an der Rhythmus-Gitarre, ZANNY ALI als Lead-Gitarrist, Basser RUPERT HUGO PENDRAY TURNERS und GEORGE DAZIEL an den Drums. Alle verbindet die Liebe zu 60er-Jahre-Rock und aktuellem Indie. Vom Support für solche Größen wie ASH, LITTLE MAN TATE und BLOOD RED SHOES haben sie sich inzwischen zum Headliner gemausert.

Wer das auch in Berlin aufgenommene Album Love, Lust And Other Disasters in den Recorder wirft, dem steht was Gutes bevor. Schon ‚Boy‘ zeigt uns ein Markenzeichen dieser Platte: Die Jungs haben Spaß an verschiedenen Song-Intros. Hier sind es psychedelische Gitarren, die die Vorlage für einen Indie geben, der locker daherkommt und gebündelte Akkorde auffährt.
MCCARTNEY hat jenen der Dutzend Londoner Akzente, der besonders sympathisch klingt, und seine Stimme wirkt, als hätte sie die Songs mal in weiten Fluren und mal in einem winzigen Raum eingesungen. Ein guter Refrain und Lyrics über einen Jungen, der natürlich seine Liebe verloren hat, runden den Eindruck ab. Die Hausaufgaben sind gemacht.

Das kurze ‚Temptress‘ hüpft dann in bester MAXIMO PARK-Manier durch die Melodie, MCCARTNEYS stimmliche Nähe zu PAUL SMITH tut ihr übriges. Leidenschaft kann auch er kommunizieren, was er in der Single ‚Daze‘ unter Beweis stellt. Hier werden die knarrend-tiefen Gitarren der STROKES inklusive fixer Tempowechsel zitiert und ein melodiöser Refrain angefügt.

Überhaupt haben KINGSIZE keine Berührungsängste und ein hervorragendes Debüt eingespielt, angefüllt mit dem, was sie als Fans wohl auch gern hören würden. Indie und Britpop (‚Demon‘) mag jeder, und deshalb wird auch nicht groß rumprobiert. Um zu zeigen, dass man auch anders kann, hat man sich anscheinend Zeit für ‚Don‘t Expecting The Truth‘ genommen, ein Singer-/Songwriter-Stück mit Akustikgitarre, Geige und Klavier.

Trotz oder gerade wegen des Wiedererkennungswerts anderer Kompositionen in den ihren, legen KINGSIZE ein gutes Album vor. Poppiger Feier-Indie liegt ja schließlich im Trend, und auch die Themen sind bekannt. Man fühlt sich mit Love, Lust And Other Disasters also schnell zu Hause, da ist es nicht ganz so tragisch, dass das insgesamt ein wenig zu Lasten der Eigenständigkeit geht.
Nun müssen auch die Gigs wirklich noch so laut und schnodderig sein, wie der Vertrieb sagt, damit man sich behaupten kann.

KINGSIZE am Freitag, den 06.02.09 bei popmonitor.berlin.live im NBI (w/MÄDCHEN LIEBEN PFERDE)

KINGSIZE
Love, Lust And Other Disasters
(Weekender Records/ Indigo)
VÖ: 25.07.2008

www.myspace.com/thisiskingsize

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