KITTY SOLARIS – Berliner Act des Monats Februar 2011


Paris on my mind…



Update: KITTY SOLARIS (Record-Release-Show in Bandbesetzung anlässlich der VÖ des neuen Albums We Stop The Dance) am Freitag, 22.03.13 im Rahmen von und ), nahm sich KITTY SOLARIS noch Zeit für ein ausführliches Interview mit Popmonitor Berlin.

popmonitor.berlin: Dein neues, drittes Album Golden Future Paris unterscheidet sich stilistisch ja schon ein wenig von den beiden Vorgängern, es kommt unter Einbeziehung vielfältiger neuer Elemente (bspw. Einflüsse aus Chanson, HipHop oder französischem 60er Beat) insgesamt leichter, frischer und auf eine gewisse Art „poppiger“ daher, ohne natürlich die charakteristische verträumt-melancholische Note vermissen zu lassen. War dies von vornherein eine bewusste Entscheidung oder ergab sich diese Ausrichtung erst im Prozess des Schreibens und Aufnehmens?

Kitty Solaris: Das ergab sich erst im Studio. Zuerst hatte ich nur die Songs, die ich aufnehmen wollte. Im Gegensatz zum vorherigen Album My Home Is My Disco, wo wir die Lieder schon länger mit der Band (Schlagzeug + Keyboard) live gespielt hatten, waren die Arrangements der Songs völlig offen. Ich fand es interessant, aus Songs mit einer eher melancholischen Grundstimmung solch positive Pop-Songs zu kreieren. Hat sich alles eher zufällig ergeben. Aber ich mag das, zu schauen, wie sich alles entwickelt, statt ins Studio zu gehen und zu sagen, ich will so und so und so klingen.

Wie kam es zur Zusammenarbeit mit dem serbischen Komponisten Nicola Jeremic, der laut Presseinfo einen nicht unerheblichen Anteil am Entstehungsprozess des Albums hatte und wie gestaltete sich die Zusammenarbeit? Welchen Einfluss hatte diese Kollaboration auf das Gesamtergebnis?

Wir hatten 2009 bei der letzten Veröffentlichung eine rauschende Doppel-Record-Release-Party mit Sarsaparilla, wo Nikola Jeremic Keyboards + Samples spielt. Ich kannte die Band vorher gar nicht. Nikola meinte, „Wenn Du irgendwann noch mal was aufnehmen willst“, komm gerne mal bei uns im Echoplex-Studio vorbei.“ Das hat dann fast ein Jahr gedauert, bis ich´s tatsächlich gemacht habe. Wie gesagt, ich hatte nur die Songs und hab erst mal einen Song mit der Akustikgitarre (normal spiele ich ja immer E-Gitarre) aufgenommen. Dann haben wir zusammen an Beats und Keyboardsounds gebastelt.

Mein Schlagzeuger Steffen Schlosser kam dazu und hat etliche Ideen beigesteuert, Gitarren, Bass, Percussion und Schlagzeug eingespielt. Wir waren zu dritt ein sehr kreatives Produzenten-Team. Wir haben geschaut, was jeder einzelne Song braucht und uns davon inspirieren lassen. Mir hat die Atmosphäre so gefallen und ich fand die Zusammenarbeit so inspirierend, dass wir die ganze Platte zusammen aufgenommen haben. Ich finde es interessant, mit unterschiedlichen Leuten zusammen zu arbeiten, je nachdem kann ein und derselbe Song völlig anders klingen.

Inhaltlich dreht sich ja nach wie vor vieles vorwiegend um Themen wie Zurückgezogenheit, unerfüllte Sehnsüchte, Außenseiter der Gesellschaft sowie das Leben des „armen“, aber glücklichen Künstlers. Spielt darauf auch der Albumtitel bzw. der Titelsong „Golden Future Paris“ an?

Der Albumtitel ist die Idee meiner Grafikerin gewesen. ursprünglich sollte das Album „Get Used To It“ heißen, aber der Titel „Golden Future Paris“ passte viel besser zum Cover-Foto. Ich arbeite gern mit Zufall und dem Unterbewussten, und hinterher ergibt es meistens einen Sinn. Mich interessiert die surrealistische Herangehensweise, und es stimmt, in der Musik geht es oft um das Traumhafte, die Illusion, um irreale Zusammenhänge. Das inspiriert mich. Und natürlich ist auch das Leben des armen glücklichen Künstlers eine wichtige Inspiration.

„In einer Liga mit Feist. Lässig und kurzweilig“, „Golden Future Paris ist das Beste, was es bisher von Kitty Solaris gibt“, „Sonnendurchflutet, aufgekratzt, vom Leben geküsst“, so einige Kritiker in ihren Rezensionen zum neuen Album. Wie kommen diese Einschätzungen bei Dir an, bist Du zum Teil auch überrascht und verwundert (auch über die eine oder andere Assoziation) oder einfach nur erfreut? Hat die bisherige Resonanz auf das Album Deinen Erwartungen/Hoffnungen entsprochen, wie stark nimmst Du das überhaupt wahr und in welchem Maße beeinflussen Dich Kritiken bzw. Rezensionen?



Positive Resonanz freut mich natürlich, ich denke wirklich, dass das Album von der Produktion her das beste ist. Und natürlich ärgern mich negative Kritiken, aber damit musst Du als Künstler leben. You can´t be loved by everybody.

Ich finde es gut, wenn Kritiker sich wirklich mit dem Album beschäftigen, ganz oft geht es ja in dem Business um Einordnen in irgendwelche Schubladen. Pointierte Kritik, Musik treffend zu beschreiben und zu verstehen ist eine Kunst für sich. Oft lese ich etwas, sei es positiv oder negativ, und ich kann mir gar nicht vorstellen, wie sich die Musik wirklich anhört.
Ich glaube, du kannst deinen Weg nur gehen, wenn Du nicht zuviel auf das, was andere sagen, gibst. Aber es ist wichtig, sich immer wieder selbst zu hinterfragen und sich weiter zu entwickeln.

Nervt Dich inzwischen eigentlich das (ursprünglich von Dir selbst kultivierte) Klischee des Do-it-yourself-Prozederes in der heimischen Küche, das ja immer noch gerne in Rezensionen und Artikeln über Dich aufgegriffen wird?

Oh no, die Geister, die ich rief! Stimmt natürlich in gewisser Weise, aber jetzt kann ich die Wörter „Lofi-Pop“ und „Küche“ fast nicht mehr hören. Das Image werden wir wohl so schnell nicht mehr los…..

Du betreibst mit Solaris Empire ja auch Dein eigenes Label (neben Kitty Solaris u.a. My Sister Grenadine, Sarsaparilla, Marta Collica…) und bist mit der Lofi-Lounge im Schokoladen zudem als Veranstalterin tätig. Besteht da nicht die Gefahr, dass einem alles zu viel wird und auszubrennen? Und bleibt vor allem noch genügend Raum für die künstlerische Kreativität?

Sarsaparilla ist ja bei Revolver Distribution Services! Ich fühle mich der Band allerdings sehr verbunden, weil die sie großen Anteil an unserer letzen Albumproduktion hatte, sie haben uns total unterstützt! Mein Traum ist eigentlich eine Community, die sich gegenseitig unterstützt, ich glaube, zusammen kann man mehr erreichen als allein.

Die verschiedenen Aktivitäten sind schon sehr umfangreich, aber ich mache ja nicht alles zur gleichen Zeit. Jetzt nehme ich mir etwas Zeit für meine Musik, das Release und live zu spielen. Letztes Jahr hatte ich ein Burn Out, aber dann bin ich durch das Musikmachen und die Aufnahmen wieder runtergekommen. Musik machen war für mich die reinste Entspannung.



Gibt es für Dich eigentlich so etwas wie eine Grenze zwischen Privatem und Beruflichem oder geht das nahtlos ineinander über? Wie steht es generell um das Verhältnis von Motivation und Resignation, auch was den ja sicherlich nicht unbedeutenden finanziellen Aspekt betrifft?

Ich glaube, es ist gut, wenn man eine Grenze zwischen Privatem und Beruf zieht. Ansonsten könnte man ja zum Worcaholic werden. Es klappt nicht immer. Klar frage ich mich manchmal, ob ich nicht was „Vernünftiges“ machen könnte mit geregeltem Einkommen. etc., aber wahrscheinlich würde das nicht zu mir passen, ich bin nicht der Typ dafür. Da wären wir wieder beim Thema des armen mehr oder weniger glücklichen Künstlers. „I think we should give it a try before we say goodbye, before it´s too late, before we break…“ (aus ‚Golden Future Paris‘)

Anlässlich der Veröffentlichung von Golden Future Paris steht ja auch wieder eine umfangreiche Tour an, wie sind Deine Erfahrungen außerhalb Berlins, wie die Unterschiede zwischen Großstädten und kleineren Städten? Welche Erfahrungen hast Du bislang im Ausland gemacht?

Manchmal ist es in kleineren Städten einfacher, aber es kommt immer drauf an, was für ein Abend, wie die Werbung lief, etc… Im Ausland zu spielen, war noch spannender, z.B. auf diesem riesigen Festival in der Türkei oder in einem kleinen Pub im London. Ich würde gern mehr im Ausland spielen, das ist interessant, weil das Interesse an einer Band, die aus einem anderen Land kommt, meistens größer ist, und weil man das mit Reisen und Sightseeing verbinden kann. In Deutschland kenne ich jetzt schon einige Städte….. Paris und Rom und New York wären ein Traum!

Am 10.03.11 findet im NBI die Record-Release-Party in Bandbesetzung statt (w/ Sarsaparilla). Auf was können sich Fans und Freunde einstellen bzw. freuen, wird es irgendwelche Besonderheiten, bspw. Gastauftritte o.ä. geben?

Wir sind gerade am Proben und es klingt ganz gut. Unser Produzent Nikola Jeremic wird mit von der Partie sein, wahrscheinlich noch Damir Bacikin an Trompete, dazu noch Backingvocals und Gitarre, Tänzer suche ich auch noch! Lasst Euch überraschen!

Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg für Album und Tour!

KITTY SOLARIS am Donnerstag, 10.03.11 im Rahmen von Popmonitor live im NBI/ Kulturbrauerei (Record Release Party w/ www.kitty-solaris.de
www.myspace.com/kittysolaris
www.solaris-empire.de

Autor: [EMAIL=thomas.stern@popmonitor.de?Subject=Kontakt von der Website]Thomas Stern[/EMAIL]

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