KMFDM und PANIC DRIVES HUMAN HERDS am 24.11.2005 im K17


Fette Klänge und fette Stimmung trotz der ersten Rotzkälte und roter Nasen.



Bei ihrer Anreise aus dem kalten Oslo, wo die Bands am Vortag rockten, haben KMFDM und PANIC DRIVES HUMAN HERDS gleich den Winter mit in unsere Breiten gebracht. Beim ewigen Warten an Einlass und Garderobe bot sich dadurch die einmalige Möglichkeit den alljährlichen Wintertemperaturgewöhneffekt zu beschleunigen oder sich einen fetten Schnupfen zuzulegen. Der kann ja als neuer Mitbewohner in einer Wohngemeinschaft auch für klasse Stimmung sorgen auch wenn er sich vermutlich um die monatlichen Rechnungen drücken wird.

Für mich war der Abend gleichzeitig auch der erste Besuch in der Konzerthalle des K17. Urteil: Schicke Live-Location. Doch nun zum Eigentlichen.

PANIC DRIVES HUMAN HERDS haben Berlin ja bereits im vergangenen Jahr (2004) zusammen mit KMFDM heimgesucht. Die Band um Alec Empire`s Gitaristen ROBBIE FURZE überzeugte damals wie heute durch Industrial-Punk-Trash vom Feinsten. Aber irgendwie habe ich immer noch Probleme damit mir ein „die passen zu KMFDM“ abzuringen.

Das sahen auch viele der zahlenden Gäste ähnlich und wahrten einen gebührenden Sicherheitsabstand zur Bühne. Teilweise etwas gelangweilt verfolgten sie das auf und ab von düsteren und brachialen Soundstrukturen, die nicht wirklich zum abtanzen einluden oder beschäftigten sich mit a) sich selbst b) der Bar oder c) dem Merchandise-Stand, sofern sie nicht alles photographierend durch die Gegend sprangen.

Dennoch hatte ich den Eindruck, dass PANIC DRIVES HUMAN HERDS insgesamt besser ankamen als noch 2004. Das vielleicht passendste beiläufige Kommentar zum Klangbild der Band war wohl jenes: „Die klingen irgendwie wie eine Mischung aus Nine Inch Nails, System of a Down und Smashing Pumpkins.“ Also im Fazit ein interessantes Konzert, aber nicht der erhoffte musikalische Urknall.

KMFDM oder aber auch „Kein Mitleid für die Mehrheit” wurden 1984 in Hamburg gegründet und zählen zu den Urgesteinen des Industrial-Rocks. Auch wenn es KMFDM ziemlich schnell in die USA verschlagen hat, wo sie auch nach kommerziellen Maßstäben wesentlich erfolgreicher sind, gibt es auch hierzulande eine treue Fangemeinschaft. Nachdem das für Leipzig geplante Konzert dem Gig in Paris bzw. den durch die Unruhen erhöhten Sicherheitsbedingungen zum Opfer fiel, war das auch deutlich in Berlin zu spüren, denn nicht wenige sächsische Fans verirrten sich in die Hauptstadt um ihre Helden zu bestaunen.

Nach einer relativ kurzen Umbaupause eröffnete die Formation um die Vocal-Protagonisten SASCHA KONIETZKO und LUCIA CIFARELLI den musikalischen Reigen mit ’Hau Ruck’. Sofort füllten sich die leeren Räume an der Bühne und die Menge begann zu zappeln. Aber irgendwie hat man das alles schon energetischer gesehen, was meiner Meinung nach eher an der gewählten Playlist liegt, die mit ’Hau Ruck’ einen eher gedämpften Anfang bot.

Es dauerte eine Weile bis das Publikum die gewohnte „Stronger than never ever before!“-Mentalität auslebte, was SASCHA zu dem freudigen Ausspruch verleitete: „Wer hätte das noch erwartet!“ Aber eigentlich bleibt es beim gewohnten Erfolgskonzept: Harte Gitarren, harte Drums, harte Elektrosounds, fordernde und provozierende Texte. Dazu ein belebender Spritzer Sex-Sales durch Performance und Stimme von LUCIA.

Die Gitarrenmeister JULES HODGSON und STEVE WHITE boten wie immer ein göttliches Bild. Über die Bühne stürmend oder in Rock-a-Billy-Manier mit einer Kippe im Maul am Bühnenrand stehend, präsentierten sie ihr Können. Ihr Zusammenspiel und gerade der Schlagabtausch durch Gitarrensolos sind schon legendär.

Etwas merkwürdig mutete das Arbeitsgerät von Drummer ANDY SELWAY an, der hinter einer fetten Plexiglasscheibe in der Mitte der Bühne platziert war. Irgendwie wartete ich vergeblich darauf, dass irgendwer sich erbarmt und Farbbeutel oder wahlweise andere bunte Dinge dagegen schmeißt um dem Ganzen eine farbige Nuance zu verpassen und das Gesamtbild zu beleben.

Im Fazit eine geniale Show und ein echt gelungener Abend, auch wenn ich mir persönlich ein oder zwei zusätzliche Thekenhauer wie ’Light’, ’Rules’ oder ’More and faster’ gewünscht hätte. Aber so ist das halt, wenn man mit einer neuen sehr zu empfehlenden Scheibe auf Tour geht.

Playlist
01. Hau Ruck
02. Son Of A Gun
03. Free Your Hate
04. Every Day´s A Good Day
05. Terror
06. Mini Mini Mini
07. Inane
08. New American Century
09. Real Thing
10. Adios
11. Waste
12. Last Things
13. A Drug Against War
—Zugaben—
14. WW III
15. Attack/Reload
16. Megalomaniac
17. DIY

Ein paar visuelle Eindrücke findet ihr in unseren Fotoshows.

[URL“>http://www.kmfdm.net
[URL“>http://www.hatechannel.com
[URL“>http://www.k17.de

Foto: © lx
Autor: [EMAIL=christoph.albrecht@b-i-b.de?Subject=Kontakt von der Website]Christoph Albrecht[/EMAIL]

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