Kraftklub – Kargo

KRAFTKLUB waren mal DIE ÄRZTE der Millennials. Doch das letzte Album von 2017 war nicht mehr sooo geil. Seitdem ist ’ne Menge passiert, u.a. das Solo-Projekt KUMMER von Sänger FELIX. Kriegt er es mit seinen Jungs auch nach der sogenannten Zeitenwende hin, relevant zu sein?

Ihre alte Cleverness kommt einem sofort mit „Ein Song Reicht“ wieder entgegen: Erinnerung an die Ex dank einem Song von MIKE SKINNER. Jaja, die zweite Indiewelle der 2000er. Seufz. Und schon ist man wieder drin im K-Film. Mit dem Abgeh-Song „Teil Dieser Band“ reflektiert Felix dann über den eigenen Hype, der irgendwie über ihn kam: „Ich weiß nicht, wie’s geht – mehr Glück als Verstand.“ Er verspricht aber, dass es weitergehen wird.

Mit „Wittenberg Ist Nicht Paris“ erzählt KARL SCHUMANN (Gitarre) ein wenig spöttisch von der einstigen Anti-Nazi-Jugend, die dann z.T. wegzog, dahin, „wo es keine Nazis gibt.“ Dann die erste Überraschung: „Fahr Mit Mir“ ist ein Feature mit TOKIO HOTEL, aber was soll das? Klar, ist man sich einig in der Einzigartigkeit aber sonst? Bei „Blaues Licht“ stellt sich auch die bekannte Kombi aus Kummers ehrlichen Verses und Schumanns eingängigen Refrains wieder her. Doch jeder Song scheint etwas ruhiger als früher. Abgeklärt war man immer. Eine ähnliche Entwicklung hat auch CLUESO schon bestritten. „Kein Gott, Kein Staat, Nur Du“ ist entsprechend ein erstaunlich platter Love-Popsong mit MIA MORGAN.

„Angst“ ist die noch deutlichere Version von dem was, RAMMSTEIN im April mit einem Song gleichen Namens ausdrückten: Nur weil jemand populistisch aufgehetzt, besorgt ist, hat er nicht das Recht, andere auszugrenzen. Egal wen. Wieviel kann man eigentlich als Band politisch dagegen erreichen? „Vierter September“ ist wirklich selbstkritisch: Am 3. September 2018 setzten sie ja mit vielen anderen in Chemnitz ein Zeichen, wie man so schön sagt. Doch damit verschwand der Rassismus und Sexismus natürlich nicht. Was man herstellen kann, ist aber Solidarität, die Erkenntnis: „Ich bin nicht allein!“

Zwei Songs fassen noch einen weiteren Mist der asozialen Medien gut zusammen: Den beneidenswerten Youtubern und Influencern fliegen die Herzen zu und Kraftklub sowie BLOND rocken in „So Schön“ halbironisch aus Distanz darüber. Und Selbstkritik ist im Netz auch nicht vorgesehen („Der Zeit Bist Du Egal“). Für vieles könnte man sich entschuldigen, z.B. für den Text von „Dein Lied“. Selbst die Ärzte spielen ja jetzt „Elke“ nicht mehr. Ihre Erben kriegen es nach wie vor hin.

 

Kraftklub
Kargo
(Vertigo Berlin/Universal Music)
VÖ: 22.09.22

www.kraftklub.to

Live

10.11.22, Kiel, Wunderino Arena
11.11.22, Rostock, Stadthalle
12.11.22, Lingen, Emsland Arena
14.11.22, Hamburg, Sporthalle
15.11.22, Braunschweig, Volkswagen Halle
17.11.22, München, Zenith
18.11.22, München, Zenith
19.11.22, Wien, Stadthalle
21.11.22, Düsseldorf, Mitsubishi Electric Halle
22.11.22, Münster, Halle Münsterland
25.11.22, Stuttgart, Schleyer-Halle
26.11.22, Zürich, Halle 622
18.11.22, Wien, Stadthalle
28.11.22, Köln, Palladium
01.12.22, Berlin, Max-Schmeling-Halle
02.12.22, Leipzig, Quarterbeack Immobilien Arena
03.12.22, Frankfurt/Main, Festhalle
04.12.22, Erfurt, Messehalle

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